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Ein Hund namens Gracie

Ein Hund namens Gracie

Titel: Ein Hund namens Gracie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Dye , Mark Beckloff
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Auftritt war zweigeteilt. Erst sollten wir dem berühmten Gastgeber beibringen, wie man Mitternachtshäppchen macht, und dann, nach einer Werbepause, sollten wir Typen uns mit den Hunden zum Interview am berühmten Schreibtisch einfinden. Einfach, stimmt’s? Es gab doch keinen Grund, mit drei überreizten Hunden vor einem Millionenpublikum aufzutreten und nervös zu werden, stimmt’s?
    Der erste Teil lief auch ganz gut, wenn man bedenkt, dass alles für uns zurechtgelegt worden war und wir nicht wirklich kochten, sondern eher die Zubereitung demonstrierten, wobei wir die Häppchen in den verschiedenen Stadien ihres Werdegangs vorführten. Wir mussten die Hunde auf Abstand halten, um sicherzugehen, dass sie sich nicht mit den Zutaten verdrückten, aber sie waren nicht beleidigt, sie hatten ja ihr Rohleder zu bewältigen. Ich musste mir Zureden zu atmen, aber Mr. Berühmt war so witzig, dass ich meine Nervosität schnell vergaß. Leider vergaß ich auch, dass wir nicht zu Hause auf dem Sofa saßen und ihm im Fernsehen zusahen. Zum Glück stieß mir Mark seinen Ellbogen in die Rippen und forderte mich auf, Mr. Berühmt zu antworten und nicht nur über seine Witze zu lachen.
    Noch vor der Pause hatte Michael die Hunde zum Set bugsiert. Als wir uns dazusetzten, sah er mich bekümmert an und murmelte so was wie »Tut mir Leid wegen dem Schreibtisch« und verschwand in den Kulissen.
    Ich wandte mich an Mark. »Was hat er gesagt?«
    »Ich weiß es nicht. Hat sich angehört wie >Tut mir Leid wegen dem Schreibtisch< oder so.«
    Ich sah mir den Schreitisch von Mr. Berühmt an. Ich konnte nichts Besonderes an ihm feststellen, er schimmerte sogar noch mehr, als ich es in Erinnerung hatte, und im Gegensatz zu unserem Mobiliar zu Hause wies er keine Nagespuren auf. »Das ist merkwürdig«, sagte ich. »Es ist doch gar nichts los mit dem... Gracie!« Sie war hinter dem Schreibtisch und sabberte daran herum, als sei er ein überdimensionaler Lutscher. Die gesamte Oberfläche des Schreibtischs war mit etwas bedeckt, was ich hier euphemistisch als »Gracie-Lack« bezeichnen möchte. Ich griff sie mir, zog sie hinter die Couch und gab ihr das Rohleder zu kauen. Im selben Moment nahm Mr. Berühmt breit lächelnd seinen Platz ein, und Mark flüsterte: »Tut mir Leid wegen des Schreibtischs!«
    »Warum, was ist denn mit dem...« In dem Bruchteil der Sekunde, bevor seine Ellbogen das Holz berührten, sah Berühmt genau, was mit dem Schreibtisch los war. Ich hätte ihm mein Taschentuch gegeben, aber wir waren schon mitten drin im »5-4-3...«
    Es wäre schön gewesen, wenn das das Letzte gewesen wäre, was an dem Abend schief lief. Gracie, Gott sei ihrem samtweichen weißen Fell gnädig, hatte ihre eigenen Vorstellungen. Oder vielleicht nur eine andere Vorstellung, aber die war nicht unproblematisch: Sie bemerkte, dass sie nach all den Jahren als Maskottchen, Hundesprecherin und Flaggschiff der Three Dog Bakery Lampenfieber hatte - und weigerte sich kategorisch, hinter der Couch hervorzukommen.
    Wenn sie kleiner gewesen wäre, hätte unser berühmter Gastgeber ja witzeln können, dass wir gar keinen dritten Hund hatten, aber Gracie war gerade noch groß genug, dass man ihre Augen und einen Teil ihrer Schnauze hinter der Rücklehne vorgucken sah, was Mr. Berühmt dazu veranlasste, das Dum-dum-Dum-dum-Thema aus »Der weiße Hai« zu trommeln. Falls sie je das Bedürfnis verspüren sollten, das New Yorker Fernseh- und Radiomuseum aufzusuchen, dann können Sie die Show ja ausgraben und sich selbst davon überzeugen (obwohl ich aufrichtig hoffe, dass Sie etwas Besseres mit Ihrer Zeit Vorhaben). Dann wird Ihnen auffallen, wie mein linker Arm hinter der Couch verschwindet, weil ich sanft, aber entschlossen versuchte, Gracie in den Raum zu schubsen, während ich natürlich so tat, als beteiligte ich mich an dem leicht spöttischen Wortwechsel mit meinem Partner und unserem Gastgeber und sich ein Millionenpublikum die Frage stellte: »Was ist bloß mit dem Typ los?«
    Es erübrigt sich zu sagen, dass mein Beitrag zur Unterhaltung nicht gerade berauschend war. Dafür war Mark so cool wie immer, und Mr. Berühmt verriet mit keiner Geste, dass er um ein Haar seinen Anzug ruiniert hätte. Aber das Wichtigste war, dass Gracie das Kunststück gelang, zur besten Sendezeit im Fernsehen zu erscheinen, ohne sich eigentlich richtig zu zeigen.
    Am nächsten Morgen schien die Sonne durch die Hotelvorhänge. Ich lag im Bett, kostete den Medientriumph aus und

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