Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
geparkten Autos fallen lassen und schnurstracks zur nächsten Bar fahren. Aber ich tat es nicht.
Letztendlich wurde jener Dreh im Film gar nicht verwendet. Es ist echt beschissen, vergeblich durch die Hölle zu gehen, doch das kam bei Jackass öfter vor. Manche Stunts und manche Aufnahmen wirkten eben einfach besser als andere. Ideen, die auf dem Papier großartig schienen, sahen auf der Leinwand manchmal nur blöd aus. In anderen Fällen hatten Tremaine und Knoxville das Gefühl, dass eine falsche Stimmung herüberkam. Das Brustwarzen-Piercing mit der Luftpistole war von allen Aufnahmen, die ich für Jackass 3D machte, vermutlich mein Favorit, doch am Ende wurde es als »zu düster« befunden. Außerdem bestand die Sorge, dass irgendein Jugendlicher das nachmachen würde und sich dabei ins Herz schießen und sterben könnte. Das war sicher ein legitimer Einwand, doch er half mir auch nicht dabei, die Enttäuschung besser zu ertragen. Es war einfach ein herber Schlag, wenn die besten eigenen Szenen herausgeschnitten wurden. Andererseits aber waren diese Filme bisher so gut gelaufen, weil Tremaine, Knoxville und Spike wussten, was sie taten. Ihre Erfolgsbilanz sprach für sich selbst.
Ein ganz besonderes Phänomen bei Jackass war schon immer die Kameradschaft zwischen Besetzung und Crew. Bei der Arbeit an der Fernsehshow und den ersten beiden Filmen verbrachten wir in der Regel die meiste Zeit nach einem Drehtag – und manchmal auch während des Drehtags – damit, gemeinsam etwas zu trinken. In der Anfangsphase der Dreharbeiten zum dritten Film machten wir alle Aufnahmen in Los Angeles und Umgebung. Knoxville klagte darüber, dass daher nach der Arbeit jeder seiner Wege ging, statt mit den anderen herumzuhängen, wie wir es taten, wenn wir unterwegs waren. Der Umstand, dass am Ende des Tages jeder nach Hause fuhr, statt sich noch zu betrinken, war für mich natürlich von Vorteil – eine Verführung weniger.
Doch bald schon waren wir wieder unterwegs und der Rest der Besetzung und der Crew ging nach den Dreharbeiten stets noch in die gleiche Bar. Das wurde für mich zu einer echten Herausforderung. Ich musste Bars natürlich meiden und ärgerte mich dann darüber, was ich dadurch alles verpasste. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr zum Team zu gehören. Realität jedoch war, dass es für mich, wenn ich nach getaner Arbeit einen Drink nehmen würde, bald keine Arbeit mehr geben würde. Denn meine Abstinenz war der Grund, warum ich überhaupt dazu in der Lage war, bei diesem Film mitzumachen. Ich kam mit Lust auf die Arbeit rechtzeitig zum Set und leistete so manchen kreativen Beitrag in einer Art und Weise, zu der ich zuletzt bei Jackass schlicht nicht mehr in der Lage gewesen war. Ich glaube nicht, dass auch nur eine einzige der Ideen, die ich für Nummer Zwei vorgeschlagen hatte, überhaupt gefilmt worden war. Darüber hinaus kam ich nun mit allen auch gut zurecht. Wahrscheinlich zum ersten Mal in meinem Leben war ich nicht mehr der riesige nervige Kotzbrocken. Manche Leute hätten mich vielleicht jetzt sogar als ausgesprochen liebenswert beschreiben. Wenn ich nicht mit den Jungs in einer Bar sein konnte, gab ich durchaus etwas auf, doch verglichen mit dem, was ich dafür bekam, hatte das keinerlei Bedeutung.
Knoxville: Steve hatte für die zurückliegenden Jackass -Filme nie besonders viele Nummern geschrieben, höchstens ab und zu. Aber als wir das Drehbuch für Jackass 3D verfassten, brachte er ein paar echt gute Ideen ein. Es war ein ganz neuer Steve-O. Wir beide saßen dann in einem Raum zusammen und führten Gespräche, während wir in der Vergangenheit nur abgefüllt herumgesessen und über irgendwas gequatscht hatten. Jetzt aber hatten wir zusammen richtig Spaß an der Sache.
Alle Jungs der Besetzung und der Crew unterstützten mich in meinen Bemühungen, abstinent zu bleiben, womöglich auch nur, weil sie die Alternative kannten. Knoxville erklärte in ein paar Interviews, man habe mir zuliebe Alkohol vom Set verbannt, doch wenn ich mich recht erinnere, war Alkohol schon beim ersten Film am Set nicht mehr erwünscht. Damals waren wir vor einem sehr konservativ wirkenden Studiopublikum in einer von Kurt Loder moderierten Frage-Antwort-Show aufgetreten. Das war für irgendein MTV-Special gedacht. Den ganzen Tag über hatten wir schon Bier getrunken, das uns der Bier-Sponsor des Films, Miller High Life, geliefert hatte und waren daher alles andere als nüchtern. Zunächst sah es so aus, als ob ich bald
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