Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
hörte sich an, als ob das einmal in der Woche passiert. Jedenfalls bin ich nicht zu Rose durchgekommen. Ich versuch es morgen noch mal.«
»Okay, vielen Dank«, sagte ich. »Das war sehr nett von Ihnen.«
»Kein Problem, Alex. Sie rufen mich an, wenn irgendwas ist, okay?«
»Wird gemacht.«
»Das heißt, Sie rufen Sie auf jeden Fall als erstes die Polizei an, ist ja klar. Ha! Danach dann mich.«
»Ist klar«, sagte ich.
»Also, dann mach ich mich mal an meinen Job als Palastwache. Ich melde mich morgen wieder.«
Ich legte mich aufs Bett. Die Pistole hatte ich noch in der Hand. Ich betrachtete sie gründlich und überprüfte noch einmal, ob sie auch geladen war. Sie sah genauso aus wie die, mit der ich als Polizist ausgerüstet gewesen war. Vermutlich hatte Lane sie deshalb gekauft. Er war wohl davon ausgegangen, daß ich an einen Dienstrevolver gewöhnt war. Aber wenn ich ihn in der Hand hielt, dachte ich nur an eines: Warum hatte ich die Waffe nicht sofort gezogen? Hätte ich sie rechtzeitig aus dem Halfter gekriegt? Hätte er mich statt dessen längst erschossen? Vielleicht wäre ich jetzt tot, und Franklin lebte noch. Wäre das so schlimm?
Das Telefon klingelte wieder. Die Maschine sprang an. Wieder wurde der Anruf zurückverfolgt, wieder aufgezeichnet. Ich hob ab.
»Mr. McKnight? Hier spricht Theodora Fulton.«
»Mrs. Fulton«, sagte ich. »Ist bei Ihnen alles in Ordnung?«
»Im Moment ja. Aber ich muß schon sagen, daß ich mich viel sicherer fühlen würde, wenn Sie hier wären.«
»Ich bin sicher, daß alles in Ordnung geht«, beruhigte ich sie. »Lane ist ein guter Mann.«
»Er ist Edwins Anwalt, nicht wahr?«
»Ja, das ist er, Ma’am.«
»Dürfen Anwälte überhaupt Pistolen haben?«
»Äh … sicher. Selbstverständlich«, sagte ich. »Wieso sollten sie nicht?«
»Ich finde, das ist nicht richtig. Anwälte sind gefährlich genug, auch wenn sie keine Waffen tragen, finden Sie nicht auch?«
»Ah, Sie machen Witze, Mrs. Fulton.«
»Bitte, entschuldigen Sie. Ich wollte nur noch mal Ihre Stimme hören und Ihnen gute Nacht wünschen, Alex. Sie glauben doch nicht, daß diese Person heute nacht hier aufkreuzt, oder?«
»Nein«, bestätigte ich, »das glaube ich ganz bestimmt nicht.«
»In Ordnung, Alex. Passen Sie gut auf sich auf. Gute Nacht.«
Ich ging eine Zeitlang in der Hütte auf und ab und stellte mich der Reihe nach an jedes Fenster und sah in die Nacht hinaus. Ich griff zum Walkie-talkie und schaltete es ein: »Bei Ihnen draußen alles in Ordnung?«
»Keine Probleme«, sagte er. »Ich werde jetzt kurz den Wagen verlassen, um die Büsche zu gießen, aber das Funkgerät habe ich dabei.«
Ich schaltete es wieder ab und stellte es auf den Tisch zurück. Ich überprüfte noch einmal die Pistole. Alex, bevor die Nacht um ist, hast du dich in den heulenden Wahnsinn getrieben …
Das Telefon klingelte abermals. Jetzt war es fast Mitternacht. Ich hob ab.
»Alex, ich bin es, Edwin.«
»Was ist passiert?«
»Nichts«, sagte er. »Hier ist alles in Ordnung. Ich wollte nur hören, wie es dir geht.«
»Edwin, um Himmels willen. Uttley hat bereits angerufen und deine Mutter ebenfalls.«
»Ernsthaft? Ich hab davon nichts mitgekriegt. Ich war im Whirlpool.«
»Mir geht es gut, Edwin.«
»Du solltest den Whirlpool mal ausprobieren«, sagte er. »Da kannst du dich richtig toll drin entspannen.«
»Im Moment kann ich mir unter Entspannung nichts vorstellen«, sagte ich. In Wahrheit hatte ich seinen Whirlpool schon einmal ausprobiert. Das war bei dem einen Mal, wo ich wirklich eine ganze Nacht mit Sylvia dort im Haus verbracht hatte, als Edwin in Detroit war, um irgendeine Auszeichnung für sein humanitäres Engagement entgegenzunehmen. All die anderen Male waren es nur kurze Begegnungen am Nachmittag gewesen, oder eine dem Abend abgestohlene Stunde, wenn wir ihn sicher in seinen Casinos wußten. Wenn ich nur daran dachte, fühlte ich mich schlecht. Es war die Schuld, klar. Aber auch die schreckliche Gewißheit, daß ich es auf der Stelle wieder täte, hätte ich nur die Gelegenheit. Und die ebenso schreckliche Gewißheit, daß ich diese Gelegenheit niemals wieder bekommen würde.
Genau an so was mußt du im Moment denken, Alex. Während du darauf wartest, daß ein Killer dir seinen Besuch abstattet. Jetzt war die Nacht gerettet.
»Alex, bist du noch dran?«
»Ja, entschuldige bitte«, meldete ich mich. »Ich gehe nervlich auf dem Zahnfleisch.«
»Das ist kein Wunder. Ich laß
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