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Ein Hund namens Gracie

Ein Hund namens Gracie

Titel: Ein Hund namens Gracie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Dye , Mark Beckloff
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als Avenue of the Americas verzeichnet war, gab es den größten Verkehrsstau in der Geschichte. Kein gutes Zeichen.
    Mark drehte sich vielleicht um 2 Grad in meine Richtung - nicht viel, aber genug für mich, um zu sehen, wie sein Augenlid zu zucken begann. Auch kein gutes Zeichen. Gracie, die sich zwischen die Vordersitze gequetscht hatte, schüttelte den Kopf und zog sich mit Dottie und Sarah zurück.
    »Wartet mal ’ne Sekunde«, sagte Michael. »Wenn ich mir das auf dem Plan so ansehe... Okay, es sieht so aus, als könnten wir die Stadt nach Osten auf der Canal Street durchqueren, dann weiter nördlich auf der Allen Street, die dann zur First Avenue wird und sie bis zur, wartet mal, die ungeraden Straßen gehen nach Westen, also zur 49. Street nehmen, und dann schleichen wir uns von hinten an die Fernsehstudios.
    »Michael«, sagte ich, »bist du bestimmt noch nie in New York gewesen?«
    Er sah verblüfft aus. »Ehrlich, Onkel Dan - ich orientiere mich am Stadtplan.«
    Michael stellte sich als geborener Navigator heraus, und als das Auto hinter den Studios zum Stehen kam, ließ ich erst mal Luft ab. Wir hatten noch 18 Minuten. Was konnte denn jetzt noch schief gehen?
    Wie heißt es in diesem Lied? »Wenn du’s dort schaffst, schaffst du es überall«? Jetzt wurde mir bewusst, was das wirklich bedeuten sollte: »Wenn du es entgegen allen Vorzeichen und trotz deiner größten Anstrengungen schaffst, dorthin zu kommen...« Denn kaum hatten wir das Gebäude betreten - Mark und Sarah und Dottie strebten schon den Aufzügen zu -hatte Gracie nach einem Blick auf den schwarzen Marmorboden beschlossen, dass sie keine Pfote darauf setzen würde.
     

     
    Geschah das wirklich? Hatte mein überdimensionales Hündchen Angst vor einem schimmernden Marmorboden? Mit einem Mal stand mir ein Ereignis vor Augen, das sich vor zwei Jahren abgespielt hatte, als Gracie auf der Kellertreppe gestolpert war. Sie war so schwer gestürzt, dass die rechte hintere Kniescheibe rausgesprungen war. Seitdem hatte sie sich kategorisch geweigert, Treppen zu benutzen. Jetzt sah ich genau dieselbe Art von Weigerung: Ich werde mich hierauf auch nicht den Bruchteil eines Zentimeters vorwärtsbewegen. Und aus einem sehr einfachen Grund: Der Boden sah für sie so gefährlich wie Treppen aus. Er war gewienert und auf Hochglanz gebracht worden, man konnte darin die Barthaare seines Schnurrbartes zählen (wenn man einen Schnurrbart hatte). Und genau das verängstigte Gracie so. Mit ihren langen Beinen hatte sie nicht den geringsten Halt auf einem solchen Boden.
    Mark brüllte: »Nun hört auf mit dem Blödsinn, der Aufzug ist hier drüben! «
    Ich sah ihn verzweifelt an und brüllte zurück: »Sie weigert sich, den Marmor zu betreten!«
    Mark lächelte den Vorübergehenden zu, die uns mit unserer Meute angafften. Dann drehte er sich nach mir um und sagte mit einer beängstigend ruhigen Stimme: »In Ordnung. Wir haben noch zwölf Minuten, bis die Show losgeht. Warum trägst du sie nicht?«
    Eine kleine Menge hatte sich um uns gebildet, bestimmt begeisterte sie die Aussicht, einen Mann ein mittleres Pferd durch die Lobby eines Wolkenkratzers tragen zu sehen. Da ich nie die Gelegenheit zu einer Mutprobe ablehnte, wenn sich mir eine bot, und außerdem in den Schaulustigen zukünftige Kunden sah, die um jeden Preis unterhalten werden wollten, nahm ich Gracies Leine zwischen die Zähne und hievte ihre 140 Pfund hoch. Ehrlich, ich weiß nicht, wer von uns beiden überraschter war. Als ich unter ihrem Gewicht zum Aufzug wankte, klatschte die Menge begeistert, während Mark den Kopf schüttelte.
    »Du bist doch schon berühmt«, sagte er.
    »Ja«, antwortete ich, »ich hoffe, das ist einen Leistenbruch wert.«
    Sowie ich Gracie im Aufzug untergebracht hatte, stellte sich Mark mit Dottie und Sarah hinter uns. »Du brauchst deinen Auftritt einfach, stimmt’s?«
    Ich schmetterte ihm meinen patentierten Clint-Eastwood-Blick zu. »Du kannst mir dankbar sein, dass ich zu reif bin, um zu erwähnen, wer vergessen hat, unseren heutigen Weckruf zu organisieren.«
    Mark starrte geradeaus und pfiff vor sich hin. Er hielt sich an das internationale Aufzugsprotokoll, nach dem alle anderen unsichtbar sind.
    Ich war noch nie in meinem Leben so froh gewesen, einen grauen Teppich zu sehen, wie in dem Moment, als sich die Türen im sechsten Stockwerk öffneten. Einer der Produzenten, der dort auf uns wartete, meinte, unsere Verspätung sei kein Problem, da wir noch nicht gleich

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