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Ein Jahr ohne Juli (German Edition)

Ein Jahr ohne Juli (German Edition)

Titel: Ein Jahr ohne Juli (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Kessler
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und allmählich wird es still im Raum. Mr Barraclough ist der Manager hier. Er ist sehr groß und hat dichtes, lockiges graues Haar und blaue Augen, die immer irgendwie leuchten, ohne aber zu funkeln, wenn das logisch klingt.
    Er trägt immer schicke Anzüge und hat den Hemdkragen hochgestellt. Ich finde, er sieht aus wie eine Mischung aus einem abgehalfterten Popstar und einem richtig coolen Schuldirektor. Er bezeichnet sich selbst als Chefbutler .
    Alle haben sich zum Willkommenstreffen versammelt, sehen ihn an und warten auf die Highlights der Woche. Tja, alle, bis auf Julis Familie. Sie sind noch nicht da – aber das ist keine Überraschung. Sie kommen immer zu spät! Ich glaube, sie lieben den großen Auftritt.
    Mum begutachtet die Getränke. »Dieses Jahr mal Sekt«, sagt sie und zieht die Augenbrauen hoch. »Was mag das bedeuten?«
    Einmal habe ich bei Juli zu Hause Sekt getrunken. Ihre Mutter hatte gerade in der Galerie eine richtig erfolgreiche Ausstellung mit einem megaberühmten Künstler eröffnet. Juli sagte, sie hätte schon öfter mal Sekt getrunken. Mir hat er nicht besonders geschmeckt. Die Bläschen sind mir direkt in die Nase gestiegen und haben gekitzelt, deshalb frage ich Mum gar nicht erst, ob ich ein Glas haben kann.
    Mum tätschelt ihren Bauch. »Schade, dass ich nicht darf«, sagt sie. Ich nehme drei Gläser Orangensaft für Mum, Craig und mich. Dad nimmt sich ein Glas Sekt und trinkt es mit einem Schluck halb aus.
    Mr Barraclough beginnt mit seiner Ansprache. »Da dies mein letztes Jahr ist, dachte ich, wir gönnen uns mal was«, sagt er.
    »Bisschen zu jung für die Rente, nicht?«, ruft ein rotgesichtiger Mann, der an der Seite steht. »Oder zahlen wir Ihnen etwa zu viel?«
    »Schön wär’s!«, sagt Mr Barraclough halb lächelnd, halb bekümmert. »Nein, ich habe mir einfach vorgenommen, ein bisschen auf Reisen zu gehen. Mir mal anzusehen, was außerhalb von Riverside Village so los ist«, setzt er hinzu. »Ich werde in diesem Jahr fünfzig. Man kann das Leben nicht ewig aufschieben.« Dann verstummt er und starrt aus dem Fenster. Einen Augenblick lang scheint er uns alle vergessen zu haben. Sein Schweigen beginnt gerade peinlich zu werden, da hüstelt er und hebt sein Glas mit einem Lächeln, das eher traurig aussieht. Man sollte doch meinen, er würde sich mehr darüber freuen, dass er zu arbeiten aufhört und auf Reisen geht!
    »Tja, also, ich hoffe, Sie leben sich alle ohne Probleme in Ihren Ferienapartments ein«, sagt er. »Ich bin hier, wann immer Sie mich brauchen, ebenso meine Angestellten. Denken Sie bitte daran: Wenn ein Ausguss verstopft ist, sind Johnny und Rita und Pete zuständig, und wenn Sie jemanden brauchen, mit dem Sie in der Bar gemütlich einen heben und plaudern können, dann haben Sie ja meine Nummer.«
    Ein paar Leute lachen. Mr Barraclough nimmt einen Schluck von seinem Sekt. »Wie immer haben wir für diese Woche eine Reihe höchst attraktiver Veranstaltungen für Sie vorbereitet«, fährt er fort, »nehmen Sie sich also Zeit, um alles durchzulesen, melden Sie sich an, ehe es zu spät ist, und vor allem, genießen Sie die Woche. Danke.«
    Damit hebt er sein Glas und nickt uns zu, während leiser Applaus aufbrandet.
    Mum packt mich am Arm. »Komm, lass uns nachsehen, was so geplant ist.«
    Ich schnappe mir eine Handvoll gerösteter Erdnüsse und folge ihr, um mich mit den anderen an einem Tisch anzustellen, der an der Seitenwand steht. Er ist bedeckt mit Broschüren, Informationsmaterial und Buchungsbögen. Dad und Craig schlendern zu dem Brett auf der anderen Seite des Raumes. Dort hängen Bilder der örtlichen Dampfeisenbahn. Noch so was, das sich jedes Jahr wiederholt. Craigs Welt würde kopfstehen, wenn wir nicht wenigstens einmal mit der Dampfeisenbahn fahren würden, solange wir hier sind.
    »Schau mal. Dahin hat es doch bisher noch keinen Ausflug gegeben, oder?« Mum reicht mir die Broschüre eines Kerzenmuseums, von dem wir schon gehört, das wir aber noch nie besucht haben. »Da kann man selber Kerzen machen«, fügt sie hinzu.
    Ich lese die Broschüre durch. Es sind Kerzen abgebildet, die die Form von Nixen oder Feen und allen möglichen anderen Gestalten haben. Ich stelle mir vor, wie Juli und ich Kerzen machen – jede macht eine für die andere. »Sieht gut aus«, stimme ich zu.
    Mum nimmt einen Anmeldebogen. »Morgen Nachmittag gibt es eine Fahrt dorthin. Soll ich uns anmelden?«
    »Ja, super«, erwidere ich. Ungefähr zum zwanzigsten Mal

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