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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Kurz, wir haben es hier vielleicht mit einer Hinrichtung zu tun, die eine uns unverständliche Botschaft für andere enthält, die in Versuchung sein könnten, gegen die ungeschriebenen Regeln solcher Leute zu verstoßen.
    »Aufgeblasenes Gefasel«, murmelte Petra, als sie den letzten Abschnitt las. »Übersetzung: Wir haben keine Ahnung, also laden wir die Sache auf andere ab.« Trotzdem war sie dieses eine Mal dankbar dafür, dass die Kollegen in der Provinz den Schwarzen Peter weitergaben. Ohne deren Faulheit und Unvermögen hätte sie niemals die Verbindung zwischen diesem Mord und Marijkes Fall in Leiden herstellen können.
    Die Frage war nun, was sollte sie jetzt tun? Es gab keine effektive Zusammenarbeit beim Einsatz zwischen den Polizeikräften der verschiedenen Länder der Europäischen Union. Interpol spielte hier keine Rolle. Europol war für die Zusammenarbeit der Nachrichtendienste und die Entwicklung polizeilicher Strategien da, nicht für grenzüberschreitende Operationen. Wenn sie diese Sache bekannt gab, würde sie im bürokratischen Papierkrieg und den politischen Querelen zwischen den einzelnen Abteilungen untergehen.
    Aber wenn sie und Marijke die zwei Fälle zusammen untersuchten, sich gegenseitig die Informationen mitteilten und die Hinweise sammelten … Da der Fall Radecki ihr entrissen zu werden drohte, musste sie einen anderen Weg zur Anerkennung finden. Vielleicht war’s das.
    Petra drückte die Antwort-Taste.
Bitte schicken Sie den vollen pathologischen und forensischen Befund zu Walter Neumann. Wir würden Papier vorziehen, wenn das möglich ist. Die Sache ist sowohl dringend als auch absolut vertraulich.
    Sie schickte diesen Text und setzte sich wieder mit einem zufriedenen Lächeln auf ihrem Stuhl zurück. Wenn es so war, wie Plesch andeutete – dass sie bei der Aktion gegen Radecki eine Aufgabe hatte –, dann war alles gut. Aber falls Plesch nur versuchte, sie bei Laune zu halten, wäre das hier ihr Pfand.

Kapitel 16
    D rei Tage reichten wirklich nicht aus. Carol blickte stirnrunzelnd in ihren Kleiderschrank. Manche ihrer Sachen würden gehen, aber die meisten nicht. Morgan hatte ihr eine Summe für neue Kleidung zur Verfügung gestellt, bei der sie erstaunt die Augenbrauen hob, aber das Einkaufen würde den größten Teil des Tages in Anspruch nehmen. Dann musste sie packen und darauf achten, dass sie nichts mitnahm, was an ihre wahre Identität erinnerte.
    Ihr Bruder Michael hatte sich schon bereit erklärt, für Nelson zu sorgen. Er wollte am Abend von Bradfield herunterfahren und den Kater in seine elegante Wohnung unter dem Dach mitnehmen, die sie sich früher geteilt hatten. Wenigstens hatte Michael keine unbequemen Fragen gestellt, wie zum Beispiel, warum seine Schwester ihn bat, für eine unbestimmte Zeitspanne auf den Kater aufzupassen, während sie an einen unbekannten Ort verschwand. Sobald sie gesagt hatte, sie könne es aus dienstlichen Gründen nicht erklären, hatte er das Thema fallen lassen.
    Was sie sich allerdings wünschte, war eine Gelegenheit, mit Tony zu sprechen. Sie wusste, dass seine Einsichten nützlich wären, und seine Unterstützung würde darüber hinaus ihr Selbstvertrauen stärken. Aber eine so heikle Aufgabe konnte sie nicht dem Telefon oder der elektronischen Kommunikation anvertrauen. Sie hatte ihn nach ihrem Treffen mit Morgan angerufen und fand es schrecklich, dass sie ihm alles verheimlichen musste. Sie hatte deutlich gemacht, dass ihre Zurückhaltung lediglich mit ihren Befürchtungen wegen der Sicherheit der Kommunikationskanäle zu tun hatte, und wie Michael hatte er sie nicht bedrängt.
    Carol ging ihre Kleider durch, wählte Sachen aus, die sie möglicherweise mitnehmen konnte, und warf sie hinter sich aufs Bett. Sie war dankbar, dass sie das meiste, was sie besaß, hier lassen musste, weil es Ausdruck ihrer eigenen Persönlichkeit war. Der Gedanke, dass Carol Jordan etwas mit diesem neuen Geschöpf, Caroline Jackson, zu tun haben könnte, sei es auch nur auf ganz oberflächliche Weise, war ihr nicht angenehm. Es wurmte sie etwas, dass die Namen so ähnlich waren, obwohl Morgan ihr erklärt hatte, dass dies aus einsatztechnischen Gründen so sein müsse. »Wir lassen den Vornamen gern immer so ähnlich wie möglich, damit Sie nicht diese schrecklichen Momente erleben, wenn jemand Ihren Namen sagt, und Sie bringen ihn überhaupt nicht mit sich selbst in Verbindung. Und wir haben festgestellt, dass es hilft, wenn die Initialen gleich

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