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Ein Jahr ohne Juli (German Edition)

Ein Jahr ohne Juli (German Edition)

Titel: Ein Jahr ohne Juli (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Kessler
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innerhalb weniger Stunden –, und keiner außer mir weiß es. Es wird auf jeden Fall eintreten!
    Alle verhalten sich ganz normal: lächeln, lachen, probieren Helme auf. Wie können sie nur? Ich kann nicht einfach dabei herumstehen und zusehen. Ich kann es nicht!
    Juli nimmt den Reithelm, der ihr gereicht wird, und wartet draußen im Hof. Als ich einen ausgewählt habe, folge ich ihr, und wir verabschieden uns von ihrer Mutter.
    »Juli, bitte, hör mal zu«, sage ich so leise, dass mich sonst keiner hören kann. Ich sage ihr die Wahrheit. Mir bleibt keine Wahl.
    »Nun komm schon, Jen, lass dich einfach drauf ein«, sagt sie grinsend und schließt den Riemen ihres Helms. »Wer weiß, vielleicht gefällt es dir ja so gut wie das Kerzenmuseum.« Dann bricht sie in Gelächter aus.
    Ich hole tief Luft. »Es ist gefährlich. Etwas Schreckliches stößt Mikey zu, wenn er heute mitreitet.«
    Sie hält inne. »Ach Jenny. Bitte lass das.«
    »Was soll ich lassen?«
    »Das mit deinen Sci-Fi-Geschichten, nur damit ich dir zuhöre. Wenn du nicht mitkommen willst, dann lass es eben, aber hör bitte auf, es mir und meinem Bruder zu verderben. Lass ihn doch einfach in Ruhe.«
    »Juli, jetzt hör mir doch zu!«, fahre ich sie an. »Ich will euch nichts verderben, weder dir noch Mikey. Ich versuche nur, euch zu warnen!«
    »Zu warnen? Du kannst also jetzt in die Zukunft sehen, was? Wer bist du? Eine Wahrsagerin?«
    Die Frau vom Reitstall ist aus der Anmeldung gekommen. »So, alle die beim Ausritt mitmachen, hier entlang«, sagt sie und eilt in Richtung der Stallungen auf der anderen Seite des Hofs. Juli schließt sich ihr gleich an. »Ich heiße übrigens Carol«, ruft die Frau im Laufen über die Schulter. Ich schaue mich um: Wir sind zu neunt: vier Mädchen, die so aussehen, als ob sie in meinem Alter sind, die zusammen kichern; ein schlaksiger Junge, der für sich ist und verlegen hinter den Mädchen herläuft; ein älteres Paar und wir drei.
    Wie kann ich die Geschichte verhindern?
    Ich eile an die Spitze der Gruppe und folge Carol und Juli. Carol bleibt vor der ersten Box stehen. »Das ist Hunter«, sagt sie und streicht über seine Nase. »Ganz gutartig, leicht zu kontrollieren, aber auch draufgängerisch, wenn er will. Mark, den kannst du nehmen; du bist doch schon mal auf ihm geritten?«
    Der schlaksige Junge wird rot und nickt schnell.
    Carol geht weiter und lässt den Blick über die Runde schweifen. »Marion«, sagt sie und winkt die ältere Frau herbei. »Möchten Sie Star nehmen?«
    »In Ordnung«, sagt Marion lächelnd und streichelt dem Pferd den Hals.
    Carol geht zur nächsten Box. »So, das ist einer von unseren Neuen«, sagt sie, greift in die Box und tätschelt das Pferd. Es reißt den Kopf hoch und stößt ihre Hand fort. Es hat eine dunkelbraune Nase mit einer feinen weißen Linie in der Mitte. »Er ist noch jung und wirklich ganz lieb. Er ist für eines der Kinder geeignet. Kann ganz schön temperamentvoll sein manchmal«, sagt sie lächelnd, »aber kinderleicht, wenn man ihn gut kontrolliert.«
    Mikey tritt vor. »Der ist aber schön«, sagt er. »Wie heißt er?«
    »Angus.«
    Mir wird ganz kalt. Angus. Mikey macht einen weiteren Schritt vor, um Angus zu streicheln.
    »Den nehm ich!«, sage ich schnell. Der ist es! Das Pferd aus dem Fernsehen. Das Mikey abgeworfen hat.
    »Du?«, fragt Juli schnaubend. »Ich dachte, du wolltest überhaupt nicht …«
    »Den nehm ich«, sage ich noch mal.
    Carol dreht sich zu mir um. »Kannst du denn reiten?«, fragt sie.
    »Ja«, sage ich bestimmt. Juli hebt an, um etwas einzuwerfen. »Ich bin schon oft geritten«, setze ich schnell hinzu. »Bitte, darf ich Angus nehmen?«
    Carol mustert mich. »Okay«, sagt sie lächelnd. »Du hast ja ungefähr die passende Größe.«
    Sie geht weiter, und die übrigen der Gruppe folgen ihr zur nächsten Box. »So, und das ist Mouse«, höre ich sie sagen. Sie deutet auf Mikey. »Gleiche Größe wie Angus. Nicht ganz so lebhaft, aber reitet gerne aus. Willst du ihn?«
    Mikey ist einverstanden. Juli entscheidet sich für das Pferd aus der nächsten Box. Eine Stute namens Winter. Während die Gruppe weitergeht, streichelt sie das Pferd, dann dreht sie sich um und sieht mich über die Schulter an. »Was spielst du da eigentlich für ein Spielchen?«, fragt sie.
    »Gar keines.«
    »Doch, wohl. Tust so, als ob du ganz scharf aufs Reiten bist, obwohl du vorhin gar nicht mitkommen wolltest. Was ist los?«
    »Mir hat Angus einfach vom Aussehen her

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