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Ein Hut voller Sterne

Ein Hut voller Sterne

Titel: Ein Hut voller Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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allein, glaube ich. Weißt du, dies ist viel zu viel Geld für das Begräbnis eines Mannes, aber ich schätze, es eignet sich gut fürs Heiraten, und deshalb werde ich zur Witwe Tussy gehen und um ihre Hand anhalten, während ich sie bitte, mich zu heiraten und in die Ehe mit mir einzuwilligen.«
    Tiffany brauchte einige Sekunden, um den letzten Satz zu entwirren, und dann fragte sie: »Im Ernst?«
    »Ja«, bestätigte Herr Weball und stemmte sich hoch. »Sie ist eine gute Frau, die ein ordentliches Zwiebelsteak braten kann, und sie hat alle ihre Zähne. Das weiß ich, weil sie sie mir gezeigt hat. Ihr jüngster Sohn hat ihr Zähne aus einem Laden in der großen Stadt mitgebracht, und damit sieht sie sehr gut aus. Sie hat sie mir einmal geliehen, als ich Schwierigkeiten mit einem Stück Schweinefleisch hatte, und solch eine Freundlichkeit vergisst ein Mann nicht.«
    »Äh. glaubst du nicht, du solltest darüber nachdenken?«, fragte Tiffany.
    Herr Weball lachte. »Nachdenken? Es gibt nichts, über das ich nachdenken müsste, junge Dame! Für wen hältst du dich, dass du einem Alten wie mir zum Nachdenken rätst? Ich bin einundneunzig! Wird Zeit, dass ich mich auf den Weg mache! Außerdem habe ich da ein Funkeln in Witwe Tussys Augen gesehen und deshalb Grund zu der Annahme, dass sie meinen Heiratsantrag nicht zurückweisen wird. Im Laufe der Jahre habe ich öfter ein Funkeln in Augen gesehen, und dies war ein gutes Funkeln. Und ich möchte mal sagen, dass der Besitz eines Kastens voller Gold die Ecken füllt, wie mein alter Vater sagen würde.«
    Herr Weball brauchte zehn Minuten, um sich umzuziehen, ein Vorgang, der von viel Mühe und Schimpfwörtern begleitet wurde und ganz ohne Tiffanys Hilfe blieb — sie musste sich umdrehen und sich die Ohren zuhalten. Anschließend begleitete sie ihn nach draußen in den Garten, wo er den Gehstock fortwarf und dem Unkraut mit dem Finger drohte.
    »Und morgen schaffe ich hier Ordnung!«, rief er triumphierend.
    Am Gartentor griff er nach dem Pfosten, zog sich fast in die Vertikale und schnaufte.
    »Na schön«, sagte er ein wenig nervös. »Jetzt oder nie. Sehe ich einigermaßen präsentabel aus?«
    »Du siehst gut aus, Herr Weball.«
    »Alles sauber? Alles in Ordnung?«
    »Äh. ja«, sagte Tiffany.
    »Was ist mit meinem Haar?«
    »Du hast keins mehr, Herr Weball«, erinnerte ihn Tiffany.
    »Ah, ja. Stimmt. Ich muss mir eine Dingsbums kaufen, wie heißen die Dinger, wie ein Hut aus Haaren? Habe ich dafür genug Geld, was meinst du?«
    »Für eine Perücke? Du könntest dir tausende kaufen, Herr Weball!«
    »Ha! Gut.« Mit glänzenden Augen sah er sich im Garten um. »Irgendwelche Blumen in der Nähe? Ich sehe nicht mehr sehr gut. Ah, eine Brille. Hab mal eine gesehen, aus Glas. Damit wird wieder alles klar und deutlich. Die brauche ich, eine Brille. Habe ich genug Geld dafür?«
    »Du hast genug Geld für alles, Herr Weball«, sagte Tiffany.
    »Meine Güte!«, erwiderte Herr Weball. »Aber derzeit brauche ich einen Blumenstrauß, Mädchen. Ohne einen Blumenstrauß kann man keinen Heiratsantrag machen, und ich sehe keine Blumen. Sind noch welche da?«
    Einige Rosen zeigten sich im Dornengestrüpp des Gartens. Tiffany holte ein Messer aus der Küche und machte einen Strauß daraus.
    »Ah, gut«, sagte er. »Spätentwickler, wie ich!« Er hielt die Rosen fest in der freien Hand, runzelte plötzlich die Stirn und stand still wie eine Statue.
    »Ich wünschte, mein Toby und meine Mary könnten zur Hochzeit kommen«, sagte er leise. »Aber sie sind tot, weißt du?«
    »Ja«, sagte Tiffany. »Ich weiß, Herr Weball.«
    »Und ich wünschte, meine Nancy wäre noch am Leben, obwohl das vielleicht kein vernünftiger Wunsch ist, da ich hoffe, eine andere Frau zu heiraten. Ha! Fast alle, die ich kenne, sind tot.« Herr Weball blickte eine Zeit lang auf den Blumenstrauß, und dann straffte er die Gestalt wieder. »Aber das lässt sich nicht ändern. Nicht einmal mit einem Kasten voller Gold!«
    »Nein, Herr Weball«, sagte Tiffany heiser.
    »Ach, wein nicht, Mädchen! Die Sonne scheint, die Vögel singen, und was vergangen ist, lässt sich nicht zurückholen«, sagte Herr Weball aufgeräumt. »Und die Witwe Tussy wartet!«
    Für einen Augenblick schien er der Panik nahe zu sein, dann räusperte er sich.
    »Ich rieche doch nicht zu schlecht, oder?«, fragte er.
    »Äh. nur nach Mottenkugeln, Herr Weball.«
    »Mottenkugeln? Oh, Mottenkugeln sind in Ordnung. Also gut! Ich sollte besser keine

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