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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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und an der Leine ziehen. Chase schoß aus seinem Stuhl hoch wie eine Rakete.
    »Hör mal, du kleines Dreckschwein…«
    Warum nennen mich heute bloß alle Dreckschwein?
    »Darling…«
    »Es ist alles unsere Schuld, ja? Natürlich sind wieder die Eltern schuld! Wir haben dem Gör alles gegeben! Und jetzt soll ich mir ihretwegen meine Zukunft zerstören lassen? Wenn sie nicht bei uns sein will, bitte sehr!«
    »Yeah, meinetwegen, Senator. Aber jetzt wollen Sie sie doch wiederhaben.«
    »Sie arbeiten nicht mehr für mich!«
    Neal stand auf. »Ich arbeite nicht für Sie, Punkt. Ich arbeite für die Bank. Wenn die mir sagt, ich soll Ihr Kind suchen, tue ich das. Wenn die mir sagt, ich soll das Ganze vergessen, vergesse ich es.«
    Lombardi erhob sich ebenfalls. Dann stand auch Liz auf. »Finden Sie meine Tochter.«
    Das war keine Bitte, sondern ein Befehl. Der Befehl einer schönen Frau, der Befehl einer Mutter, der Befehl einer Frau, die weiß, daß sie das Okay ihres Mannes nicht braucht. Neal hörte es auf alle drei Arten.
    Die gute alte Marie-Christine servierte Kaffee, und sie fingen wieder von vorne an.
    Nein, Allie hatte ihre American-Express-Karte nicht mehr benutzt, seit sie das Ticket gekauft hatte. Ja, sie hatte Sparbücher von beiden Großelternpaaren bekommen, konnte aber nur mit der Unterschrift ihrer Eltern an das Geld heran. Außerdem hatte sie ein eigenes Bankkonto, von dem sie aber ebenfalls nichts abgehoben hatte. Finanziell war sie folglich auf sich allein gestellt, was keine gute Nachricht war. Es bedeutete, daß sie bettelte, stahl oder sich verkaufte. Manchmal ist es einfach zu spät, Leute. Die Straße frißt das Kind, das ihr kennt, und verwandelt es in jemanden, den ihr nicht mal wiedererkennt. Vor Neals innerem Auge erschien der Halperin-Junge, sein dummes Grinsen, selbst nachdem…
    »Kann ich jetzt bitte Allies Zimmer sehen?« fragte er. Liz und Lombardi begleiteten ihn.
    Es sah wie ein Hotelzimmer aus: elegant, glatt, komfortabel und leblos. Keine Bilder, keine Souvenirs, keine Starposter an den Wänden.
    Ein begehbarer Schrank, und natürlich ein eigenes Badezimmer. Blick aufs Meer. »Es wird eine Weile dauern«, sagte Neal.
    »Wenn wir nicht im Weg sind…« entgegnete Liz.
    Neal deutete auf das Bett. Liz und Lombardi setzten sich und legten die Hände in den Schoß.
    Neal machte sich an die Arbeit. Es erleichterte ihn, endlich etwas zu tun, etwas, worin er gut war.
    »Durchsuchen Sie öfter Allies Zimmer, Mrs. Chase?«
    »Würden Sie das nicht tun, Mr. Carey?«
    »Aber Sie haben nichts verändert?«
    »Nein.«
    Neal zog die oberste Schublade von Allies Kommode heraus und fuhr mit der Hand von innen über die Oberseite. Er zog das Klebeband ab. Er konnte die beiden Joints riechen.
    »Für Notfälle«, sagte er. »Guter Stoff.«
    »Geld ist nicht gerade Allies größtes Problem«, sagte Liz.
    War, dachte Neal. War nicht ihr größtes Problem.
    Während er den Inhalt der Kommodenschublade prüfte, fragte Neal: »Haben Sie Drogen, die Sie gefunden haben, konfisziert?«
    Liz nickte. »Wir haben darüber gestritten.«
    »Wie war das mit den Tabletten?«
    »Dasselbe, nachdem wir daraufgekommen waren.«
    Neal war mit der Kommode fertig und ging zum Schrank. Allie hatte ‘ne Menge Klamotten. Bei der zehnten Jeansjacke fand Neal an der Innenseite des Aufschlags wieder Klebeband.
    Er entfernte die drei Joints und warf sie Lombardi zu.
    Danach fand er nichts mehr, bis er sich über den tragbaren Sony-Fernseher hermachte. Er zog den Fine Tuning-Knopf ab und entdeckte, daß an der Innenseite eine Valium klebte.
    »Ich hätte nie gedacht…« Liz Chase schüttelte den Kopf.
    »Sie sind ja auch kein Profi.«
    Neal wechselte ins Badezimmer. Für das Medizinschränkchen alleine brauchte er gut eine halbe Stunde, und dabei enthielt es gar nichts sonderlich Interessantes. Genausowenig wie die Unterseite des Badewannenrandes. Neal kroch unter das Waschbecken. Allies Vorrat steckte in einem kleinen Müllbeutel aus Plastik, der unten ans Waschbecken geklebt war.
    »Jackpot!«rief er.
    Liz Chase stand in der Tür. »Was?«
    Neal saß auf dem Boden und wühlte in der Tüte. »Ein erstklassiges Sortiment, ein bißchen Gras und Hasch und etwas Koks.«
    »Mein Gott.«
    »Das ist gar nicht so schlecht. Keine Spritzen, immerhin.«
    Neal gab ihr die Tüte und grinste. »Kann ich jetzt bitte Allies Wagen sehen?«
    »Er steht in der Garage.«
    Er war in guter Gesellschaft. In der Garage standen sieben Wagen. Allies war

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