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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Wenn es um internationale Zusammenhänge geht, sind sie als zentrale nachrichtendienstliche Sammelstelle sowohl für Mord als auch für das organisierte Verbrechen zuständig.«
    Maartens rutschte auf seinem Stuhl hin und her. »Sie werden denken, dass wir zu blöd sind, mit unseren eigenen Fällen klarzukommen«, brummte er.
    »Ich glaube nicht. Ich schätze, sie werden uns dafür respektieren, herausgetüftelt zu haben, dass wir es mit einem Serienmörder zu tun haben könnten. Wir könnten stolz darauf sein. Man würde sich an uns als diejenigen erinnern, die genug Grips hatten, zu erkennen, dass hinter allem, was wir vor uns sehen, etwas anderes stecken kann. Und dass wir den Mut hatten, zu sagen: ›Wir wollen Information aus anderen Zuständigkeitsbereichen.‹ Sie werden uns als Beispiel nennen können, wie die Zusammenarbeit im neuen Europa über die Grenzen hinweg funktionieren sollte.« Marijke ließ all ihren Charme spielen, denn sie wollte unbedingt, dass Maartens sich den Plänen anschloss, die sie und Petra sich längst ausgedacht hatten.
    Maartens überlegte einen Moment, drehte sich dann um und sah Tom an. »Und Sie glauben auch, dass es eine gute Idee ist, ja?«
    Tom wies mit der Hand auf den Papierwust auf seinem Schreibtisch. »Wir haben alles Menschenmögliche getan und haben überhaupt nichts in der Hand. Ich sehe es so, dass wir nichts zu verlieren haben. Und vielleicht kommt eine Menge dabei raus.«
    Maartens zuckte mit den Schultern. »Gut, probieren wir’s. Marijke, setzen Sie es auf, und ich werde dann sehen, ob wir es noch heute rausschicken.«
    »Es wird innerhalb einer Stunde auf Ihrem Tisch sein.«
    Maartens stand auf und ging schwerfällig zu seinem Büro. »Das heißt aber nicht, dass wir die Arbeit an dem Fall unterbrechen«, knurrte er, während er hinter seiner Tür verschwand.
    »Gut gemacht«, sagte Tom. »Du bist glatt, aalglatt.«
    »Ja, na ja. Wir wissen beide, dass es Maartens angerechnet wird, wenn es funktioniert. Aber wenn wir am Schluss blöd dastehen, haben wir es mir zu verdanken.«
    »Es ist doch gut, zu wissen, dass manche Dinge auch in unserer Welt, die sich so schnell verändert, immer gleich bleiben«, sagte Tom lächelnd.
    Und bei manchen Dingen können wir etwas nachhelfen
,
damit sie sich ändern
, dachte Marijke vergnügt, als sie ihren Computer hochfuhr. Das war’s. Die große Chance. Und sie war fest entschlossen, sie nicht zu vermasseln.
     
    Carol war so aufgeregt wie ein Teenager beim ersten Rendezvous. Er war tatsächlich nach Berlin gekommen! Sie war am Morgen nach ihrem dramatischen Abend in der Oper aufgewacht und hatte eine verschlüsselte E-Mail von Petra vorgefunden, die ihr mitteilte, dass Tony im gleichen Gebäude logierte und ein Profil des Serienmörders entwarf. Und dass er sie heute Vormittag erwartete. Aber mehr konnte Petra nicht sagen. Sie hatte keine Ahnung von dem komplizierten Muster des Beziehungsgeflechts zwischen Carol und Tony und wusste nicht, dass seine Ankunft für Carol die Rettung bedeutete.
    Eilig trocknete sie sich nach dem Duschen ab und zog frische Jeans und eine lockere Bluse an, das einfachste Outfit in Caroline Jacksons Garderobe. Sie wollte Carol Jordan so ähnlich sein, wie sie konnte. Sie knetete ihre Haare mit den Fingern durch und legte hastig etwas Lippenstift auf. Für mehr war keine Zeit.
    Ihr Herz klopfte heftig, als sie auf den Aufzug wartete.
Beruhige dich
, sagte sie sich.
Er ist nicht deinetwegen gekommen
. Aber tief drinnen war sie überzeugt, dass es doch so war. Die Ermittlungen zu dem Mordfall waren vielleicht ein perfekter Vorwand, aber die letzten zwei Jahre hatte er sich geweigert, wieder einzusteigen. Das Einzige, was sich geändert hatte, war, dass dies eine Ermittlung war, die eine Chance bot, sie zusammenzubringen.
    Sie klopfte an die Tür, und da war er plötzlich, sein Gesicht so vertraut wie immer. Spontan trat Carol auf ihn zu. Sie umarmten sich, ihr Kopf lag an seiner Schulter, seine Hand auf ihrem Haar. »Danke, dass du gekommen bist«, flüsterte Carol.
    Sanft löste sich Tony aus der Umarmung und schloss die Tür hinter ihr. »Ich kannte Margarethe Schilling«, platzte er heraus.
    Es traf sie, als hätte er ihr ein Glas Wein ins Gesicht geschüttet, nahm ihr den Atem und ließ ihre Augen brennen. »Was?«, sagte sie und kam sich dumm dabei vor.
    Tony fuhr sich durchs Haar. »Das Opfer in Bremen. Ich kannte die Frau.«
    »Du bist also … weswegen bist du gekommen? Aus Rachegefühlen?«,

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