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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Strohhalm klammerte. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten sie Hill in Koblenz alle gemacht, ihn auf dem Schiff liegen und vor sich hin faulen lassen. Wenn er nämlich Recht hatte und Carol Jordan Polizistin war, dann waren sie erledigt, und statt hier herumzutrödeln, sollten sie ihre vor langer Zeit gefassten Fluchtpläne in die Tat umsetzen.
    Nachdem er Tadeusz vor der Wohnung abgesetzt hatte, fuhr er Tony zu einem kleinen gewerblichen Gebäude, das sie gelegentlich als vorübergehenden Lagerraum nutzten. Er war mit dem Wagen direkt hineingefahren und zog dann das in Zeltplane gewickelte Bündel aus dem Kofferraum und ließ es einfach auf den Boden fallen. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht nachzusehen, ob der Mann noch lebte. Krasic war das scheißegal.
    Als er wieder hinter dem Steuer saß, war er versucht, sich abzusetzen und zu fliehen. Aber die Loyalität war stärker als sein Urinstinkt, und er war zurückgefahren, um Tadeusz abzuholen, wie es ausgemacht war. Trotzdem fand er, dass er sich eigentlich unklug verhielt. Er stippte durchs offene Fenster die Asche seiner Zigarre ab und warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. Sie würden es gerade so schaffen. Wenn Tadeusz in 45 Minuten live auf Sendung sein wollte, musste er sich beeilen.
    Er wollte sich wirklich nicht vorstellen, warum es so lang dauerte.
    Endlich ging die Tür des Apartmenthauses auf, und Tadeusz kam heraus, seine Mantelschöße flogen zur Seite, als er auf das Auto zueilte. Er riss die Tür auf und sprang hinein. Der Geruch von Schweiß und Sex drang sogar durch Krasics Zigarrenmief, und das Herz rutschte dem Serben in die Hose, als er den Gang einlegte. »Was war los?«, fragte er, und ihm wurde bang, als er sich vorstellte, dass die Schlampe es vielleicht geschafft hatte, seinen Boss hinters Licht zu führen.
    »Sie gehört zu den Bullen«, sagte Tadeusz. Eine nervöse Energie schien von ihm auszugehen und erfüllte den Wagen mit rastloser, angestauter Gereiztheit.
    »Wir sind also erledigt?«
    Er stieß ein raues Lachen aus. »Na ja, jemand ist erledigt.« Er rieb sich mit den Knöcheln die Augen. »Ja, Darko, gewissermaßen hat’s uns erwischt.«
    »Wir hauen also ab, oder?«
    »Ja. Heute Nacht noch. Sobald ich das erledigt habe, was geplant ist. Wir gehen zum Sender, ich geb meine Vorstellung vor der Kamera, dann müssen wir noch die Angelegenheit mit Hill zu Ende bringen. Und danach hauen wir ab. Zum Mittagessen sind wir in Belgrad.«
    Krasic runzelte die Stirn. Die Sache gefiel ihm nicht. Wenn es brenzlig wurde, war es seiner Erfahrung nach immer am besten sofort loszuziehen. Man hielt sich nicht mit irgendwelchem Firlefanz auf. »Warum fahren wir nicht gleich?«
    »Weil ich niemanden aufschrecken will. Wenn Jordan der Polizei hier gesagt hat, was sie weiß, und ich komme nicht zu dem Fernsehtermin wie erwartet, dann merken sie vielleicht, dass ich dabei bin, abzuhauen. Und wir würden es vielleicht nicht schaffen, außer Landes zu kommen.«
    »In Ordnung. Geh zum Sender. Aber lass das mit Hill, dem Arschloch.«
    »Kommt nicht in Frage. Er wird umgelegt.«
    »Tadzio, er kratzt sowieso ab. Er ist verpackt wie ein Weihnachtsgeschenk, mit seiner Unterhose geknebelt, hat Knochenbrüche und nichts an. Und niemand weiß, wo er ist. Er wird langsam und qualvoll sterben.«
    Tadeusz schüttelte den Kopf. »Das reicht nicht. Ich will zusehen, wie er stirbt. Ich will da nichts riskieren.«
    »Hast du sie erledigt?« Krasic fand endlich den Mut, diese Frage zu stellen.
    Tadeusz sah aus dem Fenster. »Nein. Deshalb muss ich ihn umlegen. Sie soll leben mit dem Gefühl, den Menschen verloren zu haben , den sie liebt, obwohl er nichts getan hat, um das zu verdienen. Aber keine Sorge, Darko. Sie ist nicht fit genug, dass sie die Meute auf uns hetzen kann. Ich hab sie zusammengebunden wie eine Bratgans.«
    Darauf gab es wirklich keine Antwort, dachte Krasic. Tadzio war völlig außer sich, und es brachte nichts, mit ihm zu streiten, wenn er in dieser Stimmung war. Er erinnerte sich nur zu gut an die Zeit nach Katerinas Tod. Er konnte höchstens etwas zur Schadensbegrenzung versuchen.
    »Okay«, sagte er. »Aber wir wickeln die Sache schnell und sauber ab. Ich will bis Mitternacht unterwegs sein.«
    »Keine Bange, das werden wir.«
    Krasic bremste ab, als er auf die Schranke vor dem Parkplatz des Senders zufuhr. Er hoffte aufrichtig, dass es nicht die berühmten letzten Worte waren, die er da gerade gehört hatte.
     
    Am Ende hatte

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