Ein Hut voller Sterne
nicht sagen: Es ist nicht meine Schuld. Man konnte nicht sagen: Ich bin nicht verantwortlich.
Man konnte sagen: Ich stelle mich dieser Sache.
Man musste es nicht wollen. Aber man musste es tun.
Tiffany holte tief Luft und betrat die dunkle Hütte.
Herr Weball saß nicht weit hinter der Tür in seinem Sessel, schlief und zeigte der Welt einen offenen Mund voller gelber Zähne.
»Äh. hallo, Herr Weball«, sagte Tiffany mit zitternder Stimme und vielleicht nicht laut genug. »Ich bin, äh, gekommen, um hier. alles in Ordnung zu halten.«
Es ertönte trotzdem ein Schnauben, und Herr Weball erwachte. Er schmatzte mehrmals, um den Schlaf aus dem Mund zu vertreiben.
»Oh, du bist's«, sagte er. »Guten Tag.« Er setzte sich auf, schenkte Tiffany keine Beachtung mehr und sah aus der Tür.
Vielleicht fragt er nicht, dachte sie, als sie wusch, abstaubte, die Kissen aufschüttelte und den Toilettenstuhl leerte, ohne zu sehr auf den Inhalt zu achten. Aber sie schrie fast auf, als plötzlich der Arm nach vorn schoss und sie am Handgelenk festhielt, und der Alte den bekannten bittenden Blick auf sie richtete.
»Sieh im Kasten nach, Mary. Bevor du gehst. Weißt du, gestern Nacht habe ich so ein Klimpern gehört. Vielleicht hat sich ein Dieb in die Hütte geschlichen.«
»Ja, Herr Weball«, sagte Tiffany und dachte: Ichwillnichthiersein, ichwillnichthiersein!
Sie zog den Kasten hervor. Es blieb ihr nichts anderes übrig.
Er fühlte sich schwer an. Tiffany stand auf und hob den Deckel.
Stille folgte dem Knarren der Angeln.
»Bist du in Ordnung, Mädchen?«, fragte Herr Weball.
»Äh.«, sagte Tiffany.
»Es ist doch alles da, oder?«, fragte der alte Mann besorgt.
Tiffanys Geist war wie ein Schmalzhaufen.
»Äh. es ist alles da«, brachte sie hervor. »Äh. und jetzt sind die Münzen aus Gold, Herr Weball.«
»Gold? Ha! Nimm mich nicht auf den Arm, Mädchen. Gold hat nie den Weg zu mir gefunden!«
Tiffany stellte den Kasten so vorsichtig wie möglich auf den Schoß des Alten, und er starrte auf den gelben Glanz hinab.
Tiffany erkannte die abgenutzten Münzen. Die Wir-sind-die-Größten benutzten sie in ihrer Höhle als Teller. Früher hatten Bilder darauf geprangt, aber die waren nicht mehr zu erkennen.
Doch Gold blieb Gold.
Tiffany drehte abrupt den Kopf und glaubte zu sehen, wie etwas Kleines und Rothaariges in den Schatten verschwand.
»Na so was«, sagte Herr Weball. »Na so was.« Damit schien Herr Weballs Konversation zunächst einmal erledigt zu sein. Nach einer Weile fügte er hinzu: »Das ist viel zu viel für ein Begräbnis. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, das alles gespart zu haben. Mit so viel Geld könnte man einen König zu Grabe tragen.«
Tiffany schluckte. Sie konnte es nicht einfach dabei belassen. Das brachte sie nicht fertig.
»Herr Weball, es gibt da etwas, das ich dir sagen muss«, begann sie und erzählte es ihm. Sie erzählte ihm alles, nicht nur die guten Teile. Er saß da und hörte aufmerksam zu.
»Na so was, das ist interessant«, sagte er, als Tiffany fertig war.
»Äh. es tut mir Leid.« Etwas anderes fiel ihr nicht ein.
»Es läuft also auf Folgendes hinaus: Das Geschöpf hat dich dazu gebracht, mein Begräbnisgeld zu nehmen, und du glaubst, deine Koboldfreunde haben meinen alten Kasten mit Gold gefüllt, um dir Schwierigkeiten zu ersparen?«
»Ich denke schon«, sagte Tiffany.
»Nun, dann sollte ich dir eigentlich dankbar sein«, meinte Herr Weball.
»Was?«
»Mir scheint, wenn du nicht das Silber und Kupfer genommen hättest, wäre für all das Gold gar kein Platz gewesen«, erwiderte Herr Weball. »Und ich schätze, der tote König in seinem Hügelgrab braucht es nicht mehr.«
»Ja, aber.«
Herr Weball griff in den Kasten und hob eine Goldmünze, mit der man seine Hütte hätte kaufen können.
»Dies ist für dich, Mädchen«, sagte er. »Kauf dir bunte Bänder oder so.«
»Nein! Ich kann nicht! Das wäre nicht gerecht!«, protestierte Tiffany verzweifelt. Dies war vollkommen verkehrt!
»Wäre es das nicht?«, fragte Herr Weball, und seine hellen Augen bedachten sie mit einem langen, klugen Blick. »Dann nennen wir es Bezahlung für die kleine Hilfe, die du mir leistest, einverstanden? Lauf die Treppe hoch, die mir in letzter Zeit immer mehr Mühe bereitet, und hol mir den schwarzen Anzug, der hinter der Tür hängt, und in der Kommode am Ende des Bettes liegt ein sauberes Hemd. Und putz meine Stiefel und hilf mir auf, aber über den Weg schaffe ich es
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