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Ein Hut voller Sterne

Ein Hut voller Sterne

Titel: Ein Hut voller Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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des Kreidelands begegneten Hexen mit Argwohn und glaubten, dass diese nachts ohne Schlüpfer im Mondschein tanzten. (Tiffany hatte sich erkundigt und nicht ohne Erleichterung herausgefunden, dass man dazu als Hexe nicht verpflichtet war. Man konnte auf diese Weise tanzen, wenn man wollte, aber vorher sollte man besser feststellen, wo all die Brennnesseln, Disteln und Igel steckten.)
    Aber auch den reisenden Lehrern standen die Leute ein wenig misstrauisch gegenüber. Man sagte ihnen nach, Hühner zu stehlen und Kinder zu entführen (was in gewisser Weise stimmte). Mit ihren bunten Karren zogen sie von Dorf zu Dorf, trugen lange Gewänder mit Lederflicken an den Ärmeln und sonderbare flache Hüte, und beim Gespräch untereinander benutzten sie heidnische Ausdrücke, die niemand verstand, wie »Alea jacta est« und »Quidpro quo«. In ihrer Mitte fiel Fräulein Tick nicht auf. Ihr spitzer Hut war eine Tarnkappe und sah wie ein schwarzer Strohhut mit bunten Papierblumen aus, bis man die
    geheime Feder zog.
    Im Verlauf des letzten Jahres hatte Tiffanys plötzlicher Wissensdurst ihre Mutter sowohl erstaunt als auch besorgt. Die Leute im Dorf hielten Bildung für eine gute Sache, wenn sie sich in Grenzen hielt; wenn man es damit übertrieb, konnte Ruhelosigkeit die Folge sein.
    Vor einem Monat dann war die Mitteilung gekommen: Sei bereit.
    Fräulein Tick mit ihrem Blumenhut hatte der Farm einen Besuch abgestattet und Frau und Herrn Weh erklärt, dass eine ältere Dame in den Bergen von Tiffanys hervorragender Qualifikation im Käse machen gehört hatte und ihr eine Dienstmädchenstelle anbot, vier Dollar im Monat, einen freien Tag in der Woche, ein eigenes Bett und eine Woche Silvesterurlaub.
    Tiffany kannte ihre Eltern. Drei Dollar im Monat wären etwas zu wenig gewesen und fünf verdächtig viel, aber die Käsequalifikation war den zusätzlichen Dollar wert. Dazu kam das eigene Bett. Bevor die meisten von Tiffanys Schwestern das Elternhaus verlassen hatten, war es ganz normal gewesen, dass jeweils zwei Schwestern in einem Bett schliefen. Es war ein gutes Angebot.
    Fräulein Tick hatte Tiffanys Eltern beeindruckt und auch verunsichert, aber sie waren in dem Glauben aufgewachsen, dass Leute, die mehr wussten und lange Wörter benutzten, ziemlich wichtig waren, und deshalb hatten sie sich einverstanden erklärt.
    Nachdem Tiffany an jenem Abend zu Bett gegangen war, hörte sie zufällig, wie ihre Eltern darüber sprachen. Es ist ganz leicht, zufällig Gespräche in der unteren Etage zu hören, wenn man ein Glas umgekehrt auf den Boden stellt und das Ohr daran hält.
    Sie hörte, wie ihr Vater sagte, dass Tiffany überhaupt nicht gehen musste.
    Sie hörte, wie ihre Mutter sagte, dass sich alle Mädchen fragten, was die Welt dort draußen bereithielt, und deshalb sei es besser, dass sie es los werde. Außerdem sei sie ein sehr tüchtiges Mädchen mit einem guten Kopf auf den Schultern. Wenn sie hart genug arbeite, könne sie es eines Tages sogar zur Dienerin einer wichtigen Person bringen, wie Tante Hetty, und in einem Haus mit Innenklo wohnen.
    Ihr Vater sagte, sie werde feststellen, dass Fußbodenschrubben überall gleich war.
    Ihre Mutter sagte, in dem Fall werde sie sich schließlich langweilen und vor Ablauf eines Jahres heimkehren, und überhaupt: Was bedeutete »Qualifikation«?
    »Erworbene Befähigung zu einer bestimmten Tätigkeit«, dachte Tiffany. Es gab ein altes Wörterbuch im Haus, aber ihre Mutter öffnete es nie, denn der Anblick so vieler Wörter beunruhigte sie. Tiffany hatte es von vorn bis hinten gelesen.
    Und damit hatte es sich, und einen Monat später war sie hier und packte ihre alten Stiefel ein, die ihre Schwestern vor ihr getragen hatten. Sie wickelte sie in einen sauberen Lappen und legte sie in den gebrauchten Koffer, den ihre Mutter gekauft hatte und der aussah, als bestünde er aus schlechter Pappe oder mit Ohrenschmalz vermischten gepressten Obstkernen — er musste mit einem Bindfaden zusammengehalten werden.
    Dann kam der Abschied. Tiffany weinte ein wenig, und ihre Mutter weinte viel, und ihr kleiner Bruder Willwoll weinte ebenfalls, vielleicht in der Hoffnung, dass er etwas Süßes dafür bekam. Tiffanys Vater weinte nicht, sondern gab ihr einen Silberdollar und sagte recht schroff, sie solle einmal in der Woche nach Hause schreiben — so weinten Männer. Tiffany verabschiedete sich vom Käse in der Molkerei, von den Schafen in der Koppel und sogar vom Kater Rattenbeutel.
    Dann standen,

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