Ein Hut voller Sterne
abgesehen von Käse und Kater, alle am Tor und winkten ihr und Fräulein Tick nach — abgesehen auch von den Schafen —, bis sie fast den ganzen kreideweißen Weg hinter sich gebracht und das Dorf erreicht hatten.
Und dann gab es nur noch Stille, außer den Geräuschen ihrer Stiefel auf dem harten Boden, und den endlosen Gesängen der Feldlerchen am Himmel. Es war spät im August und sehr warm, und die neuen Stiefel drückten.
»An deiner Stelle würde ich sie ausziehen«, sagte Fräulein Tick nach einer Weile.
Tiffany nahm am Wegesrand Platz und holte die alten Stiefel aus dem
Koffer. Sie fragte nicht, woher Fräulein Tick wusste, dass die neuen Stiefel zwickten. Hexen passten auf. In den alten Stiefeln musste sie zwar mehrere Paare Socken tragen, aber sie waren viel bequemer. Mit ihnen ließ es sich gut gehen. Sie waren schon lange vor Tiffanys Geburt gegangen und verstanden sich gut darauf.
»Und werden wir heute irgendwelche. kleinen Männer sehen?«, fragte Fräulein Tick, als sie den Weg fortsetzten.
»Ich weiß nicht, Fräulein Tick«, erwiderte Tiffany. »Ich habe ihnen vor einem Monat gesagt, dass ich gehe. Um diese Jahreszeit haben sie viel zu tun. Aber ein oder zwei von ihnen beobachten mich immer.«
Fräulein Tick blickte sich rasch um. »Ich sehe niemanden. Und ich höre auch nichts.«
»So weiß man, dass sie da sind«, sagte Tiffany. »Es ist immer ein bisschen still, wenn sie mich beobachten. Aber sie zeigen sich nicht, während du bei mir bist. Sie fürchten sich ein wenig vor Hexen. Das ist bestimmt nicht persönlich gemeint«, fügte sie schnell hinzu.
Fräulein Tick seufzte. »Als ich ein kleines Mädchen war, hätte ich die Kobolde gern gesehen«, sagte sie. »Ich habe Untertassen mit Milch vor die Tür gestellt. Später wurde mir natürlich klar, wie falsch das ist.«
»Du hättest ein stärkeres Getränk hinstellen sollen«, sagte Tiffany.
Sie sah zur Hecke und glaubte, für einen Sekundenbruchteil einen roten Haarschopf zu erkennen. Und sie lächelte etwas nervös.
Für einige Tage war Tiffany dem Rang einer Koboldkönigin so nahe gewesen, wie es für menschliche Wesen nur möglich war. Zugegeben, sie war Kelda und nicht Königin genannt worden, und man sollte die Wir-sind-die-Größten nur dann Kobolde nennen, wenn man sich mit ihnen anlegen will. Andererseits waren die Wir-sind-die-Größten immer auf einen Kampf aus. Wenn sie keinen Gegner hatten, kämpften sie gegeneinander, und wenn einer von ihnen ganz allein war, trat er sich selbst gegen die Nase, nur um in Übung zu bleiben.
Sie hatten einmal im Märchenland gelebt, waren jedoch hinausgeworfen worden, vermutlich wegen Trunkenheit. Und wenn man einmal ihre Kelda gewesen war, so vergaßen sie einen nie.
. und waren immer da.
Immer gab es einen irgendwo auf der Farm, oder einen anderen, der auf einem Bussard saß und hoch über dem Kreideland flog. Und sie beobachteten Tiffany, um ihr zu helfen und sie zu beschützen, ob sie das wollte oder nicht. Sie war in dieser Hinsicht so höflich wie möglich gewesen. Sie hatte ihr Tagebuch ganz hinten in der Schublade versteckt, dickes Papier in die Ritzen des Aborts gesteckt und auch die Spalten zwischen den Bodendielen sorgfältig verstopft. Immerhin waren es kleine Männer. Bestimmt versuchten sie, im Verborgenen zu bleiben, um sie nicht zu stören, aber inzwischen verstand sie sich gut darauf, sie zu entdecken.
Sie erfüllten Wünsche — nicht die magischen drei, die aus Märchen bekannt waren und zum Schluss immer schief gingen, sondern alltägliche. Die Wir-sind-die-Größten waren ungeheuer stark und furchtlos und unglaublich schnell, aber sie begriffen nicht, dass das, was die Leute sagten, oft nicht das war, was sie meinten. Einmal hatte Tiffany in der Molkerei gesagt: »Ich wünschte, ich hätte ein schärferes Messer, um diesen Käse zu schneiden.« Und das letzte Wort war ihr gerade über die Lippen gekommen, als das schärfste Messer ihrer Mutter neben ihr im Tisch zitterte.
Gegen »Ich wünschte, es würde endlich aufhören zu regnen«, gab es vermutlich nichts einzuwenden, denn die Größten waren nicht zu echter Magie imstande, aber Tiffany hatte gelernt, vorsichtig zu sein und sich nichts zu wünschen, das für einige kleine, entschlossene, starke, furchtlose und schnelle Männer erreichbar war, die sich auch nicht scheuten, jemanden ordentlich zu treten, wenn sich Gelegenheit dazu bot.
Wünsche brauchten Gedanken. Tiffany würde nie sagen: »Ich wünschte,
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