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Ein Jahr – ein Leben

Ein Jahr – ein Leben

Titel: Ein Jahr – ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Berben , Christoph Amend
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dem Weingut von Francis Ford Coppola. Und dort kam alles zusammen, was ich auch liebe: Filme, Weine, wir haben probiert und waren ganz schnell beschwipst, also haben wir uns eine Riesenpizza bestellt.
    Wie im Film »Sideways«.
    Ja, über den Film haben wir auch geredet. Wir sind von einer Winery zur nächsten, wie in »Sideways«. Wir sind durch Big Sur gefahren, den Küstenstreifen. Da fahren sie alle mit ihren schweren Motorrädern entlang, das will ich unbedingt noch mal machen.
    Keine Angst?
    Angst? Nein, keine Angst. Dort war das unglaublichste Hotel unserer Reise, das Post Ranch Inn. Es besteht aus Baumhäusern, nur Natur, du siehst im ersten Moment gar nicht, wo man hier wohnen soll, weil alles mit Gras bewachsen ist. Oliver hat in einem Baumhaus gewohnt, ich in einem anderen, meines hieß »Little«, mit Blick auf den Pazifik. Überall kleine Pools, bestes Essen, Natur, ein Traum. Aber das Schönste, neben all dem Luxus, den ich sehr genossen habe, war, dass wir manchmal einfach nur nebeneinander saßen, aufs Meer geschaut und geschwiegen haben. Das war die Reise, unsere Reise.
    Wie haben Sie sich voneinander verabschiedet?
    Heulend. Nicht darüber reden, sonst fange ich sofort wieder an. Wir waren dann noch ein paar Tage in Los Angeles, weil der Film Market stattfand, die Filmmesse, die für Oliver wichtig ist.
    Sie hatten immer wieder mal die Möglichkeit, nach Hollywood zu gehen. Spielen solche Gedanken eine Rolle, wenn Sie zu Besuch in Los Angeles sind?
    Diese Gedanken habe ich nicht nur, wenn ich dort bin. Bei mancher Rolle in einem Hollywood-Film denke ich, diesem Wettbewerb hätte ich mich gerne gestellt. Vielleicht wäre Los Angeles früher einmal ein schöner Ausflug gewesen, für zwei, drei Jahre, die man strategisch angehen muss, aber von meiner Lebensmelodie ist es zu weit entfernt. Ich scheine doch eine Europäerin zu sein. Hollywood als Lebensform? Das kann ich mir selbst bei den schönsten Villen dort nicht vorstellen. Dann lieber Berlin, mittendrin. In Los Angeles kannst du sehr schnell auf dich selbst zurückgeworfen werden. Du musst Klinken putzen, Castings machen, und das fällt mir ohnehin schwer. Bei Castings spüre ich bis heute einen inneren Widerstand in mir. Ich kann mich bei Probeaufnahmen nie so preisgeben wie beim Drehen. Ich brauche das rote Licht, Aufnahme läuft, das ist mein Schutz.
    Fragen Sie sich manchmal, wo Sie wären, wenn Sie nach Hollywood gegangen wären?
    Romy Schneider war ja ebenfalls da, der Produzent Robert Evans hatte sie geholt. Ich habe ihn auch mal kennengelernt …
    Ah ja?
    In den 70 er Jahren. Aber lieber zurück zu Romy Schneider. Sie war in Los Angeles, eine Frau, die alle Möglichkeiten hatte, die dann doch zurück nach Europa gegangen ist. Am Ende ist man als Deutscher dort immer auf einem Gastspiel. Ich spüre keine Wehmut, aber ich gebe zu, ich hätte gerne internationaler gearbeitet. Wobei mir Frankreich gereicht hätte. Ich habe nur einmal dort gedreht, dabei liebe ich den französischen Film.
    Er ist Ihnen mit seiner Emotionalität, den Beziehungsgeschichten auch näher als der deutsche Film, oder?
    Ja, oft. Aber ich fürchte, ich hätte die Sprachbarriere nie wirklich übersprungen. Ich musste mich, als ich »Les gens de Mogador« gedreht habe, derart auf die Texte konzentrieren, dass es mir die Genauigkeit beim Spielen genommen hat. Die Begabung fehlt mir leider.
    Sie haben gerade in München bei den »Diva-Awards« eine Laudatio auf Til Schweiger gehalten, der eine Zeitlang in Hollywood gelebt und gearbeitet hat.
    Ich habe das sehr bewusst gemacht. Als Präsidentin der Filmakademie bekomme ich in einem besonderen Ausmaß mit, welche Vorbehalte es in meiner Branche und insbesondere unter den Mitgliedern der Akademie gegenüber Til und gegenüber erfolgreichen Filmen gibt. Ich kämpfe aber um die Bandbreite des deutschen Films, um die Vielfalt, auch in Form von Auszeichnungen. Als die Anfrage von den Veranstaltern kam, ob ich eine Rede auf Til halten möchte, habe ich beschlossen, dieses Statement zu machen, als Präsidentin der Akademie. Ich habe in meiner Rede erwähnt, dass man Til als jungem Mann, als er auf der Folkwang-Schauspielschule in Essen vorgesprochen hat, zu einem anderen Beruf geraten hat, dem des Schreiners. Er hat das mal in einem Interview erwähnt. Ich habe zu Til gesagt: »Du bist kein Schreiner geworden, aber genau genommen bist du es eben doch: Du bist ein guter Handwerker du gehst nämlich sehr bodenständig, mit genauester

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