Ein Hund zu Weihnachten
wie die meisten Erwachsenen, nämlich die Hand zu schütteln und grü ßen, legte sie ihren Kopf schräg und sah in Todds große braune Augen. Ihr Gesicht drückte ehrliche Zuneigung und Freundlichkeit aus.
»Ich bin Hayley. Schön dich zu sehen, Todd. Ich kenne dich noch vom 4H Countyfair.« (Eine Messe mit Familienattraktionen und großem Eventcharakter, veranstaltet von einer sozial, ökologisch und in der Jugendarbeit engagierten Vereinigung (4H) mit Niederlassungen in ganz Amerika; Anm. d. Ü.) Es war, als könnte sie hinter seine Behinderung schauen und direkt den begeisterungsfähigen Jungen ansprechen, der in diesem starken jungen Mann steckte.
»Ja, ich war dort.«
»Ich weiß noch, wie liebevoll du dich um deine Tiere gekümmert hast. Und ein paar Preise hast du auch abgeräumt, oder?«
»Ja, bei den Schafen und Rindern.« Todd hatte sich bei den 4H Veranstaltungen sehr engagiert, und es hatte seinem Selbstbewusstsein immer gut getan. Aber inzwischen war er für eine Teilnahme leider zu alt.
»Todd, ich weiß, dass du viel Erfahrung mit Tieren hast. Also schau dir all diese Hunde hier an, und dann entscheiden wir gemeinsam, ob einer davon zu dir und deiner Familie passt. Die Hunde, die nicht für eine Vermittlung geeignet sind, haben wir schon in Quarantäne genommen. Also, schau dich einfach um und sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst oder irgendwelche Fragen hast.« Sie berührte Todd für einen kleinen Moment am Arm, so, als ob sie noch etwas sagen wollte, aber dann wandte sie sich ab und ging weg. Sie lief geschäftig von Zwinger zu Zwinger - was sie da zu tun hatte, weiß ich nicht genau. Im Lauf der Jahre habe ich gelernt, dass es eine Menge über einen Menschen aussagt, wie er mit Todd umgeht. Bei Hayley hatte ich ein gutes Gefühl.
Dies war eine sehr wichtige Entscheidung für meinen Sohn, und ich wollte ihn nicht drängen. Ich fand eine kleine Bank und versuchte eine Zeitung zu lesen, die jemand dort liegen gelassen hatte. Währenddessen ging Todd die Zwingerreihen auf und ab, um den richtigen Gefährten für die Weihnachtsfeiertage zu finden. Der Boden war erst kürzlich gereinigt worden und Chlorgeruch hing in der Luft, vermischt mit verschiedenen tierischen Gerüchen. Meine Ohren klangen von dem Jaulen, Bellen und dem Geräusch von Metallschüsseln, die über den Betonboden schepperten. Ich beobachtete Todd, halb Mann, halb Junge, wie er langsam die Gänge auf und ab wanderte.
Er schien entschlossen zu sein, mit jedem Tier ein faires Auswahlgespräch zu führen. Nach zehn Minuten gesellte ich mich zu ihm. Es schien Spaß zu machen, einen Hund auszusuchen. Außerdem war ich irgendwie neugierig auf die Hunde. Das taube Gefühl, das mich sonst so oft in meinem rechten Bein plagte, war kaum zu spüren, als ich von der Bank aufstand und mich Todd anschloss. Er blieb vor jedem Zwinger stehen und machte sich im Geiste Notizen, die er mir ab und zu mitteilte.
»Dieser hier erinnert mich an Trudy. Er freut sich, mich zu sehen.« Trudy, eine betagte Hundedame, gehörte meinem Sohn Jonathan und war Todds Liebling. Sie war ein Border Collie mit einem Schuss Schäferhund. Als sie noch ein Welpe war, hatte Jonathan sie immer mal mit auf die Farm gebracht. Sie hatte Todd leidenschaftlich gerne dabei geholfen, die Schafe von der hinteren Weide in den Hof vor dem Schuppen zu treiben, wo sie vor Kojoten, Mardern und Füchsen sicher waren.
»Das könnte ein ausgezeichneter Schafhirte sein!«, sagte ich.
Todd ging langsam weiter zum nächsten Zwinger und betrachtete einen schlappohrigen Hund, der sich nicht die Mühe machte, aufzustehen und uns zu begrüßen. Es war eine braune Hündin mit weißen Flecken an Brust und Vorderbeinen und der typischen schwarzen Schnauze eines Coonhound.
»Sie ist ruhig«, bemerkte Todd.
»Ja«, stimmte ich zu und las laut vor, was auf dem kleinen Schild über der Zwingertür stand: »Das Tierheim hat sie Sally getauft. Hier steht, dass sie eine achtjährige Mischlingshündin ist, ein Mix aus Coonhound und Cocker Spaniel. Sterilisiert. Beherrscht die Befehle Sitz und Platz.« Ich wandte mich zu Todd um und meinte: »He, dieser Hund folgt besser als so manches meiner Kinder!«
Todd verdrehte die Augen. Wenn wir in diesem Tempo weitermachten, würden wir noch einen Monat hier verbringen, also kehrte ich zu meiner Bank und der alten Zeitung zurück.
Nachdem ich den Sportteil und den Wetterbericht gelesen hatte, sah ich auf. Todd war erst zwei Zwinger weitergekommen. Er war
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