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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Führerschein, Kreditkarten, zwei alte Stromrechnungen und Bankauszüge. Von Carol Jordan habe ich überhaupt keine Papiere bei mir. Ich habe alles Larry zur Aufbewahrung gegeben.« Sie lächelte ihm zu. »Aber verkaufen Sie meinen Dienstausweis nicht auf dem Schwarzmarkt, Larry.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Bringen Sie mich nicht auf dumme Gedanken.«
    »Und dann, wie wir den Kontakt halten«, fuhr Petra fort.
    »Ich habe da etwas, das helfen könnte«, mischte sich Gandle ein. »Carol, Sie haben doch einen Laptop dabei, oder?«
    »Stimmt. Die Kollegen in London haben ihn mir eingerichtet. Alles auf den Namen Caroline Jackson. Ein paar alte E-Mails, verschiedene geschäftliche Dateien und Briefe. Jede Menge Dinge, die meine Tarnung unterstützen, und nichts, was nicht da hingehört.«
    Gandle stellte seinen protzigen Aluminium-Businesskoffer auf den Tisch und ließ die Schlösser aufschnappen. Dann zog er ein flaches schwarzes Rechteck mit einem Kabel an einer Seite heraus. »Das ist eine Zusatzfestplatte, die Sie direkt an Ihren Laptop anschließen können. Sie passt auf alle Codes, die Sie fürs TECS brauchen.«
    » TECS ?«, fragte Petra.
    »Das Europol-Computer-System. Es enthält das gleiche Programm für Fallanalysen wie das, auf dem Sie eingeübt sind, Carol, und dazu noch ein Stichwortverzeichnis. Und wir haben das Informationssystem gerade eingerichtet, so dass Sie alles abrufen können, was wir über Radecki und seine bekannten Partner gespeichert haben. Alles, was Petra und ihre Kollegen uns weitergegeben haben, ist darin enthalten und auf Tastendruck abrufbar. Es gibt auch ein Chiffriersystem, das es Ihnen ermöglicht, sicher an alle Personen E-Mails zu verschicken, die den Schlüssel dazu haben. Petra, wir werden es auch Ihnen zugänglich machen, damit Carol risikolos mit Ihnen per E-Mail Verbindung halten kann, das ist viel ungefährlicher als per Telefon. Und um es zu kaschieren …« Aus der einen Ecke des Businesskoffers zog er eine blaue Gummibox mit einer kurzen Antenne heraus. »Das coolste Radio aller Zeiten«, sagte er. »Die gibt es in den schicksten Läden, aber dieses hier ist anders. Die Techniker haben alles rausgenommen und ein Miniaturradio eingebaut. Es funktioniert genauso wie das Original, aber wenn man es aufmacht«, er drückte unten einen Metallschieber zur Seite, und es fiel in zwei Teile auseinander, »bietet es ein Versteck für Ihre zweite Festplatte.«
    Carol und Petra warfen sich einen Blick zu und brachen in Gelächter aus. »Männer und ihr Spielzeug«, rief Carol.
    Gandle schien etwas beleidigt. »Aber es funktioniert, glauben Sie mir. Niemand wird es untersuchen.«
    »Tut mir Leid, Larry, es ist wirklich sehr raffiniert«, sagte Carol, die ihren britischen Ratgeber und Beschützer nicht verärgern wollte. »Und Sie haben Recht, es sieht völlig harmlos aus.« Sie nahm das Radio, schob die Festplatte an den vorgesehenen Platz und machte es zu. Als sie auf einen kleinen blauen Gummiknopf drückte, kam Rauschen aus dem Lautsprecher. »Sehr gut. Es ist genau das, was ich brauche, auch wenn es mir ein bisschen wie James Bond vorkommt.«
    »Das löst also Ihr Kommunikationsproblem«, sagte Gandle und machte mit einem selbstzufriedenen Lächeln seinen Businesskoffer zu.
    »Nur im technischen Sinn«, sagte Petra.
    »Bitte?«, fragte Gandle.
    »Das ist nicht genug. Agentenarbeit ist furchtbar. Sie ist unheimlich, und man ist vollkommen isoliert. Und dazu kommt als zusätzliche Gefahr noch das Zelig-Syndrom.«
    »Zelig-Syndrom?« Gandle runzelte die Stirn.
    »Wie in Woody Allens Film
Zelig
. Zelig ist so unsicher, dass er zu einem menschlichen Chamäleon wird und sich nicht nur in Stil und Benehmen anpasst, sondern sich auch im Äußeren den Leuten angleicht, mit denen er umgeht. Das ist eine große Gefahr für den Agenten. Man verbringt so viel Zeit mit diesen Leuten und ist von seiner eigenen Kultur so abgeschnitten, dass man anfängt, sich mit ihnen zu identifizieren.«
    »Man wird wie die Eingeborenen«, sagte Carol.
    »Genau. E-Mail ist schön und gut für den Informationsaustausch, aber es schützt niemanden vor sich selbst. Dafür brauchen wir den direkten menschlichen Kontakt.«
    Gandle schien skeptisch. »Sie sagten schon, dass Radeckis Leute Carol gegenüber misstrauisch sein werden. Sie werden sie beobachten. Und, Petra, bei allem Respekt, schließlich sind Sie bei der Berliner Polizei. Jemand wird Sie ganz sicher erkennen. Wir wollen auf keinen Fall das Risiko

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