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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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ein bescheidener Datsun Z. Die anderen waren alle irgendwelche Sportschlitten, die Neal noch nie gesehen hatte. Das mußte aber nichts heißen. Neal kannte nur wenige Autos.
    »John hat sich eine Zeitlang sehr für Autos interessiert«, erklärte Liz. »Genauso wie Allie übrigens. Da hatten sie wenigstens etwas gemeinsam.«
    »Jeder braucht ein Hobby.«
    Neal fing im Handschuhfach an zu suchen, nur falls dort ein Zettel läge, den bislang niemand gefunden hatte. »Ich bin da und da, hier ist die Adresse und Telefonnummer.« Er konnte leider keinen finden. Dafür stieß er auf den üblichen Handschuhfach-Krempel. Ein paar Landkarten, ein Handbuch, ein offenes Päckchen Kirschkaugummis, Lippenstift, ein Päckchen Zigaretten, einen Kamm, eine kleine Flasche Johnnie Walker Black.
    Er fühlte zwischen den Sitzen nach, fand aber auch da nichts, nicht mal Dope, was ihn irgendwie überraschte. Es war dunkel, als er fertig war. 
     
    Neal ließ sich in die Badewanne gleiten, die zu seinem Gästezimmer gehörte. Er hatte sie mit dampfend heißem Wasser gefüllt, um den Schmerz in seinem Körper und in seiner Seele zu verjagen. Der erste Schluck Scotch breitete sich wie eine warme Welle in seinem Inneren aus, und nach ein paar Minuten war er in der Lage, seine Taschenbuchausgabe der Abenteuer des Peregrine Pickle aufzunehmen und sich im 18. Jahrhundert zu verlieren. Was er ja ohnehin mit seinem Leben vorhatte.
    Er genoß die Stille. Chase und Jiminy Cricket waren für irgendeine Abstimmung zurück nach Washington gefahren. Die Dame des Hauses bereitete sich auf ein weiteres Dinner zugunsten eines zweifellos guten Zwecks vor. Jedenfalls hatte sie gehofft, daß es ihm nichts ausmachte, allein zu Abend zu essen. Machte es nicht. Der Koch servierte, hoffentlich ohne ironischen Hintergedanken, Hähnchen Londoner Art, Reis und Spargel, und zum Nachtisch gab es Himbeertorte. Neal genoß den passenden Wein dazu und war schon halbwegs betrunken, als er ins Badewasser stieg. Nach einem Kapitel vom Pickle legte er das Buch beiseite und dachte nach.
    Allie hatte nicht geplant, wegzulaufen. Kein guter Doper läßt einen solchen Vorrat da, wenn er eine Flucht plant. Nein, Allie war wütend, als sie ging. Sie hatte die Entscheidung überhastet getroffen, impulsiv, irgendwann Samstagnacht oder Sonntagmorgen. Sie hatte im Auto noch ein wenig darüber nachgedacht und hatte mitgenommen, was sie bei sich hatte. Aber sie war nicht zurückgefahren, um irgendwas zu holen, was bedeutete, daß sie entweder die lächerlichste Drogensüchtige war, von der er jemals gehört hatte, oder daß sie ums Verrecken nicht mehr nach Hause wollte.
    Außerdem wollte sie verschwunden bleiben. Die meisten Ausreißer, denen es zu Hause zu langweilig ist oder die die Verbote satt haben oder die nach Aufmerksamkeit verlangen, wollen gefunden werden. Bewußt oder unbewußt hinterlassen sie eine deutliche Spur. Außerdem bemerken sie oft, daß das Leben draußen noch scheußlicher ist als daheim, und dann kommen sie zurück. Es sei denn, das Leben draußen war besser als das Leben zu Hause. Oder in der Schule, dachte Neal. Er war beeindruckt, daß die arme kleine Allie nicht nach dem Plastikkärtchen gegriffen oder nach Geld gekabelt hatte. Sie zog es durch, und sie gehörte zu den Mädchen, die nicht daran gewohnt waren, etwas durchzuziehen. Also warum?
    Er spielte mit dem Fuß am Heißwasserhahn. Er hatte keine Lust, sich aufzusetzen und daran zu drehen, außerdem hatte er so die Hände frei für den Scotch. Er wünschte sich, er hätte das Gespräch von heute nachmittag aufgenommen, denn irgend etwas störte ihn daran, ließ ihn nicht los, rumorte in den dunklen Ecken seines Kopfes, gerade außer Reichweite.
    Neal sah auf die Uhr, als es an seiner Schlafzimmertür klopfte. Ein paar Minuten nach zwei Uhr morgens. Er sagte trotzdem: »Herein.«
    Liz Chase machte hinter sich die Türe zu. Neal fragte sich, warum sie schwarze Seide trug, wenn sie sowieso allein schlief, aber das war schließlich ihre Sache. Das Schwarz ließ ihr Blondhaar golden schimmern. Sie setzte sich auf eine Ecke seines Bettes, schlug ihre Beine unter, genau wie sie es am Nachmittag getan hatte, und zog den Saum ihres Nachthemdes über die Knie herunter. Sie saß einfach da und sah ihn an.
    Neal hatte von so etwas schon in Detektivromanen gelesen, aber ihm war es noch nie passiert. Er glaubte auch nicht, daß es ihm jetzt passieren würde. Trotzdem wurde sein Hals trocken, und er schluckte

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