Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
meinem Körper heraus waren, ließen auch meine übelsten Manien und Depressionen nach. Ich kann niemandem Ratschläge in Sachen Medikamente erteilen und würde ganz gewiss nicht empfehlen, sie über einen kalten Entzug abzusetzen, wie ich das getan habe, denn das kann extrem gefährlich sein. Ich habe in dieser Hinsicht Glück gehabt. Nachdem ich aufgehört hatte, all diese Pillen zu nehmen, ging es mir sukzessive besser.
Wie die meisten Leuten wissen, ist einer der entscheidenden Punkte, um abstinent zu bleiben, der, dass man sich von der Umgebung, in der man sich vollgedröhnt hat, und von den Leuten, mit denen man Drogen und Alkohol konsumiert hat, fernhält. In dieser Hinsicht waren viele der Dinge, die vor dem Beginn meines Entzugs schlecht gelaufen waren, eigentlich eher positiv. Weil ich rausgeschmissen worden war, hatte ich keine Wohnung mehr, in die ich zurückkehren konnte, entsprechend hatte ich gar keine Möglichkeit, mich wieder in diese Umgebung zu begeben. Darüber hinaus hatte ich mich nach meinem Rausschmiss wieder einmal auf Simonetti verlassen, der den ganzen Kram aus der Wohnung in ein Lager schaffen sollte. Bei dieser Aktion war mein Handy und mit ihm die Telefonnummern aller Drogenhändler und Saufkumpel verloren gegangen, auf die ich mich jahrelang gestützt hatte. Als ich 2010 endlich dazu kam, dieses Lager aufzulösen, fand ich das Handy in der Tasche des Sweatshirts, das ich an jenem Tag getragen hatte, an dem ich wegen Kokainbesitzes verhaftet worden war. Ich habe es auf der Stelle zerstört.
Als eine weitere glückliche Fügung erwies sich der Umstand, dass ich sämtliche Brücken eingerissen hatte, die für meine Karriere von Bedeutung waren. Es gab also keine nervigen Anrufe von Agenten oder Produzenten, die mir Jobs anboten, und entsprechend auch überhaupt keine Arbeit, die mich von meinen Bemühungen um Abstinenz hätte ablenken können. Und schließlich gab es, seit ich jeden Kontakt zu Brittany abgebrochen hatte, auch keine dramatischen Beziehungssituationen, die irgendeine Art von Stress in mein Leben gebracht hätten. Ich war allein und mein Leben war, ob mir das gefiel oder nicht, auf drastische Weise vereinfacht worden.
In gewisser Weise war der Rest des Jahres 2008 für mich eine Art Winterschlaf. Ich las ein wenig, guckte ab und an fern und verbrachte viel Zeit mit einem Mädchen namens Beth und ihrem Hund Boogie. Aber ich arbeitete nicht, filmte nicht, postete nichts auf meinem Blog und vernichtete meinen Radikal-E-Mail-Verteiler. So langsam begriff ich, dass meine Sucht nach Ruhm, der Drang, im Mittelpunkt zu stehen, fast genauso lähmend war wie mein Drogenmissbrauch. Ich musste eine echte Distanz zwischen mir und jener Welt schaffen.
Im Showbusiness ging es immer nur darum, was als Nächstes kam. Hatte man gerade einen erfolgreichen Film abgedreht, tauchte sofort die Frage auf, was danach kommen würde. Hatte man gerade erst eine ausverkaufte Tournee absolviert, ging es gleich um das nächste Projekt. Die Furcht davor, nach
Jackass: Nummer Zwei keine Antwort auf diese Frage zu haben, hatte mich an den Abgrund geführt. Die letzten beiden Jahre meines Lebens waren der verzweifelte Versuch gewesen, meinen Ruhm aufrechtzuerhalten, und das hatte mich buchstäblich in den Wahnsinn getrieben.
Ich überlegte, dass ich vielleicht ganz aus dem Unterhaltungsgeschäft aussteigen sollte, denn schließlich hatten sich so viele meiner Probleme daraus ergeben, dass ich so extrem egozentrisch und darauf konzentriert war, im Mittelpunkt zu stehen. War es überhaupt möglich, mit diesen Verhaltensmustern zu brechen, wenn man in einer Branche arbeitete, die darauf basierte? Ich war mir nicht sicher.
Diese Gedanken schwirrten mir ständig durch den Kopf und ich erwog ernsthaft, etwas anderes mit meinem Leben anzufangen. Daher beschloss ich, einen Versuch zu starten, mich dem Friedenskorps anzuschließen. Ich besuchte die Webseite dieser Organisation und klickte auf den Button »Kontakt«. Dann schrieb ich eine kurze Nachricht, in der ich darlegte, dass ich meine beruflichen Ambitionen im Bereich der Unterhaltungsindustrie beenden und stattdessen als Friedenskorps-Mitarbeiter irgendwo im Ausland arbeiten wolle. Ich füllte einen kurzen Fragebogen aus und bekam schon bald eine Antwort: Ich kam nicht in Frage, weil ich nach vier Jahren College keinen Bachelor-Abschluss gemacht hatte.
Das war auch in Ordnung. Obwohl ich diese Initiative damals durchaus ernst meinte, hätte ich meine
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