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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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plump sein?«, sagte er scharf.
    Krasic zuckte mit den Schultern. »Sie ist nicht Katerina, Tadzio. Sie ist genauso eine Gaunerin wie wir.«
    Tadeusz starrte ihn an. »Ich weiß sehr wohl, dass sie nicht Katerina ist. Aber du hast sie trotzdem mit Respekt zu behandeln, Darko. Es ist doppelt so schwer für eine Frau, sich in der Unterwelt durchzusetzen, und sie hat sich behauptet. Sprich also nicht über sie, als wäre sie eine Schlampe von der nächsten Straßenecke. Ist das klar?«
    Krasic wusste, dass es nicht ratsam war, dem unterdrückten Ärger in der Stimme seines Chefs zu widersprechen. »Wie du meinst«, murmelte er.
    »Nur damit das klar ist, wir haben nichts miteinander, ich und Caroline«, fuhr Tadeusz fort und klang angespannt und distanziert. »Ich genieße ihre Gesellschaft. Wenn ich mit ihr zusammen bin, fühle ich mich mehr mit mir selbst einig, als es seit langem der Fall war. Ich hätte eher gedacht, dass dir das recht ist, in letzter Zeit scheinst du dir ja Sorgen zu machen, ich könnte keinen klaren Kopf haben.« Er schob seinen Stuhl zurück und stand brüsk auf. »Übrigens, ist mit Marlenes Tochter alles in Ordnung?«
    »Ja, ich habe gestern Abend meinen Cousin angerufen. Er hat keine Unbekannten in der Nähe des Hauses gesehen. Er sagt, die Göre jammert die ganze Zeit, dass es immer so langweilig ist, aber was kann man erwarten, wenn sie den ganzen Tag im Haus eingesperrt ist?«
    »Wenigstens ist sie sicher aufgehoben. Also, dann geh doch und rede mit deinen chinesischen Freunden und erkundige dich, wann sie uns eine weitere Ladung schicken wollen. Wir sollten bis Ende des Monats für das Geschäft bereit sein.«
    »Du willst ins Geschäft mit ihr einsteigen?«
    »Ich glaube, ja. Sie will sehen, wie wir arbeiten, bevor sie fest zusagt. Also kümmere dich darum, dass alles gut läuft, klar?«
    Krasic versuchte, die Bestürzung zu verbergen, die er fühlte. »Du weihst eine Außenseiterin in unseren Unternehmungen ein?«
    »Sie wird keine Außenseiterin sein, oder? Sie wird einsteigen. Wir haben sie überprüft, oder? Also, jetzt will sie uns überprüfen. Und wenigstens tut sie es offen, nicht unter der Hand wie wir.«
    Krasic schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich weiß nicht, wir haben immer alles unter uns und hinter verschlossenen Türen geregelt, und das hat funktioniert.«
    Tadeusz legte eine Hand auf seinen Arm. »Schau, Darko, ich weiß, dass du ihretwegen beunruhigt bist. Aber ich habe in den letzten zwei Tagen viel Zeit mit ihr verbracht. Und mein Instinkt sagt mir, sie ist eine von uns. Man kann ihr trauen. Und jetzt musst du mir vertrauen. Okay?«
    Krasic tat so, als nehme er dieses Angebot zur Versöhnung an. »Wenn du meinst, Boss. Ich geh dann besser. Ich habe viel zu tun.«
    Tadeusz sah ihm nach, als er mit grüblerischem Gesichtsausdruck fortging. Dass Darko so misstrauisch gegenüber Caroline war, war gar nicht so schlecht, dachte er. Er war sich dessen wohl bewusst, dass sie seine Abwehrmechanismen unterlaufen hatte. Wer wusste, was sich im toten Winkel tat? Da war es ganz gut, wenn Darko alles im Blick behielt. Wenn Tadeusz sich irrte, musste nämlich jemand den Schlamassel wieder in Ordnung bringen.
     
    Carol lag auf der Saunabank und spürte den Schweiß an den Schläfen herablaufen und die Haut an den Ohren kitzeln. »Das ist der optimale Treffpunkt«, stöhnte sie.
    Petra grinste. Ihre Augen waren auf derselben Höhe wie Carols Brüste. »Es hat seine Vorteile, das muss ich zugeben.«
    Carol krümmte das Rückgrat und spürte das wohltuende Knacken von Wirbeln, die wieder ineinander griffen. »Ach Gott, ich habe überhaupt keine Kondition mehr«, klagte sie. »Übrigens glaube ich, Radecki hat jetzt jemanden auf mich angesetzt. Heute früh habe ich einen jungen Typ vor der Wohnung bemerkt und dachte, ich hätte ihn auch gestern Abend gesehen. Also habe ich auf dem Weg hierher den Test gemacht, als ich an einem Schaufenster vorbeikam. Du weißt schon, wie? Vorbei, dann noch mal zurück, als hätte ich gerade gemerkt, was ich da Interessantes gesehen hatte.«
    »Klar. Das, was wir hohlköpfigen Mädels dauernd machen.«
    »Genau. Jedenfalls sah ich ihn aus dem Augenwinkel, wie er hinter ein Auto auswich, als wolle er über die Straße gehen. Ziemlich professionell, aber nicht gut genug, um jemandem etwas vorzumachen, der genau aufpasst, ob er beschattet wird.«
    »Sorgst du dich deshalb?«
    »Eigentlich nicht. Es wäre schlampig von ihnen, wenn sie mich nicht

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