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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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schon, aber immerhin schicken sie die internationalen Mitteilungsblätter herum.«
    »Noch mehr Papierkrieg. Wer liest denn den Mist?«
    Marijke nahm sich die Tüte, zog eine der Servietten heraus, die sie am Smoutebollen-Stand eingesteckt hatte, holte sorgsam eins der Gebäckstücke heraus und achtete darauf, dass kein Zucker auf ihre Kleidung fiel. »Ich zum Beispiel«, sagte sie. »Und ich wette, ich bin nicht die Einzige.«
    »Willst du also den Fall an die Bürokraten in Den Haag abgeben?«, sagte er ungläubig.
    »Nein, davon spreche ich nicht. Ich schlage vor, dass wir eine Anfrage mit den Details des Falls an Europol schicken und sie bitten, sie an die Mitgliedstaaten weiterzuschicken, ob irgendjemand vor Ort von etwas Vergleichbarem gehört hat. So können wir wenigstens herausfinden, ob er es vorher schon einmal getan hat. Und wenn ja, und wenn wir die Information des dortigen Ermittlerteams mit unseren Unterlagen zusammenlegen, könnten wir vielleicht vorankommen.«
    Tom sah sie nachdenklich an. »Das ist vielleicht gar keine schlechte Idee, weißt du.«
    »Ich kann also damit rechnen, dass du mich unterstützt, wenn ich es Maartens vorschlage?«
    Er lachte. »Du bist so verdammt diplomatisch, Marijke.«
    »Das verstehe ich als Zustimmung.« Sie stand auf und sammelte die Reste des Frühstücks ein. Sie war gerade an ihrem eigenen Schreibtisch angelangt, als Hoofdinspecteur Kees Maartens mit einer Coladose durch die Bürotür hereinstürmte, die in seiner kräftigen Hand ganz klein aussah und die er schon halbwegs zum Mund geführt hatte. Er nahm beim Gehen einen großen Schluck und warf die leere Dose im Vorbeigehen in den nächsten Papierkorb.
    Mülltrennung war etwas für Leute, die Zeit genug hatten, aber nichts für vielbeschäftigte Männer wie ihn, schien seine Geste zu sagen.
    »Was gibt’s Neues?«, fragte er und blieb vor Toms Tisch stehen.
    »Nichts Wichtiges«, sagte Tom.
    Maartens wandte sich an Marijke. »Wie läuft’s bei Ihnen, Marijke? Ist irgendwas Brauchbares von der Rechtsmedizin reingekommen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Alles negativ. Nichts, das uns weiterbringt.«
    Maartens rieb sich das Kinn. »Ich hasse diesen Fall«, murmelte er. »Er lässt uns dastehen, als seien wir blöd.«
    »Marijke hat ’ne gute Idee«, bemerkte Tom.
    Na danke
, dachte sie, als Maartens sich ihr wieder zuwandte und seine buschigen Augenbrauen fragend zusammenzog. »Was gibt’s, Marijke?«, sagte er.
    »Ich hab mir überlegt, wie akribisch genau de Groots Mörder vorgegangen ist. Wie methodisch und diszipliniert. Es war geplant. Es erinnert mich an die Tat eines Serienkillers. Ich weiß, wir machen uns alle Sorgen, dass er wieder töten könnte und wir ihn nicht kriegen, aber dann kam mir die Idee, dass er vielleicht schon vorher jemanden ermordet haben könnte.«
    Maartens nickte, den Kopf zur Seite geneigt. Er ging zum Schreibtisch hinüber und ließ sich auf einen Stuhl fallen, der ihr gegenüber stand. »Gegen diese theoretischen Überlegungen kann ich nichts einwenden«, sagte er gewichtig. »Aber haben wir nicht schon überprüft, ob es etwas Ähnliches in den Akten gibt?«
    »Wir können ja nur niederländische Unterlagen einsehen«, sagte Marijke. »Was wäre, wenn die früheren Opfer nicht aus Holland waren? Was ist, wenn er in Belgien oder Deutschland oder Luxemburg gemordet hat? Wir hätten keine Möglichkeit, das zu erfahren.«
    »Und heutzutage, nach Schengen, sind wir alle europäische Bürger«, sagte Maartens bissig. »Ich weiß, was Sie meinen, Marijke. Aber wie bringt uns das weiter?«
    »Also, ich habe bemerkt, dass die Europol-Mitteilungsblätter aus Den Haag in letzter Zeit viel genauer sind. Früher waren sie ziemlich allgemein, aber jetzt bringen sie detailliertere Anfragen nach Information zu bestimmten wichtigen Themen. Ich habe mich gefragt, ob es sich vielleicht lohnen könnte, Europol anzusprechen und zu bitten, dass eine Anfrage nach Information über eventuelle ähnliche Fälle in anderen Gebieten der EU aufgenommen wird?«
    Maartens schien sehr skeptisch. »Meinen Sie nicht, das ist ein bisschen zu praxisnah für die? Sie sind doch nur an dem Zeug interessiert, was sie dann in ihre schicken Computer-Datenbanken eingeben und damit herumspielen können. Mit so was Vulgärem wie Mord wollen die sich nicht die Hände schmutzig machen.«
    »Aber es ist doch kein Feld-Wald-Wiesen-Mord. Und Mord kann Teil ihres Aufgabengebietes sein. Ich habe es auf ihrer Website nachgesehen.

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