Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord
seufzte, stieß mit dem Fuß einen Kiesel von den Holzplanken. »Ich nehme an, die Elfen müssen Keith gebracht haben – hat nie wo reingepasst, immer dieses ganze Getue, schon bevor er im Kindergarten war. Aber das muss ich ihm lassen – hat sich die Seele aus’m Leib geschuftet für seine Ausbildung. Und dafür lieb ich ihn wie verrückt. Hilda passt zu ihm. Nehme mal an, sieht nicht so aus, aber sie tut’s.«
»Wenn die Sache mit der Praxis kommt, was wird dann aus Ihnen?«, fragte Carmine.
»Oh, ich geh nicht mit ihnen!«, sagte sie vergnügt. »Ich bleib genau hier in der Griswold Lane. Die werd’n sich gut um mich kümmern.«
Den ganzen Weg zurück in die Cedar Street kämpfte Carmine mit der unerwarteten Entdeckung, dass der Mörder die Mädchen manchmal am Tatort versteckte und sie erst später wegbrachte. Der Gedanke daran quälte ihn sehr.
»Weder bettelt er darum, dass wir ihn fangen«, sagte er zu Silvestri, »noch spielt er mit uns, nur um zu beweisen, wie clever er ist. Ich glaube kaum, dass sein Ego diese Art von Stimulation braucht. Wenn er mit uns spielt, dann weil er muss, eher als Teil seiner Pläne denn als netter Spaß am Rande. Wie zum Beispiel Francine in Kynetons Garten zu vergraben. Meiner Meinung nach ist das ein klarer Abwehrmechanismus. Und es sagt mir, dass zwischen dem Mörder und dem Hug eine Verbindung besteht. Dass er einen Groll gegen jemanden dort hegt – und dass er nicht im Geringsten befürchtet, wir könnten ihn finden.«
»Ich denke, wir müssen das Hug durchsuchen«, meinte Silvestri.
»Ja, Sir, genauer gesagt: Wir müssen es morgen durchsuchen, an einem Samstag. Allerdings werden wir von Richter Douglas Thwaites keinen Durchsuchungsbefehl bekommen.«
»Erzählen Sie mir mal was Neues«, grummelte Silvestri. »Wie spät ist es?«
»Sechs«, antwortete Carmine nach einem Blick auf die alte Bahnhofsuhr hinter Silvestri.
»Ich werde M. M. anrufen und mal hören, ob er nicht den Verwaltungsrat des Hug überzeugen kann, uns eine Erlaubnis zur Durchsuchung zu geben. Natürlich können die unsere Durchsuchung von so vielen Huggern beobachten lassen, wie sie wollen, aber wer wäre Ihnen am liebsten, Carmine?«
»Professor Smith und Miss Dupre«, erwiderte Carmine.
»Er hat ihr einen Schuss Demerol verpasst«, sagte Patrick, als Carmine hereinkam. »Bei einem sich heftig wehrenden Mädchen konnte er keine Vene treffen, aber es war wichtig für ihn, dass die Droge so schnell wie möglich wirkt. Also habe ich mir zuerst ihren Bauch angesehen und wurde direkt fündig. Mit dem Risiko, Darm oder Leber zu punktieren, musste er eine dicke Kanüle nehmen – eine feine Kanüle wäre immer tiefer eingedrungen, statt alles beiseitezuschieben. Und das war unser Glück. Ein Einstich mit einer kleineren Nadel wäre in den sieben Tagen völlig verheilt, in denen er sie am Leben hielt. Diese Nadel hinterließ ein Loch.«
»Warum geht es schneller, wenn man in den Unterleib spritzt anstatt in Muskeln?«
»Man nennt es eine parenterale Injektion, wobei das Medikament mit der Flüssigkeit im Bauchraum vermischt wird. Das ist fast so gut wie eine intravenöse Injektion. Mein Tipp war, er hat Demerol genommen, ein schnell wirkendes Opiat. Der generische Name lautet Pethidin, und es macht noch schneller abhängig als selbst Heroin, also ist es schon nicht leicht, ein Rezept für die orale Version zu bekommen. Ausschließlich Mediziner haben Zugang zu Ampullen. Jedenfalls hatte ich recht. Eindeutige Spuren von Pethidin.«
»Irgendeine Vorstellung, wie viel er ihr verabreicht hat?«
»Nein. Ich habe die Spuren in den Hautzellen um den Einstich herum gefunden. Aber entweder hat er die Dosis falsch berechnet, oder Francine hatte eine bessere Resistenz als gemeinhin üblich. Wenn sie es geschafft hat, ihre Jacke zu verstecken, dann kam sie deutlich früher zur Besinnung, als er gedacht hatte.«
»Kein Knebel, aber eine superdicke Matte. Möglicherweise mit Klebeband gefesselt, über ihren Hosenbeinen und ihrer Bluse. Er könnte ihr die Jacke selbst ausgezogen haben, um die Manschetten der Bluse festzukleben«, sagte Carmine. »Als sie aufwachte, konnte sie sich kaum bewegen, obwohl es sein kann, dass sie es schaffte, ihre Hände frei zu bekommen. Ich denke, Francine war eine beeindruckende junge Frau.«
»Das sind sie doch alle«, sagte Patrick mit gerunzelter Stirn. »Trotzdem hätte er einen rosafarbenen Ärmel sehen müssen, der aus einer schwarzen Matte herausragt.«
»Die Halle war
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