Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
erste Begeisterung über meine Memoiren verflogen war, landete ich wieder auf dem Boden der Tatsachen und fand mein Leben so vor, wie ich es verlassen hatte: als ein einziges Chaos.
Nicole duldete meine Anwesenheit zwar noch, doch eigentlich hatte ich ihre Nerven schon lange genug strapaziert. Ich kutschierte mit meinem Wagen herum, obwohl mein Führerschein noch eingezogen und die Zulassung abgelaufen war. Wenn ich irgendwann damit erwischt würde, wäre mein Führerschein auch weiterhin futsch und ich wieder im Knast. Alle Probleme, die ich hatte verdrängen können, solange ich eingesperrt gewesen war – kein Job, kein Geld, keine Perspektiven –, türmten sich mit einem Mal unüberwindlich vor mir auf. Ich wollte unbedingt ein berühmter Stuntman werden, aber so langsam begann ich zu verzweifeln, weil ich keinen rechten Weg ausmachen konnte, über den ich zu diesem Ziel gelangen konnte. Wachte ich morgens auf, wusste ich meist nicht, wohin und was tun. Ich hatte keinen wirklichen Grund, aus dem Bett zu steigen oder – wie es häufig der Fall war – aus meinem Wagen zu klettern. Ein guter Psychiater hätte dieses elektrisierende Gefühl, das mich im Gefängnis überkommen hatte, vermutlich als eine Art Manie und diesen Zustand danach nun als abgrundtiefe Depression eingestuft, die auf so etwas folgte.
Damals dachte ich tatsächlich einmal, dass mich ein Selbstmord vielleicht am schnellsten voranbringen würde. Zum einen wäre damit das Problem gelöst, was ich mit meinem Leben anfangen sollte, zum anderen würde sicherlich all dieses Videomaterial, das mich bei durchgedrehten Stunts zeigte, posthum entsprechend gewürdigt werden. Auch wenn ich im Leben gescheitert wäre, dieses Material wäre meine Hinterlassenschaft. Ich wäre dann zwar tot, aber unsterblich.
Die einzige Methode, mich umzubringen, die ich überhaupt in Betracht zog, war, Abgase meines Autos zu inhalieren. Mir erschien dies als eine friedliche und schmerzfreie Möglichkeit, aus dem Leben zu scheiden, so, als schliefe man nur ein. Ich weiß nicht, ob ich das jemals tatsächlich durchgezogen hätte, aber in dem Moment, in dem ich am dichtesten davorstand, wurde diese Bereitwilligkeit ausgebremst – in meinem Wagen befand sich kein Tropfen Sprit mehr und ich war so pleite, dass ich nicht tanken konnte. Das klingt vermutlich lustig, damals war mir allerdings nicht so zumute.
Während ich bei Nicole wohnte, lernte ich einen Typen mit einer Riesennase kennen, der um die Ecke lebte und den Spitznamen Schnozz trug. Ich war zwar gerade aus dem Gefängnis entlassen worden und hatte mein Geld in den letzten paar Jahren meist mit dem Verkauf von Drogen verdient, doch dieser Kerl war wirklich eine zwielichtige Gestalt. Alles, was ich je über Schnozz hörte, verstärkte in mir den Eindruck, dass er ein durch und durch übler Typ war. Immer, wenn er auftauchte, schienen sich alle Anwesenden plötzlich unwohl zu fühlen. Damals war er oft mit einem Kumpel unterwegs, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnere, der aber noch dubioser war als er. Ich mochte keinen der beiden, sie flößten mir sogar Angst ein, aber: Wir hatten gemeinsame Interessen.
Eines Tages luden mich Schnozz und sein Kumpel dazu ein, mit ihnen gemeinsam psychoaktive Pilze sammeln zu gehen. Sie kannten einen Ort in der Nähe von Ft. Pierce, wo diese Pilze wild wuchsen. Da die beiden aber kein Auto hatten, brauchten sie mich. Die Sache war mir zwar nicht ganz geheuer – immerhin war ich gerade erst aus dem Knast entlassen worden –, aber ich hatte ja nichts anderes zu tun und außerdem erschien mir das Ganze eine gute Möglichkeit zu sein, selbst an solche Pilze und/oder zu Geld zu kommen. Wir fuhren also in meinem Wagen hin und verbrachten ein paar Stunden damit, Pilzhüte von Kuhfladen abzupflücken und sie in Plastiktüten zu stecken. Auf diesem großen Feld gab es Massen von diesen Pilzen, und als wir fertig waren, hatte jeder von uns seine Einkaufstüte ungefähr halb voll. Auf der Rückfahrt aßen wir ein paar der Pilze, obwohl wir sie nicht einmal gewaschen hatten, was im Rückblick ekliger erscheint, als es damals für mich war. Als wir dann vor Nicoles Wohnung ankamen, forderte Schnozz meine Tüte ein.
»Moment mal, ich soll euch all diese Pilze geben, die ich gerade gesammelt hab?«, fragte ich erstaunt. »Wieso das denn? Das war nicht ausgemacht.«
»Wir haben dir doch den Ort gezeigt«, meinte er.
»Na ja, aber ich habe das ganze Risiko auf mich genommen. Immerhin
Weitere Kostenlose Bücher