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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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nicht ideal, aber wenigstens würden am Abend nicht so viele Leute da sein, die ihn bemerken konnten.
    Das Einzige, worüber er sich Sorgen machte, war, ob er dort Wasser zur Verfügung haben würde. Es war möglich, dass Dr. Calvet kein Waschbecken in ihrem Büro hatte. Und er konnte ja wirklich nicht mit wassergefüllten Eimern durch ein Universitätsinstitut wandern. Aus Erfahrung wusste er jedoch, dass er nur bemerkenswert wenig Wasser brauchte, um seine Opfer zu ertränken. So hatte er also vier Anderthalb-Liter-Flaschen mit Mineralwasser in seiner Tasche untergebracht. Dadurch war sie schwer, aber Jahre harter körperlicher Arbeit hatten ihn ja stark gemacht. Und als er Dr. Calvet nach einer Parkmöglichkeit gefragt hatte, sagte sie, dass er zu dieser Zeit am Abend leicht auf einer der Straßen parken könne, die auf beiden Seiten des Psychologischen Instituts entlangführten. Es dürfte nicht allzu schwierig sein.
    Die Fahrt war schneller vorbei, als er für möglich gehalten hätte. Wenn er seine Pläne überdachte, verging die Zeit immer schnell, das hatte er in den vergangenen Monaten herausgefunden. Die Vorstellung, was er mit Marie-Thérèse Calvet machen würde, war unterhaltender als jede andere Zerstreuung, die im Wageninneren möglich war. Unversehens befand er sich schon in den Randbezirken Kölns, und eine der größten Straßen brachte ihn direkt auf die innere Ringstraße, wo er nicht mehr weit von der Universität entfernt war. Er suchte auf seinem Stadtplan den Weg zur Robert-Koch-Straße. Von dort brauchte er nur ein paar Minuten, um das Institutsgebäude zu erreichen. Glücklicherweise hatte ihm Calvet eine gute Beschreibung gegeben, so dass er niemanden nach dem Weg zu ihrem Büro fragen musste.
    Der Flur war nicht ganz leer. Zwei Studenten kamen ins Gespräch vertieft auf ihn zu. Aber mit der Selbstvergessenheit junger Leute warfen sie nicht einmal einen Blick auf ihn, als er an ihnen vorbeiging und mit gesenktem Kopf zur Seite blickte, um die Chance, dass sie ihn hinterher beschreiben konnten, auf ein Minimum zu reduzieren. Nach Bremen genügte schon eine derart harmlose Begegnung, dass sein Puls raste und seine Atmung sich beschleunigte.
    Er zählte die Türen. Die vierte links, hatte sie gesagt. Vor der einfachen Holztür blieb er stehen und las das Namensschild: DR . M.-T.  CALVET . Er holte tief Luft, hielt den Atem an und versuchte, seine frühere Gelassenheit wiederzugewinnen. Dann hob er die Hand und klopfte einmal kräftig an. »Herein«, hörte er eine hohe, leicht gedämpfte Stimme sagen.
    Er öffnete die Tür und streckte zuerst den Kopf mit einem so breiten Lächeln hinein, dass er es nicht lange hätte durchhalten können. »Dr. Calvet? Ich bin Hans Hohenstein.« Er betrat den Raum und richtete den Blick auf die Frau, die hinter dem Schreibtisch hervorkam. Sie war sehr klein, konnte nicht größer als etwas über einsfünfzig sein, und ihr Gesicht war zart und knabenhaft. Das kastanienbraune Haar war kurz geschnitten. Passend zu ihrer Kleidung, einem schicken legeren Top und einer Caprihose, wie er sie aus den alten Filmen kannte, die sich Gunther aus Verehrung für Audrey Hepburn so gern anschaute. Leider fehlten ihr die dazu passenden Augen. Dr. Calvets dunkle Augen waren klein und lagen dicht beieinander, was den Eindruck erweckte, als schiele sie leicht, anstatt ihr einen unbeschwerten und ausdrucksvollen Blick zu verleihen. Sie hielt ihm ihre schmale, knochige Hand entgegen, und er umschloss sie sanft mit seiner Pranke, die sich plötzlich wie ein großer Lappen feuchter, schweißnasser Haut anfühlte.
    »Ich freue mich, Sie kennen zu lernen, Herr Hohenstein. Bitte, nehmen Sie doch Platz.« Sie wies auf zwei Sessel, die zu beiden Seiten eines gasbeheizten Kamins standen. Er würde schnell handeln müssen, denn man wusste nicht, wie lange sie allein wären. Er wich mit einer knappen, höflichen Verbeugung zur Seite aus, damit er hinter sie zu stehen kam. »Nach Ihnen, Dr. Calvet.«
    Ihr Mund und ihre Augenbrauen verzogen sich zu einem ironischen Lächeln, und sie ging vor ihm her. Er fuhr schnell mit der Hand in seine Jackentasche und zog einen schweren Totschläger heraus. Sie musste irgendeine Bewegung wahrgenommen haben und hatte sich schon halb umgedreht, als er blitzschnell ihren Kopf traf. Er hatte sie mit einem kräftigen Schlag am Hinterkopf treffen wollen, erwischte jedoch ihre Schläfe. Sie taumelte und stöhnte, brach aber nicht zusammen. Stattdessen

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