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Ein Jahr – ein Leben

Ein Jahr – ein Leben

Titel: Ein Jahr – ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Berben , Christoph Amend
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vielleicht Jürgen Klopp, mal sehen, was klappt.
    Der nächste Filmpreis findet im April statt. Als Präsidentin werden Sie wieder die Eröffnungsrede halten.
    Ja, eine nicht mehr ganz neue, aber immer noch etwas ungewohnte Rolle. Dieses Jahr hatte gerade die Verhaftungswelle der iranischen Regisseure stattgefunden. Ich habe das wenigstens kurz erwähnt, weil ich dachte, wir kommen neben der Begrüßung und dem Blick auf die eigene Branche nicht umhin, auch an einem solchen Abend am Weltgeschehen teilzunehmen. Und wenn es nur die Tatsache ist, dass wir daran erinnert werden, in welch exklusiver Situation wir hier unsere Filme machen können. Ach, hieß es da prompt in einer Zeitung, jetzt versucht sich Frau Berben auch noch an der Weltpolitik. Andererseits haben mir viele Kollegen gesagt, wie klasse sie das fanden, dass ich es erwähnt habe. Für manche Leute bin ich ein rotes Tuch, das verstehe ich auch.
    Warum?
    Zu erfolgreich. Und vielleicht hat es auch damit zu tun, dass ich in den ersten 20  Jahren meiner Karriere nur ein hübsches Kind war. Als Schauspielerin hat man mich nicht ernst genommen, ich mich selber ja auch nicht. Ich war einfach nur ein schönes Gesicht. Deswegen polarisiere ich bis heute. Jetzt bin ich auch noch Präsidentin! Mache ernstzunehmende Filme! Und bei meinen »Lesungen gegen das Vergessen« ist nach 30  Jahren auch klar, dass es keine Berechnung ist. Und trotzdem darf ich dann im Berliner »Tip« lesen, Iris Berben gehört zu den 100 peinlichsten Berlinern – weil ich mich mit dem Dritten Reich wichtig machen wolle. Das muss man aushalten.
    Wie hält man das aus?
    Manchmal besser, manchmal nicht so gut. Wenn plötzlich ein Henryk M. Broder gegen einen schießt und sich darüber aufregt, dass ich den Leo-Baeck-Preis nur bekomme, weil in der Jury offenbar ein paar Männer die Berben attraktiv finden – man muss auch das ertragen. Gerade wenn solche Zitate einem in späteren Interviews gerne vorgehalten werden.
    Ihr Engagement für Israel hat früh begonnen. Sie haben Ihrer Mutter, als Sie 18  Jahre alt waren, gesagt: »Ich fahre da jetzt hin.«
    Das war schwärmerisch, eher unpolitisch, ein Instinkt, den damals auch viele andere junge Leute hatten. Ich fand das Land einfach aufregend, unbekannt. Eine Symbiose unserer Länder, die ich aber in ihrer Wucht gar nicht wahrgenommen hatte. Daraus hat sich erst Jahre später mein Engagement entwickelt. Noch etwas zu den Kritikern: Es ist ja schon so, dass ich auch inhaltlich angreifbar bin. Ich habe im Laufe meiner Karriere viel Populäres gemacht, über das man heute sagt, dass es nur populär war und sonst nichts.
    Zum Beispiel?
    »Die Guldenburgs« oder »Sketchup«, auch wenn das mittlerweile fast wieder rehabilitiert ist als eine Urform der heutigen Comedy.
    »Das Erbe der Guldenburgs« war sehr erfolgreich, sollte ein deutsches »Dallas« sein.
    Das war damals tatsächlich die teuerste deutsche Serie überhaupt, das erste Mal, dass man Hochglanz machen wollte, auch mit großen Namen wie Christiane Hörbiger und Brigitte Horney. Dieser Erfolg hing mir natürlich lange an. Oder die »Zwei himmlischen Töchter« in den siebziger Jahren: nur sechs Folgen, aber Marktanteile um die 50 Prozent. Es gab ja nur drei Sender, und die Serie war laut, frech, witzig, sexy. Also das komplette Gegenteil des deutschen Autorenfilms, der damals das Sagen hatte. In der Filmszene war ich mit einem Mal total out. Diese Zeit war ein richtiger Bruch. Ich habe keine Kinofilme mehr machen können, ich war wie abgeschnitten.
    Wie sind Sie damit umgegangen?
    Indem ich mich darauf konzentriert habe, welche Rollen man mir anbietet. Und ich hab irgendwann etwas trotzig gesagt: Okay, dann habe ich mit dem Fernsehen eben hundertmal so viel Einschaltquote, wie ihr Zuschauer im Kino habt.
    Wenn Sie den Kritikern von damals heute begegnen, zum Beispiel in der Filmakademie, wie verhält man sich da?
    Der Tenor ist, dass mein Weg doch ziemlich einmalig sei, wie ich es kontinuierlich immer ein Stück weitergeschafft habe. Am Anfang meiner Karriere standen Sätze im »Stern« wie: »Das neue deutsche Gesicht. Das Schönste, was wir haben.« Das war sicherlich nicht hilfreich, um ernst genommen zu werden.
    Es gibt schlimmere Schicksale.
    Mit Sicherheit, aber gehen Sie mal mit solchen Sätzen um, wenn Sie 18 , 19 sind. Ich fand das damals auch schön, ich habe das genossen! Es gab entweder Uschi oder mich.
    Uschi Obermaier.
    Ja, und die war ja viel politischer als ich, durch

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