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Ein Hut voller Sterne

Ein Hut voller Sterne

Titel: Ein Hut voller Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Bäumen auf.
    »Ich weiß!«, schrie Tiffany.
    »Ach, tatsächlich? Und woher weißt du das?«
    »Weil noch immer ein Teil von mir in ihm steckt! Ein Teil von mir, von dem ich lieber nichts wissen möchte, danke sehr! Ich fühle ihn dort draußen! Und überhaupt: Woher willst du das wissen?«
    »Weil ich eine verdammt gute Hexe bin, deshalb«, knurrte Frau Wetterwachs, als sich Kaninchen tiefer gruben, um nicht im Weg zu sein. »Und was soll ich mit der Kreatur machen, während du dasitzt und flennst?«
    »Wie kannst du es wagen! Es ist meine Verantwortung! Ich kümmere mich darum, vielen herzlichen Dank!«
    »Du? Um einen Schwärmer? Eine Bratpfanne nützt dir dabei nichts! Schwärmer kann man nicht töten!«
    »Ich finde eine Möglichkeit! Eine Hexe wird mit Dingen fertig!«
    »Ha! Dabei möchte ich dich sehen!«
    »Das wirst du auch!«, rief Tiffany. Es begann zu regnen.
    »Ach? Du weißt also, wie du angreifen willst, wie?«
    »Sei nicht dumm! Ein Angriff ist gar nicht möglich! Der Schwärmer kann mir immer ausweichen! Er kann sogar in den Boden sinken! Aber er folgt mir, verstehst du? Er folgt mir, niemand sonst! Er hat es auf mich abgesehen! Das weiß ich! Und diesmal bin ich bereit!«
    »Bist du das?«, fragte Frau Wetterwachs und verschränkte die Arme.
    »Ja!«
    »Wann?«
    »Jetzt!«
    »Nein!«
    Die alte Hexe hob die Hand.
    »Friede sei an diesem Ort«, sagte sie ruhig. Der Wind legte sich. Es hörte auf zu regnen. »Nein, noch nicht«, sagte Frau Wetterwachs, als der Frieden zurückkehrte. »Er hat noch nicht angegriffen. Kommt dir das nicht seltsam vor? Wenn er eine Zunge hätte, würde er jetzt seine Wunden lecken. Und du bist noch nicht bereit, was auch immer du glaubst. Nein, wir haben etwas anderes zu tun.«
    Tiffany war sprachlos. Die Woge aus Zorn in ihrem Innern war so heiß, dass sie ihr in den Ohren brannte. Doch Frau Wetterwachs lächelte. Diese beiden Tatsachen passten nicht gut zusammen.
    Ihre Ersten Gedanken lauteten: Ich habe gerade einen Riesenkrach mit Frau Wetterwachs gehabt! Wenn man sie mit einem Messer schneidet, so heißt es, blutet sie erst, wenn sie will! Angeblich haben Vampire sie gebissen und sich dann nach Tee und süßen Keksen gesehnt. Sie schafft alles und kann überall sein! Und ich habe sie »alte Frau« genannt!
    Die Zweiten Gedanken dachten: Nun, das ist sie.
    Und die Dritten Gedanken meinten: Ja, sie ist Frau Wetterwachs. Und sie stimuliert deinen Zorn. Denn solange du zornig bist, gibt es in dir keinen Platz für Furcht.
    »Halt an dem Zorn fest«, sagte Frau Wetterwachs und schien Tiffanys Gedanken zu lesen. »Bewahre ihn in deinem Herzen und erinnere dich daran, woher er kam, erinnere dich an seine Form und hüte ihn, bis du ihn brauchst. Aber jetzt ist der Wolf dort draußen irgendwo im Wald, und du musst dich um die Herde kümmern.«
    Es ist die Stimme, dachte Tiffany. Sie spricht so zu Menschen wie
    Oma Weh zu Schafen, allerdings gebraucht sie kaum Schimpfwörter. Und ich fühle mich. besser.
    »Danke«, sagte sie.
    »Und dazu gehört auch Herr Weball.« »Ja«, sagte Tiffany. »Ich weiß.«

10
    Der Spätentwickler
     
    Es war ein. interessanter Tag. Alle in den Bergen hatten von Frau Wetterwachs gehört. Wenn man keinen Respekt bekam, so meinte sie, hatte man gar nichts. An diesem Tag hatte sie alles. Etwas färbte sogar auf Tiffany ab.
    Man behandelte sie fürstlich, nicht wie Adlige, die man fortzerrte, um sie zu enthaupten oder ihnen etwas Scheußliches mit rotglühenden Schürhaken anzutun, sondern wie die andere Art, von der die Leute wie benommen fortgingen und sagten: »Sie hat mir einen guten Tag gewünscht, ganz freundlich! Ich werde mir nie wieder die Hand waschen!«
    Allerdings wuschen sich viele der Leute, mit denen sie es zu tun bekamen, ohnehin nicht die Hände, dachte Tiffany mit der korrekten Aufmerksamkeit einer Molkereiarbeiterin. Aber vor den Hütten versammelten sich Menschen, beobachteten und hörten zu, und einige von ihnen traten zu Tiffany und sagten Dinge wie: »Möchte sie eine Tasse Tee? Ich habe unsere Tasse gewaschen!« Und im Garten jeder Hütte, an der sie vorbeikamen, sah Tiffany, dass bei den Bienenstöcken plötzlich rege Aktivität herrschte.
    Sie arbeitete flott und versuchte dabei, ruhig zu bleiben und nicht daran zu denken, was sie tat. Sie bemühte sich, möglichst gute medizinische Hilfe zu leisten, und wenn es dabei um etwas Schleimiges ging, dachte sie daran, wie schön alles sein würde, wenn sie damit fertig war.

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