Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
Handy. Es war Tremaine.
»Du hast doch bestimmt Lust, einen Film zu drehen, oder?«, fragte er. Natürlich hatte ich Lust. Ich war total aufgeregt.
Anfang 2002 fingen wir dann mit den Dreharbeiten für Jackass: Der Film an. Meine Erinnerungen an die Arbeit daran sind durch den Umstand geprägt, dass ich fast die gesamte Zeit über auf Koks war. Kokain mochte ich schon immer, aber langsam gerieten die Dinge außer Kontrolle. Meine zunächst gelegentlichen mehrtägigen und schlaflosen Koksgelage wurden zu einer regelmäßigen Angelegenheit. Und natürlich war ich dadurch ein lästiges Großmaul. Unter Einfluss von Koks kriegte ich tagelang den Mund nicht mehr zu. Ich zog mir offen und völlig ungehemmt Linien rein – oder snooters, Schniefer, wie ich sie gerne nannte. Obgleich ein paar der anderen Jungs gelegentlich ein bisschen mitzogen, fuhren sie nie so richtig darauf ab. Ich war der einzig ständig vollgedröhnte Kokser der Besetzung.
Nicht dass sich irgendjemand Gedanken darüber gemacht hätte. Wenn überhaupt, war dieser Umstand eher ein Quell der Belustigung. Als Tremaine mich mit einem brandneuen Laptop sah, lachte er nur und kommentierte es mit der Bemerkung: »Das ist aber eine echt teure Unterlage für deine Linien.« Einer der Stunts in dem Film wurde sogar »Wasabi-Schniefer« genannt, eine gemeine Anspielung auf meinen Drogenkonsum.
Lustigerweise war das Wasabi-Reinziehen ausgerechnet während der einzigen Phase der Dreharbeiten angesagt, zu der ich nicht mit Koks aufgeputscht war. Wir hielten uns damals gerade in Japan auf, einem Land mit strengen Drogengesetzen. Daher musste ich während der zehn Tage meist mit Alkohol und psychoaktiv wirkenden Pilzen auskommen, die damals aufgrund einer Eigenheit japanischer Gesetze legal und in Touristenläden zu bekommen waren.
In Japan wollten Pontius und ich vor der Küste von Okinawa mit Walhaien schwimmen und dabei nur durchsichtige, mit Krabben gefüllte Badehosen tragen. Walhaie sind die größten Fische auf Erden, aber gefährlich sind sie nicht – ihre Zähne sind bloß Knubbel, wenig mehr als besonders ausgeprägte Gaumen. Die Herausforderung bei diesen Szenen war es, dass wir es schaffen wollten, von diesen großen Fischen gebissen zu werden.
Da ich tauchen können musste, um mit den Haien zu schwimmen, machte ich vor der Reise nach Japan noch einen Tauch-Crashkurs. Unglücklicherweise war ich während des gesamten Unterrichts wie auch bei der Prüfung bis zu den Kiemen zugekokst und behielt absolut nichts davon zurück. Als wir dann vor Okinawa filmten, ich tiefer ins Wasser hinabtauchte und merkte, dass ich es zurück zur Oberfläche nie mit einem einzigen Atemzug schaffen würde, geriet ich in Panik. Ich hatte plötzlich Angst, zu ertrinken. Ich kriegte es gerade noch hin, dicht genug an den Walhai heranzurudern, um ihn ein wenig zu bumsen und mich ein bisschen anknabbern zu lassen. Dann sah ich zu, dass ich so schnell wie möglich zum Boot zurückkam. Komischerweise waren die Dinge, bei denen ich mich während der Dreharbeiten an Jackass und Wildboyz am unbehaglichsten fühlte, in der Regel die ungefährlichsten Aktionen, die wir unternahmen.
Der Titel des Sketches, »zahnloser Walhai«, war wieder mal ein Wink in Richtung meines Privatlebens. Im Jahr zuvor, während meiner Zeit als Obdachloser, hatte mir ein Mädchen einen geblasen, das in jüngeren Jahren in einen schlimmen Unfall verwickelt gewesen war. Bis wir miteinander rummachten wusste ich davon nichts, aber ihr wurden damals sämtliche oberen Zähne ausgeschlagen, für die sie dann eine Zahnprothese erhielt. Als wir in Fahrt kamen, zupfte sie meine Wiener hervor und sagte: »Jetzt kommt was Tolles!« Sprach´s, hakte ihre Vorderzähne aus und legte sich ins Zeug. Dieses Erlebnis verklickerte ich natürlich sofort den Jackass -Jungs. »Ich hab keinen Blowjob bekommen, sondern eine zahnlose Massage!« Das Wort »zahnlos« wurde von da an zu einer Art Insider-Scherz.
Während der Arbeit am ersten Film war ich gerade in der Phase, in der ich total begeistert war von bescheuerten Tattoos. Daher war auch der erste Vorschlag, den ich Tremaine für den Film machte, der, mir ein Porträt von mir selbst auf den Rücken tätowieren zu lassen. Es dauerte mehr als 16 Stunden in vier Sitzungen, bis das Ganze fertig war, und ich jammerte die ganze Zeit über. Der legendäre Künstler Jack Rudy, der das Tattoo stach, hasste es, an mir zu arbeiten, weil ich mich wie eine Memme aufführte. Ich glaube
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