Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
dann noch Edwin.«
»Ist Uttley jetzt ihr Babysitter?«
»Wir hatten nicht viel Auswahl, Chief«, erwiderte ich. »Ich bin in meiner Hütte unabkömmlich, das wissen Sie ja. Und Sie schienen nicht sehr begeistert, bei ihnen einen weiteren Beamten zu postieren.«
»Oh, ich bin sicher, daß ihnen nichts passiert«, sagte er.
»Da kann ich Ihnen nicht folgen«, widersprach ich. Ich spürte, wie die Säure sich in meinem Magen sammelte. Wie lange noch würde ich diesem Drecksack an jedem Morgen begegnen?
»Das ist Ihr ganz persönlicher Psycho, McKnight. Wieso sollte er Ihren Freund belästigen? Hat er nicht sogar in seinem Brief geschrieben, daß er den Burschen mag?«
Ich sah ihn bloß an. »Kriege ich denn in diesem Schuppen niemals eine Tasse Kaffee?«
»Eines Tages vielleicht, McKnight. Wenn ich das nächste Mal gut gelaunt bin.«
Das war Maven satt für einen Morgen, und so machte ich mich eilig vom Acker. Da ich nun einmal in der Stadt war, fuhr ich bei dem Münzfernsprecher vorbei. Ein Detective war noch dort und beendete gerade seine Arbeit. Er hatte ihn auf Fingerabdrücke hin untersucht. Ich konnte noch Spuren des Pulvers auf dem Apparat entdecken.
In der Nähe gab es eine kleine Buchhandlung, daneben einen Geschenkladen. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, daß dort um drei Uhr morgens jemand gewesen war. Und selbst wenn dort jemand gewesen war, hätte er wohl kaum auf einen Mann geachtet, der von einem Münzfernsprecher aus telefonierte.
Wenn der Mann eine blonde Perücke getragen hätte, dann vielleicht. Haha.
Angelo’s Restaurant lag ein Stück die Straße hinunter, so ging ich hin, um es mir noch mal anzusehen. Es war immer noch verlassen. Ich ging ums Haus zum dahinter verlaufenden Weg. Die Polizei hatte alles sehr gründlich saubergemacht. Ich mußte mich auf Hände und Knie niederlassen, um am Boden des Fetteimers noch Blutspuren entdecken zu können.
Was tat ich hier? Ich befand mich auf einem schmutzigen kleinen Weg an der Rückseite der Gebäude und kroch wie ein Hund auf allen vieren herum. Vermutlich hatte ich meine Hose ruiniert. Wonach suchte ich denn? Nicht einmal das wußte ich. Das einzige, was ich wußte, war, daß es mich wahnsinnig machte, nur herumzusitzen und darüber nachzudenken, wer der Kerl sein konnte und was er wohl als nächstes vorhatte.
Auf dem Weg zurück nach Paradise rief ich die Fultons auf meinem Handy an. Allen ging es gut, nur Uttley hatte vom Schlafen auf der Couch einen steifen Nacken. Er sagte mir, er werde noch einmal im Gefängnis anrufen, sobald er im Büro sei.
Ich fuhr nach Hause und schlief zwei Stunden. Später ging ich ins Glasgow. Jackie war allein in der Kneipe, aber mir war das nur recht.
»Hab dich zwei Tage nicht gesehen«, sagte er, während er ein kaltes Kanadisches für mich öffnete. Gott segne ihn.
»Ich hatte ganz schönes Durcheinander«, meinte ich.
»Hast du heute schon die Zeitung gesehen? In der Stadt ist schon wieder ein Mord passiert.«
Ich nahm das Blatt, das er mir hinhielt. Die Schlagzeile lautete: »Einheimischer hinter Restaurant umgebracht. Zweiter Mord in drei Tagen.« Ich las den Bericht, aber er enthielt nichts, was ich nicht schon wußte. Sie hatten versucht, aus Maven etwas herauszukriegen, aber er hatte nur das Übliche gesagt – die Ermittlungen seien noch in einem zu frühen Stadium, um damit an die Öffentlichkeit zu treten. Mavens Bild prangte auf Seite zwei. Sehr fotogen war er nicht.
»Verdammte Geschichte«, meinte Jackie. »Hey, habe ich nicht was mit Edwin und dem ersten Mord gelesen? Dem in dem Motel?«
»Er hat bloß die Leiche gefunden«, sagte ich. Ich war drauf und dran, ihm alles zu erzählen. Er war ein verdammt guter Zuhörer. Aber ich ließ es dann doch. Ich fühlte mich zu müde und verwirrt, um alles erneut durchzugehen. Vielleicht beim nächsten Mal, dachte ich. Dann setzen wir uns an einen Tisch, und ich breite alles vor ihm aus. Er konnte mir dann helfen, Sinn in die Sache zu bringen.
Ich fuhr zur Hütte zurück und rief Uttley an. »Der Ausnahmezustand ist beendet«, sagte er. »Ich konnte heute meine Bitte loswerden.«
»Großartig, und was genau?«
»Na ja, genau wußte ich ja auch nicht, was ich sagen sollte. Ich habe sie gebeten, Rose erneut zu überprüfen und am besten den jetzigen Rose mit dem Foto bei seiner Einlieferung zu vergleichen.«
»Vielleicht sollte ich ihn besuchen«, meinte ich.
»Sie wollen wirklich dahin fahren und ihn sehen?«
»Vielleicht der einzige Weg,
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