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Ein Jahr – ein Leben

Ein Jahr – ein Leben

Titel: Ein Jahr – ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Berben , Christoph Amend
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Wahrnehmung nicht stimmt: Bist du deiner Eitelkeit erlegen, weil du unbedingt die Rolle spielen willst? Und übersiehst deshalb Fehler und Probleme, die in diesem Projekt stecken? Stimmt etwas bei dir nicht?
    Man kennt so viele Geschichten über Filme und Serien, die anfangs keiner wollte und später riesige Erfolge wurden.
    Als damals bekannt wurde, dass ich bei »Sketchup« mitspiele, haben mich reihenweise Regisseure angerufen und mir gesagt, sie würden mich nicht wieder besetzen, und meine Karriere könnte ich ohnehin vergessen. Es kam dann doch ein bisschen anders. Und dennoch: Ich bin nach den Absagen zu »Miss Sixty« wirklich ins Grübeln gekommen. Sie kommen ja von gestandenen und erfahrenen Leuten.
    Kennen Sie Gründe dafür?
    Es sind wohl das eine oder andere Mal Sätze gefallen wie: »Das ist vielleicht kein Kinostoff, eher eine Fernsehgeschichte«. Auf der anderen Seite schaue ich mir ja die deutschen Komödien, die zurzeit im Kino mit Erfolg laufen, auch an, und da fand ich, dass wir mit unserem Humor einen Nerv treffen.
    Ich muss Ihnen eine Geschichte aus meinem Redaktionsalltag erzählen. Vor kurzem kamen wir in einer Konferenz auf genau dieses Thema, dass es so wenige Rollen für ältere Frauen im deutschen Film gibt, und sofort hieß es: Wieso, Iris Berben, Hannelore Elsner, Senta Berger sind doch ständig zu sehen.
    Ja und? Wer außer den dreien noch?
    Selbst Sie haben zu kämpfen.
    Aber ich kämpfe gern. Vor ein paar Tagen habe ich hier im Café Einstein die junge Regisseurin AnnKristin Reyels getroffen, die mit mir drehen möchte, einen kleinen aufregenden Film. Eigentlich würde man wohl sagen, es geht um Sterbehilfe, aber für mich geht es um eine brachiale Liebe zwischen ihr und ihrem Sohn, für den sie sogar ins Gefängnis geht. Der Film heißt »Heroin«.
    Sie haben zugesagt?
    Ich habe das Drehbuch gelesen, habe mich mit der Regisseurin und dem Produzenten getroffen. Wir waren schnell auf einer Wellenlänge. Als Hauptdarsteller muss man dann einen »letter of intent« schreiben, daraufhin gibt es oft das erste Fördergeld. Den Brief habe ich geschrieben, jetzt muss ich warten.
    Wie sehen Ihre nächsten Wochen aus?
    Morgen fahre ich nach Köln, Roger Willemsen organisiert eine Gala in der Oper, für den Afghanischen Frauenverein, dessen Schirmherr er ist. Die Gala trägt den Titel »Herzenssachen«. Jeder trägt vor, was ihm eine Herzenssache ist, und da passt für mich Selma Meerbaum-Eisinger sehr gut. Dann bin ich kurz in München und anschließend wieder in Berlin, habe ein paar Termine – und dann mache ich mich mit meinem Sohn auf nach San Francisco.
    Jetzt strahlen Ihre Augen.
    Die Reise ist sein Geburtstagsgeschenk zum 60 . für mich. Wir fliegen nach San Francisco, dort hat er ein Auto gemietet. Wir werden acht Tage lang an der Küste entlang bis nach Los Angeles fahren. Er hat alles organisiert, von ihm lasse ich mich überraschen, sehen Sie? Das letzte Mal, als wir beide so lange Zeit nur mit uns verbracht haben, war er noch ein kleiner Junge. Ich freue mich sehr auf diese Tage. Das letzte lange, richtig lange Gespräch über unser Leben, über sein Leben, über meins, haben wir geführt, als ich auf Rügen gedreht habe, »Das große Fest«, den sogenannten Wende-Film. Nachts bekam ich einen Anruf von Oliver. Da hat er mir mitgeteilt, dass er sein Studium schmeißt. Er wollte zum Film.
    Ich ahne, wie begeistert Sie von dieser Idee waren.
    Sie ahnen richtig: gar nicht. Es war nun nachts um halb eins, ich war in meinem Hotelzimmer und drehte am nächsten Morgen.
    Wie haben Sie reagiert?
    Ich war sehr gefasst. Oliver begann das Telefonat mit dem Satz: »Ich wollte mal fragen, wie es dir geht.« Sage ich: »Wenn du mich um halb ein Uhr nachts anrufst, frage ich mal lieber, wie es dir geht.« Dann hat er erzählt, was er machen möchte. »Ich habe am Wochenende frei«, habe ich gesagt, »ich kann nach Berlin kommen«, dort hat er studiert, »lass uns das ganze Wochenende miteinander verbringen und reden.« Ich habe mich im Hotel Interconti eingemietet, wir haben Stunden am Stück geredet und alles besprochen, mein Sohn und ich. Das war das letzte Mal.
    Und jetzt reisen Sie gemeinsam durch Kalifornien.
    Ich stelle mir vor, wir werden im Auto sitzen und uns mit uns beschäftigen, reden, schweigen, gucken, einfach Zeit miteinander verbringen. Ich bin gespannt.
    Beim letzten Mal alleine zu zweit gab es einen ganz konkreten Anlass: der berufliche Weg Ihres Sohnes, den er, wie wir heute

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