Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
Stelle ein.
»Das ist ja echt durchgeknallt «, meinte er, als das Band zu Ende war. Dann überlegte er einen Moment und fuhr fort: »Hey, ich kenne hier in der Gegend ein paar Orte, an denen du von Dächern springen könntest.«
Ich weiß nicht mehr genau, ob es noch am gleichen oder am nächsten Tag war, auf jeden Fall saßen Ryan und ich schon sehr bald nach dieser ersten Unterhaltung in seinem Wagen und kurvten auf der Suche nach Dächern, von denen ich herunterspringen konnte, durch Albuquerque. Der erste Ort, den wir entdeckten, war ein zweistöckiges Motel. Wir gingen an der Rezeption vorbei zum Pool, zogen uns bis auf unsere Boxershorts aus, ließen unsere Klamotten aufgetürmt liegen und kletterten auf das Dach hinauf. Als ich gerade losspringen wollte, kam eine Mitarbeiterin des Motels heraus und fing an, uns anzubrüllen. Sie hielt ein Handy hoch und schrie, sie werde die Polizei rufen und wir sollten sofort vom Dach herunterkommen. Ich winkte ihr zu und lachte.
»Ich soll runterkommen? Einverstanden, ich komme gleich!«
Kaum hatte ich zu Ende gesprochen, machte ich einen Sprung mit einem perfekten Salto in den Pool. Ryan sprang mir gleich hinterher. Dummerweise hatte er kaum Erfahrung damit, wie man in flachen Pools auftreffen musste. Im Laufe der Jahre hatte ich gelernt, dass man nicht mit den Füßen voraus landen durfte, wenn man aus solchen Höhen in nur 1,50 Meter tiefes Wasser sprang. Beim Eintauchen musste man sich vorbeugen und am Grund des Pools entlanggleiten. Ryan krachte kerzengerade ins Wasser und schlug sich am Beckenboden die Fersen auf.
Nachdem er mit schmerzverzerrtem Gesicht aus dem Becken geklettert war, packten wir unsere Klamotten und stürmten auf dem Weg hinaus an der wütenden Dame vorbei. Ich kam noch ungeschoren davon, aber Ryan kriegte, als sie hinter ihm herrannte, einen Hieb mit dem Handy auf seinen Kopf.
In unseren klitschnassen Boxershorts fuhren wir schnell davon. Seine Fersen waren ziemlich kaputt – danach konnte er mehrere Wochen lang nicht skaten –, und auf seinem Kopf wuchs an der Stelle, auf die er das Telefon bekommen hatte, eine Beule. Damit war eine Freundschaft geboren.
Ich hatte gedacht, dass Ryan für den Skate-Park, in dem ich ihm zum ersten Mal begegnet war, arbeiten würde, doch in Wirklichkeit war er der Inhaber und hatte die Anlage mit eigenen Händen aufgebaut. Er war schon seit Jahren professioneller Skateboarder und hatte einen ganz persönlichen Stil entwickelt. Er war in der Lage, überall über alles drüberzuskaten: über Straßen, Schienen, Rampen, Becken, über Dächer von Transportern – je schräger es aussah, desto besser. Da ich von Bizo gesponsert wurde, sah ich mich selbst als professionellen Skater, aber Ryan spielte für mich in einer ganz anderen Liga. In kreativer Hinsicht hatten wir jedoch eine Menge Gemeinsamkeiten.
Sein Einfluss auf meine Stunts und Videos kann gar nicht überschätzt werden. Zahlreiche Freunde hatten mich in der Vergangenheit immer wieder ermutigt, die Kunstturmspringer an der Uni von Miami sogar ein wenig mit mir trainiert, aber Ryan und ich fanden zusammen wie ein Team. Bryan Gillooly mag mir beigebracht haben, wie man einen ansehnlichen Handstand macht, aber Ryan fuhr mit seinem Wagen die Straße entlang, während ich einen Handstand auf dem Autodach machte. Alle paar Monate hockten wir uns zu einem »Filmabend« zusammen und schlugen uns in Cindys Bude die ganze Nacht um die Ohren, um unsere Aufnahmen zu Filmen zusammenzuschneiden, die sehr viel besser wurden als das, was ich bis dahin allein zustande gebracht hatte.
Ryan und ich inspirierten uns gegenseitig. Er war stets bereit, mich bei jedem Kunststück, das ich vorhatte – wie verrückt es auch sein mochte –, zu unterstützen. Im Gegenzug halfen ihm meine Tricks und Ideen, seine Skateboard-Filme aufzupeppen. So machte er zum Beispiel nicht einfach nur einen Ollie über ein paar Betonstufen, sondern einen über meine Beine, während ich auf diesen Stufen Handstand machte und ein Skateboard auf meinen Füßen balancierte. Ryan war auch maßgeblich daran beteiligt, dass ich Feuer in meine Nummern einbezog.
Zum ersten Mal habe ich Feuerspucken in Florida probiert. Ein paar Wochen bevor ich nach New Mexico zog, trat ich bei einer Live-Talentshow auf, bei der mich ein Radiosender als »Steve-O, der alkoholsüchtige Turner« präsentierte. Zu meiner Darbietung gehörte es, Massen von Bier in mich reinzukippen und dann Handstände und
Weitere Kostenlose Bücher