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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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ich sonst nichts zu tun.«
    Er runzelte die Stirn und überlegte. »Ich arbeite in Petras Wohnung. Natürlich kannst du dort nicht hinkommen, falls du beobachtet wirst. Aber wenn ich meine Ideen mit dir durchsprechen kann, das wäre mir eine große Hilfe. Du hast ein Talent für außergewöhnliche Ideen, denen sonst niemand eine Chance geben würde.«
    »Prima.« Carol lächelte. »Also, wann geht’s los?«
    »Ich habe gestern Abend schon angefangen.« Er sah auf seine Uhr.
    »Eigentlich sollte ich zu Petras Wohnung rübergehen, damit ich damit beginnen kann, ein paar Ideen zu skizzieren.«
    »Sollen wir uns später treffen?«, fragte sie und stand auf.
    »Wir können ohne Gefahr E-Mails schicken, oder? Machen wir’s doch so.« Er erhob sich, ging zu ihr hin und legte zögernd die Arme um sie. »Ich bin froh, dass ich hier bin.«
    »Ich auch.« Sie wandte ihm das Gesicht zu. Sie lächelten sich an und lösten sich dann voneinander. Zum ersten Mal, dachte Carol, hatten sie das Gefühl, alle Zeit der Welt zu haben.

Kapitel 23
    T adeusz Radecki kam nicht zur Ruhe. Nachdem er von der Oper zurückgekommen war, konnte er stundenlang nicht schlafen. Die Begegnung in seiner Loge wäre in jeder Situation beunruhigend gewesen, da sie bewies, dass jemand ihn so gründlich überprüft hatte, wie er selbst sonst jeden unter die Lupe nahm, mit dem er sich einließ. Aber außer dem natürlichen Unbehagen darüber, dass man über seine Person recherchiert hatte, gab ihm dieses Zusammentreffen mit dem Ebenbild des Menschen, den er erst vor so kurzer Zeit verloren hatte, das Gefühl, die Welt sei völlig durcheinander.
    Beim ersten Anblick Caroline Jacksons hatte sein Herzschlag ausgesetzt. Ihm war eng um die Brust geworden, und seine Beine zitterten. Er hatte seinen Augen kaum getraut und war überzeugt, dass er unter einer Art Psychose litt, zu der diese Halluzination gehörte. Aber sobald sie zu sprechen anfing, begriff er, dass sie Wirklichkeit und keine sentimentale Projektion seiner geheimsten Wünsche war. Dass er sich niemals eine Katerina vorgestellt hätte, die ihn auf Englisch ansprach, war ihm trotz seiner Verwirrung und Bestürzung klar.
    Glücklicherweise hatte er durch jahrelange Übung Gesicht und Zunge unter Kontrolle, so dass er seine schlimmste Verwirrung verbergen konnte. Zumindest glaubte er das. Vielleicht war es ihm gelungen oder auch nicht, sie hatte jedenfalls mit keinem Anzeichen verraten, dass sie sich der Wirkung bewusst war, die ihre Erscheinung auf ihn hatte. Er war nervös, verwirrt und bestürzt von der Ähnlichkeit, die eine ganze Welt von Erinnerungen heraufbeschwor.
    Und als wäre es nicht genug gewesen, sich einem weiblichen Wesen gegenüberzusehen, das die Zwillingsschwester der Frau hätte sein können, die er so sehr geliebt hatte, wandte sich die Unterhaltung fast von Anfang an dem gefährlichsten Thema zu. Diese Frau, die ihn dazu brachte, dass sich sein Magen verkrampfte und ihm der kalte Schweiß ausbrach, wusste, wer er tatsächlich war und womit er sich wirklich beschäftigte. Entweder hatte sie genug über seine Geschäfte herausgefunden, um zu wissen, was er gerade jetzt brauchte, oder dies war ein weiteres Beispiel des exzentrischen Zufalls, der ihm schon Katerinas Double zugeführt hatte. So oder so war es eine so sonderbare Verkettung von Umständen, dass es alles, was er über den Lauf der Welt wusste, auf den Kopf stellte.
    Er hatte keine Ahnung, wie er es während der folgenden Unterhaltung geschafft hatte, die Fassung zu bewahren, er wusste nur, dass er noch nie so erleichtert gewesen war wie in dem Moment, als die scheinbar unendlich lange erste Pause schließlich vorbei war. Er saß im nächsten Akt da und hörte nichts von der Musik, denn er war vollkommen von dem eigenen Drama erfüllt, das sich in und um ihn abspielte. Seine Muskeln schmerzten vor Anspannung, aber er konnte den Blick nicht von ihr wenden.
    Er hatte jeden Gesichtszug studiert und alles mit der Datenbank der Bilder in seinem Kopf verglichen. Bei näherem Hinsehen hatte er Unterschiede festgestellt. Natürlich war die Frisur anders. Das lange, seidige, weizenfarbene Haar seiner Geliebten war viel schöner gewesen als der kurze Blondschopf dieser Fremden, obwohl die Farbe offensichtlich genauso echt war wie bei Katerina. Ihre Profile waren auf so unmerkliche Art verschieden, dass er nicht klar feststellen konnte, worin der Unterschied bestand. Aber Katerinas Augen waren tief dunkelblau gewesen, und sogar bei

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