Ein kalter Strom
regelmäßiger Treffen zwischen Ihnen eingehen.«
»Ich glaube, wir können das ohne Gefahr für Carol regeln«, sagte Petra bestimmt. »Ein paar Straßen von der Wohnung entfernt ist ein sehr luxuriöser Wellnessclub für Frauen. Es gibt dort einen Trainingsraum, ein Schwimmbad und separate Saunakabinen, die die Mitglieder für jeweils eine halbe Stunde buchen können. Das ist ein Ort, wohin Krasic und sein Kreis von Vertrauten uns nicht folgen können. Glauben Sie mir, Larry, ich würde nichts planen, was Carol gefährden könnte.«
Gandle sah ungläubig drein, aber Carol nickte. »Ich finde auch, es ist wichtig, dass ich Kontakt mit der realen Welt habe. Außerdem muss man manches wirklich persönlich besprechen. Ich mag Dinge sehen und hören, deren Bedeutung ich nicht verstehe, Dinge, die ich in einem geschriebenen Bericht nicht erwähnen würde, weil mir ihre Wichtigkeit nicht klar ist. Aber Petra kennt die richtigen Fragen, mit denen man mir Informationen entlocken kann. Ich glaube, sie hat Recht, Larry. Wir brauchen diesen regelmäßigen, direkten Kontakt.«
Gandle spielte mit seiner Seidenkrawatte. »Ich weiß nicht, Carol. Sie werden Berlin alle sieben bis zehn Tage verlassen, und wir dachten, Sie könnten dann Ihre Einsatzbesprechungen machen. In London oder hier.«
»Zehn Tage können vorn an der Front eine sehr lange Zeit sein«, sagte Petra. »Natürlich ist es Carols Entscheidung …« Erwartungsvoll fing sie Carols Blick auf.
Carol nickte fast unmerklich. »Sie dürfen nicht vergessen, dass ich noch nie Agentenarbeit gemacht habe. Ich will jede Absicherung haben, die ich kriegen kann. Wenn ich erwischt werde, muss ich mich schnellstens absetzen können. Beim besten Willen werden Sie, Larry, mir hier oben in Den Haag nicht viel nützen können. Wenn alles in die Binsen geht, wird sich Petra vor Ort damit auseinander setzen müssen. Wir brauchen einen Plan, um diese Möglichkeit abzudecken. Sie wird ja nicht rund um die Uhr vor ihrem Computer hocken. Und wenn die Sache auffliegt, werde ich vielleicht nicht einmal mehr in die Wohnung und an meinen Computer zurückkönnen. Ich brauche eine Absicherung, und ich meine, Petra bietet mir das.«
Gandle schob die Lippen vor. »Das passt mir nicht so recht. Vielleicht sollte ich auch nach Berlin kommen. Dann könnten Sie direkt mit mir Verbindung haben.«
Carol schüttelte den Kopf. »Sie kennen den Hintergrund des Falls nicht so gut wie Petra, und ganz bestimmt kennen Sie die Stadt nicht so genau wie sie.« Er schien immer noch ablehnend. Es war Zeit, ihre beste Karte auszuspielen.
»Morgan sagte mir, ich solle die Dinge so organisieren, dass ich mich dabei wohl fühle. Und für mich passt es so am besten. Wenn Sie damit nicht zufrieden sind, wäre mein Vorschlag, es ihm zu sagen.«
Gandle wurde rot. »Ich glaube, das wird nicht nötig sein. Wenn Sie es so machen möchten, bin ich bereit, Sie dabei zu unterstützen. Aber, um das mal festzuhalten, ich habe meine Bedenken.«
»Danke«, sagte Carol betont nett. Es war gut zu wissen, dass Morgans Name so viel bewirken konnte, wie sie vermutet hatte. »Das ist dann also geklärt. Petra, Sie sagten, Sie wollten darüber sprechen, wie ich mich in Radeckis Umgebung einschleusen kann. Woran hatten Sie gedacht?«
»Wenn Sie so etwas tun, sollte es mit Stil geschehen. Ich habe einen Plan, der das, glaube ich, ermöglicht und der auch darauf angelegt ist, Radecki an seiner schwächsten Stelle zu treffen«, sagte Petra.
Carol grinste. »Ich kann’s kaum erwarten, etwas darüber zu erfahren.«
Kapitel 19
A ls Tony nach einer Vorlesung, die seine Studenten fast so sehr gelangweilt haben mochte wie ihn selbst, in sein Büro zurückkam, klingelte das Telefon. Er nahm ab und ließ sich dabei auf seinen Stuhl fallen. »Tony Hill«, sagte er und verbarg seine Langeweile hinter einer Fassade von Munterkeit.
»Dr. Hill? Hier ist Penny Burgess. Ich weiß nicht, ob Sie sich an mich erinnern …«
»Ich erinnere mich«, sagte er knapp. Penny Burgess war Gerichtsreporterin bei der
Bradfield Sentinel Times
gewesen, als Tony mit der dortigen Polizei an seinem ersten Serienmordfall gearbeitet hatte. Sie hatte ihn ständig verfolgt und alles getan, damit sein Name in aller Munde war.
»Folgendes, Tony. Ich dachte, wir könnten uns mal kurz unterhalten. Über das, was heute Nachmittag im Revisionsgericht geschehen ist.«
Warnzeichen blinkten in Tonys Kopf auf. Wenn die Berufung von Vance gescheitert wäre, würde es
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