Ein Hut voller Sterne
Tiffany spürte, dass Frau Wetterwachs von einer solchen Einstellung nicht viel hielt, aber ihre gefiel Tiffany auch nicht. Sie log die ganze Zei. sie sagte die ganze Zeit über nicht die Wahrheit.
Zum Beispiel die Sache mit dem Abort der Raddels. Frau Grad hatte Herrn und Frau Raddel mehrmals geduldig erklärt, dass er viel zu nahe beim Brunnen stand und das Trinkwasser deshalb voller winzig kleiner Tierchen war, die die Kinder krank werden ließen. Sie hatten jedes Mal aufmerksam zugehört und den Abort nie verlegt. Frau Wetterwachs behauptete, hinter den Krankheiten steckten böse Kobolde, die von dem Geruch angelockt wurden, und als sie die Hütte verließen, gruben Herr Raddel und drei seiner Freunde auf der anderen Seite des Gartens einen neuen Brunnen.
»Die Krankheiten werden tatsächlich von winzigen Geschöpfen verursacht, weißt du«, sagte Tiffany, die einmal einem reisenden Lehrer
ein Ei gegeben hatte, um sein**Erstaunlicher mikroskopischer Apparat! Ein Zoo in jedem Tropfen abgestandenem Wasser!**zu sehen. Am
nächsten Tag hätte sie fast einen Zusammenbruch erlitten, weil sie nichts trank. Einige der Geschöpfe waren haarig gewesen.
»Stimmt das?«, fragte Frau Wetterwachs sarkastisch.
»Ja. Und Frau Grad legt Wert darauf, immer die Wahrheit zu sagen!«
»Ausgezeichnet. Sie ist eine gute, ehrliche Frau«, sagte Frau Wetterwachs. »Doch ich meine: Man muss den Leuten eine Geschichte erzählen, die sie verstehen. Ich glaube, derzeit müsste man ziemlich viel von der Welt verändern und Herrn Raddels dummen dicken Kopf an paar Mal gegen die Wand stoßen, bis er glaubt, dass man krank werden kann, wenn man Wasser mit unsichtbaren Tierchen drin trinkt. Und während man damit beschäftigt ist, geht es den Kindern schlechter. Böse Kobolde. Das ergibt heute einen Sinn. Und die Geschichte bewirkt, dass die Dinge richtig laufen. Und wenn ich morgen Fräulein Tick sehe, sage ich ihr, es wird Zeit, dass die reisenden Lehrer hierher kommen.«
»Na schön«, erwiderte Tiffany widerstrebend. »Aber dem Uhrmacher
Herrn Umbril hast du gesagt, dass seine Brustschmerzen nachlassen, wenn er einen Monat lang jeden Tag zum Wasserfall von Sturzkliff geht und drei glänzende Kieselsteine für die Wassergeister in den See wirft! Das hat nichts mit Medizin zu tun!«
»Nein, aber er glaubt das. Der Mann verbringt zu viel Zeit damit, zusammengekrümmt dazusitzen. Einen Monat lang jeden Tag ein fünf Meilen langer Marsch an der frischen Luft, und er ist wieder vollkommen in Ordnung«, sagte Frau Wetterwachs.
»Oh«, machte Tiffany. »Eine weitere Geschichte?«
»In gewisser Weise«, sagte Frau Wetterwachs, und ihre Augen funkelten. »Und man weiß nie, vielleicht sind die Wassergeister dankbar für die Kieselsteine.«
Sie sah zur Seite, bemerkte Tiffanys Gesichtsausdruck und klopfte ihr auf die Schulter.
»Schon gut«, sagte sie. »Sieh es so: Morgen besteht deine Aufgabe darin, die Welt in einen besseren Ort zu verwandeln. Und meine Aufgabe ist es heute, dafür zu sorgen, dass ihn alle erreichen.«
»Nun, ich glaube.«, begann Tiffany und unterbrach sich. Sie sah zu den Bäumen zwischen den schmalen Feldern der Täler und den steilen Wiesen an den Berghängen.
»Er ist noch da«, sagte sie.
»Ich weiß«, erwiderte Frau Wetterwachs.
»Er streift umher, hält sich aber von uns fern.«
»Ich weiß«, sagte Frau Wetterwachs.
»Was hat er vor?«
»Er enthält einen Teil von dir. Was könnte er deiner Meinung nach vorhaben?«
Tiffany versuchte nachzudenken. Warum griff der Schwärmer nicht an? Diesmal glaubte sie sich besser vorbereitet, aber er war stark.
»Vielleicht wartet er, bis ich wieder zornig bin«, sagte sie. »Aber ich habe da einen Gedanken. Er ergibt keinen Sinn. Ich denke immer wieder an. drei Wünsche.«
»Was für Wünsche?« »Ich weiß nicht. Es klingt dumm.«
Frau Wetterwachs verharrte. »Nein, es ist nicht dumm«, sagte sie. »Es ist ein tiefer Teil von dir, der versucht, dir eine Botschaft zu schicken. Vergiss das nicht. Und jetzt.«
Tiffany seufzte. »Ja, ich weiß. Herr Weball.«
Keiner Drachenhöhle hatte man sich jemals so vorsichtig genähert wie dieser Hütte im überwucherten Garten.
Tiffany blieb am Tor stehen und sah zurück, aber Frau Wetterwachs war diplomatischerweise verschwunden. Vermutlich hat sie jemanden gefunden, bei dem sie eine Tasse Tee und einen süßen Keks bekommt, dachte Tiffany. Sie lebt praktisch davon!
Sie öffnete das Tor und ging über den Weg.
Man konnte
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