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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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darauf, daß Allie aus lauter Scham schweigt, während sie für die Wahlfotos posiert. Und dann steckt er sie weg; schickt sie auf irgendeine Schule, vielleicht auf ein Internat in der Schweiz. Und ich werde ihm dabei helfen. Weil es besser ist, als wenn das Mädchen dort draußen herumläuft und glaubt, ihr eigener Vater hätte sie vergewaltigt, und möglicherweise dran krepiert. Und auch, weil ich irgendwann mal fertigstudieren will.
    »Da ist noch etwas, Mrs. Chase. Allie braucht Drogen, und sie braucht was zu essen, ein Dach über dem Kopf. Sie hat aber kein Geld… also wird sie alles tun, um welches zu kriegen.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie wissen, was ich meine.«
    »Allie würde so etwas niemals tun.«
    »Oh, doch, das würde sie. Sie tun es. Ich tue es.«
    Und wir feilschen noch nicht mal um den Preis. 
     
    Neal lag den größten Teil der Nacht wach. Er hatte seit Monaten nicht mehr von dem Halperin-Jungen geträumt, und er wollte nicht wieder damit anfangen. Aber wenn er die Augen schloß, tauchte das Gesicht auf, und er dachte an all die »wenns«. Wenn sie den Jungen nur so gelassen hätten, wie er war – ein freundlicher, nicht allzu heller schwuler Teenie. Wenn sie den Fall vorsichtiger behandelt und zwei Männer geschickt hätten, anstatt Neal allein. Wenn der Zimmerservice nicht schon dichtgehabt hätte.
    Gegen fünf gab er den Versuch zu schlafen auf, duschte, verabschiedete sich von Elizabeth Chase und ließ sich in die Stadt fahren. Der Fahrer setzte ihn am Avis-Büro ab. Neal verfuhr sich mindestens fünfzehnmal, bis er Scott Mackensens Schule in Connecticut fand.
     
     
5
     
    Scott Mackensen hatte es eilig, zum Hockeytraining zu kommen. »Der Coach bringt mich um, wenn ich wieder zu spät komme«, sagte er zu Neal Carey, dem der Junge allerdings etwas zu eifrig erschien.
    Neal sah an dem Jungen vorbei, hinüber zu den gepflegten, grünen Rasenflächen, auf denen Jungs unbekümmert einen Ball hin und her warfen.
    »Es dauert nur eine Minute«, log Neal.
    »Dafür darf ich fünf Minuten Kniebeugen machen«, erwiderte Scott. Er war groß und kräftig, aber Neal konnte sehen, daß er Angst hatte. In diesem Augenblick begriff er, daß er keine Eile an den Tag legen mußte.
    »Vielleicht später?« fragte er.
    Scott rang einen kurzen Moment mit sich selbst. Neal hatte das schon hunderte Male gesehen.
    Pflichtbewußtsein gegen Neugier. Scott war jung genug, daß die Pflicht gute Chancen hatte, zu gewinnen, und Neal wollte ihn nicht drängen. Er wartete ab.
    »In der Stadt gibt’s ein Cafe – The Copper Donkey. In zwei Stunden.« Scott ging rückwärts, während er sprach.
    »Prima«, sagte Neal. Scott drehte sich um und rannte zum Spielfeld.
    Vielleicht hätte ich mich vom Chef auf ein Internat schicken lassen sollen, dachte Neal, während er zu seinem Mietwagen zurückging. Die Barker School sah ganz nett aus. »Eingeschmiegt in die wunderschönen Berge von Nordwest-Connecticut«, hatte in der Broschüre gestanden, und tatsächlich reichten die Berghänge bis zum Campus.
    Neal fand das Copper Donkey ohne größere Schwierigkeiten. Die Stadt, Old Farm Stead, war New England vom Feinsten. Kolonial- und viktorianische Häuser, alle gut instand gehalten, wetteiferten um die Oh’s und Ah’s der Touristen. Neal machte weder Oh noch Ah. Ihm reichte der Zustand der Wasserrohre in seinem Hotel.
    Im Copper Donkey hingen vor allem die Internatsschüler herum. Die Jungs kamen vom Barker, die Mädchen vom Miss Clifton’s, was in Neals Ohren wie eine Backmischung klang. Allie hatte hier einen Zwischenstopp auf dem Weg zur akademischen Elite eingelegt.
    Neal suchte sich einen Tisch weit hinten.
    Scott kam ziemlich pünktlich. Er hatte geduscht und sich umgezogen und sah in seinem weißen Sweater, der stonewashed Jeans und den braunen Slippern noch jünger aus. Er blickte sich einen Augenblick um, entdeckte Neal, und guckte dann, wer noch da war. Niemand.
    Er setzte sich und legte gleich los. »Ich weiß nicht, vielleicht hätte ich besser den Mund halten sollen. Zuerst Mr. Chase, dann dieser andere Typ. Und ich will auf keinen Fall was mit der Polizei zu tun haben. Ich bin gerade an der Brown angenommen worden.«
    »Ich bin kein Polizist.«
    »Dann muß ich auch nicht mit Ihnen reden.«
    »Nein. Was für ein anderer Typ?«
    »So ein großer. Ziemlich jung. Aber älter als Sie.«
    »Groß, schwer, schwarze lockige Haare? Drängelig?«
    Scott nickte. »Ziemlich drängelig.«
    Ich bring Levine um, dachte

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