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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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schwer.
    »Ja?«
    »Es ist nicht einfach für mich.«
    Sie biß sich auf die Unterlippe und nickte mehrere Male mit dem Kopf, als versuchte sie, sich über etwas klarzuwerden.
    »Allie war mit einigen Männern zusammen«, sagte sie.
    »Es gibt Schlimmeres, Mrs. Chase.«
    »Einer davon… war der Senator.«
    Wow.
    Allie hatte eine Notiz hinterlassen – im Wagen, wo sie sicher sein konnte, daß ihre Mutter sie finden würde, weil dem Mädchen klar war, daß der gute alte Daddy sicher nicht losziehen und sie suchen würde.
    Es ging schon seit Jahren, seit sie »alt genug« war, etwa zehn. Es hatte mit Streicheln und Extra-Umarmungen und Bonus-Küssen angefangen. Es war nicht die ganze Zeit so gewesen, nur hin und wieder, und sie hatte Angst gehabt, es zu sagen. Sie hatte einmal versucht, es Großmutter und Großvater zu erzählen, aber sie hatte es nicht geschafft, sie hatte sich so geschämt. »Bitte, Mom, sei nicht wütend«, schrieb sie. »Bitte hasse mich nicht.« Und sie hatten nie… na ja… bis gestern, Daddy hatte einfach nicht aufgehört, einfach nicht aufgehört… und jetzt wußte sie nicht mehr, was sie tun sollte. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, konnte ihrer Mutter nicht in die Augen sehen, also haute sie ab.
    Werfen wir doch noch mal einen Blick auf die kleine Allie, die nie gut genug war, und doch gut genug für ihren Dad. Allie, die die Erinnerungen ertränkt und die Gefühle betäubt hatte, und die nach Sex anstelle von Liebe verlangte, weil sie den Unterschied nicht kannte. Sie hatte es vielleicht tief in ihrem Innern vergraben, bis Daddy sie sich wieder vornahm. Aber diesmal war sie alt genug, um es niemals wieder zu vergessen.
    Alt genug, zu wissen, was es bedeutete. Und du glaubtest, dieses Kind zu kennen, Neal. Du glaubtest, du hättest sie schon fast am Haken. Du lernst es nie.
    »Wo ist dieser Zettel?« fragte Neal, als Liz fertig war.
    »Ist das wichtig?«
    »Es wird wichtig, wenn ich zu den Cops gehe, und wenn Sie ihn vernichtet haben, macht sie das mindestens eines halben Dutzend Gesetzesmißachtungen schuldig, Mrs. Chase.«
    »Sie gehen zur Polizei?«
    »Sobald ich mir was angezogen habe. Wollen Sie mitkommen?«
    »Mein Mann…«
    »Scheiß auf ihn.«
    Sie hielt es noch ein oder zwei Sekunden aus, dann brach sie zusammen. Urplötzlich. Als hätte man sie ins Herz gestochen. Es sah aus, als alterte ihr schönes Gesicht in einer Sekunde um zehn Jahre, und dann fing sie an zu schluchzen.
    »Mein Baby. Mein armes kleines Baby. Sie braucht Hilfe. Sie braucht mich, und ich weiß nicht, wo sie ist. Ich muß es ihr sagen! Ich muß es ihr sagen!«
    »Ihr was sagen?« fragte Neal, und wenn sie etwas stammeln würde von »Daß ich sie liebe«, hätte er ihr in die Fresse geschlagen.
    Sie beruhigte sich, atmete tief durch und sprach leise. Langsam.
    »Er ist nicht ihr Vater.«
    Wow, und zweimal wow.
    Sie hatte sich umgedreht, während Neal sich anzog, und sie saß ruhig da, während er sich einen Drink eingoß und die Hälfte davon runterkippte. Wenn er rauchen würde, hätte er sich jetzt eine angesteckt.
    »Weiß der Senator, daß Allie nicht sein Kind ist?«
    Sie nickte.
    »Seit wann?«
    »Ich glaube, Allie war acht oder neun. Wir haben uns furchtbar gestritten. Da hab ich es ihm gesagt.«
    »Aber Allie haben Sie es nicht gesagt.«
    »Ich wollte es.«
    »Wo ist der Brief, Mrs. Chase?«
    »Im Safe. In meinem eigenen.«
    Kluge Frau.
    »Weiß noch jemand davon?«
    »Nein.«
    »Der Senator weiß also auch nicht, daß Sie wissen…«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe es ihm nicht gesagt. Wenn ich das täte, mußte ich ihn verlassen, und wenn ich ihn verlassen mußte, würde mir keiner helfen, Allie zu finden.«
    Wie wahr.
    »Gehen Sie zur Polizei?« fragte sie.
    »Nein.«
    Denn Sie haben recht, Mrs. Chase. Wenn ich zur Polizei gehe, ist alles vorbei. Ich werde von dem Fall abgezogen, der Senator verliert seinen Job, die Freunde verlieren das Interesse, und Allie kann die ganze Geschichte in der Auslandsausgabe der Newsweek nachlesen. Keine Gewinner.
    So ist das nun mal. John Chase ist ein geachtetes Mitglied des amerikanischen Senats, und vielleicht wird er irgendwann mal Präsident, und außerdem hat er ‘ne Menge Schotter auf der Bank. Also kann er auch seine Stieftochter vergewaltigen und damit durchkommen und sich sogar jemanden leisten, der die ganze Chose wieder in Ordnung bringt: Neal Carey, den Hausmeister der Reichen und Mächtigen.
    Und dieses Schwein verläßt sich sogar noch

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