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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Verfolger ansehen konnte – die Deutschen natürlich und ihre verräterischen Kollaborateure, die Franzosen, Belgier, Österreicher und Holländer. Er ließ alle unbeachtet, die Tierexperimente machten, und suchte nur nach den Scheusalen, die Menschen nicht nur als Sprungbrett für ihre eigene Karriere benutzten, sondern sich dessen in ihren Veröffentlichungen auch noch rühmten. Ihre ausführlichen Schilderungen, wie sie ihre Versuchsobjekte manipulierten und deren Psyche und Verhalten beschädigten, waren verabscheuungswürdig. Es überraschte ihn, dass es nicht noch mehr von ihnen gab, aber er nahm an, dass nicht alle dumm genug waren, ihre eigenen Grausamkeiten zu enthüllen. Es dauerte eine Weile, aber schließlich hatte er zwanzig Namen beisammen. Er hatte sich entschlossen, mit denen anzufangen, die möglichst nahe an den Wasserwegen lebten, aber notfalls konnte er für seinen Feldzug auch weiter reisen.
    Er musste sehr, sehr behutsam vorgehen und jeden Schritt mit der Präzision einer Militäraktion planen. Und bis jetzt hatte sich das ausgezahlt.
    Er schaute aus dem Bullauge auf das braune, vorbeisprudelnde Wasser. Bremen war das nächste Ziel. Das Schraubglas stand bereit.
     
    Petra Becker war so ungehalten wie eine Katze, der ein zimperlicher Mensch ihre Maus weggenommen hat. Sie hatte einen weiteren frustrierenden Tag damit verbracht, den Gegenbeweis zu liefern. Zwar hatte sie einen Mann ausfindig gemacht, mit dem Marlene Krebs ins Bett ging, aber er hatte ihnen nichts Brauchbares gesagt. Marlene könne über sich selbst bestimmen, meinte er achselzuckend. Ja, er hätte gehört, dass sie sich mit Danni getroffen hatte, aber das sei ihm egal gewesen, wenn sie nur Safer Sex praktizierte, was sie mit ihm immer tat. Mit Junkies wolle man ja nichts riskieren, fügte er selbstgerecht hinzu.
    Dannis Freundin hatte jede Kenntnis seiner angeblichen Affäre mit Marlene abgestritten, aber sie hatten nicht zusammengelebt, und sie konnte nicht mit Sicherheit angeben, wo er sich in den Nächten aufgehalten hatte, in denen er nicht bei ihr war.
    Petra und der Hai hatten zusammen drei Leute gefunden, die behaupteten, sie hätten von der Affäre Kenntnis gehabt. Die Kripobeamten gaben sich damit zufrieden, aber Petra nicht. Einer der drei war vorbestraft, weil er kleinere Mengen Drogen gedealt hatte, ein anderer arbeitete in einem von Radeckis Videoläden. Und die Dritte schuldete den Kredithaien in der Gegend so viel, dass sie zugegeben hätte, mit dem Bundeskanzler geschlafen zu haben, wenn nur der Preis stimmte. Sie glaubte keinem von den dreien. Aber das hieß noch lange nicht, dass sie die Geschichte widerlegen konnte, an der Marlene so hartnäckig festhielt.
    Sie war mit dem festen Entschluss ins Büro zurückgekommen, die nächste Phase ihrer Strategie zu starten. Keine ihrer sonst nützlichen Quellen hatte ihr einen Hinweis auf den Verbleib von Marlenes Tochter geben können. Das Einzige, was sie feststellen konnte, war, dass Tanja an dem Tag nach dem Mord mit einem großen schwarzen Mercedes von der Schule abgeholt worden war. Niemand hatte den Fahrer oder sonst ein nützliches Detail wie das Kennzeichen bemerkt. Bei Radeckis verzweigtem Netzwerk konnte sie überall sein, vielleicht sogar außerhalb Deutschlands.
    Aber sie mussten es versuchen. Sie war also zu Hanna Plesch gegangen und hatte ihr ihren Plan vorgelegt. Plesch hatte sie stirnrunzelnd angehört. Dann hatte sie den Kopf mit den rotbraunen Haaren geschüttelt und gesagt: »Es ist zu riskant.«
    »Es ist die einzige Möglichkeit. Wenn wir es groß als Vermisstenanzeige rausbringen, bekommen wir bestimmt eine Reaktion. Wo immer das Kind festgehalten wird, irgendjemand muss es gesehen haben. Oder zumindest etwas Verdächtiges bemerkt haben. Wir müssen das Mädchen finden, damit es für Marlene ungefährlich ist, uns zu sagen, was sie weiß.«
    »Und was ist, wenn sie beschließen, die Sache abzubrechen und das Kind umzubringen? Was sagen wir dann den Medien? Meinen Sie wirklich, Krebs wird noch mit Ihnen reden, wenn sie glaubt, dass Sie diejenige sind, die am Tod ihrer Tochter schuld ist?« Plesch hielt ihrem Blick stand. Sie war offensichtlich genauso entschlossen wie Petra.
    »Wir haben keine andere Wahl«, sagte Petra starrköpfig.
    »Petra, wir erreichen damit nichts. Dann stecken wir eben wieder in einer Sackgasse. Wir arbeiten weiter an dem Fall, aber ich werde nicht das Leben eines Kindes aufs Spiel setzen.«
    »Das Kind ist schon in

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