Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
volle Pulle aufgedreht ist. Während all der Zeit, in der ich wie ein außer Kontrolle geratener Wahnsinniger herumgelaufen bin, kam mir nie der Gedanke, dass ich nicht ständig dieser Typ sein musste. Ich hätte auch nach Hause gehen und es einmal etwas langsamer angehen lassen können. Wenn ich in der Welt der Unterhaltungsindustrie überleben wollte, musste ich in der Lage sein, zwischen meiner Arbeit als Steve-O, der professionelle Idiot, und meinem Leben als Steve Glover, der Freizeit-Idiot, der sich bemüht, nüchtern zu bleiben, zu unterscheiden. Sollte ein glückliches Leben für mich allein von einer erfolgreichen Showbusiness-Karriere als Steve-O abhängig sein, dann, so war ich mir sicher, würde ich für den Rest meines Lebens unglücklich werden.
Dieses Problem trat im Sommer 2009 schärfer hervor, als es zum ersten Mal ernsthafte Gespräche über die Produktion eines dritten Jackass -Films gab. Mir war klar, dass es diesmal, im Vergleich zu dem, was ich gewohnt war, für mich eine völlig neue Erfahrung werden würde. Mir war auch bewusst, dass ich mich damit wieder in eine Umgebung voller Verlockungen und schlechter Einflüsse stürzte. Und einmal abgesehen von meinen Bedenken bezüglich meiner Abstinenz so hatten wir mit Jackass: Nummer Zwei auch die Messlatte so hoch gesetzt, dass ich mir grundsätzlich die Frage stellte, ob nicht jeder Versuch, dies zu übertrumpfen, entweder vergebens oder extrem gefährlich sein musste. Vielleicht war es für mich auch an der Zeit, auszusteigen, solange ich noch konnte.
Andererseits liebte ich es wirklich, all das verrückte Zeug zu machen, das wir für Jackass getan hatten. Das hatte auch nichts mit meinem benebelten Zustand zu tun, es entsprach einfach meinem Sinn für Humor. Außerdem war es mir wichtig, mir – und vermutlich auch anderen – zu beweisen, dass ich immer noch ein toller Stuntman war, und das ohne Drogen und Alkohol. Das wollte ich mehr als je zuvor.
Die Dreharbeiten begannen Anfang 2010. Bevor es losging, traf ich eine Entscheidung: Ich wollte keinen Stunt machen, der ein so hohes Risiko in sich barg, dass ich im Rollstuhl oder im Sarg landen konnte. Ehrlich gesagt war ich, selbst wenn ich betrunken war, bei meinen Stunts stets sehr viel vorsichtiger, als man vielleicht denken könnte. Doch so ausdrücklich hatte ich darauf noch nie zuvor bestanden. Nach all dem, was ich hinter mich gebracht hatte, und all den Anstrengungen, um gesund zu werden, wäre es einfach dumm gewesen, bei einem Stunt gelähmt oder getötet zu werden.
Einen Mythos, den ich zerstören muss, ist der, dass das Betrunkensein den Schmerz in meinen früheren Stunts irgendwie betäubte. Der ganze Mist tat weh, ob ich nun nüchtern oder den dritten Tag in Folge in einem Kokain- und Stickstoffrausch war. Vielleicht wären die Drogen ja ein willkommenes Anästhetikum gewesen, wenn ich heroinabhängig gewesen wäre, aber der einzige Vorteil, den mir mein Zugedröhntsein verschaffte, war der Umstand, dass ich mir, egal was ich auch tat, nie Gedanken über mögliche Konsequenzen machte. Wenn man dicht ist, wagt man natürlich mehr dummes Zeug, ohne darüber nachzudenken. Nüchtern und klar im Kopf zu sein, wenn man gleich einen Baseball auf die Eier geballert kriegt, ist kein echter Vorteil. In fast jeder meiner Szenen in Jackass 3D steht mir der Schrecken ins Gesicht geschrieben. Glücklicherweise kommt dabei umso besseres Filmmaterial heraus. Wären wir alle die ganze Zeit über nur draufgängerisch gewesen, wäre der Streifen todlangweilig geworden.
Die Eröffnungssequenz von Jackass 3D veranschaulicht besonders gut den Unterschied zwischen betrunken und nüchtern geleisteter Dreharbeit. Ich werde in der Szene mit dem Kopf voran in einen Deckenventilator geschleudert. Acht Jahre zuvor hatte ich, von Koks und Alkohol aufgeputscht, fast denselben Stunt in meiner Wohnung ausgeführt. Ich weiß noch, dass ich damals diesen Ventilator an meiner Zimmerdecke anstarrte und total aufgedreht dachte: Blöder Ventilator, du wirst jetzt heruntergerissen! Und als die Kamera lief, sprang ich einfach in das Ding rein. Dieses Mal, in nüchternem Zustand, hockte ich da, starrte den Ventilator an und hatte furchtbare Angst, dass etwas schiefgehen, ich auf meinem Kopf landen und mir den Hals brechen könnte. Schließlich zählte ich dann eins, zwei, drei und sprang genauso heftig wie beim ersten Mal in das Ding rein. Ich war nun weder vorsichtiger noch leichtsinniger, ich machte mir einfach
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