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Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Kiefern. Langsam war ich Kiefern leid. Wir fuhren den ganzen Weg schweigend und waren schließlich an meiner Hütte. Es war ein seltsames Gefühl, sie jetzt zu betrachten, nach dem, was passiert war. Es war derselbe Ort. Eine kleine Hütte, in den Wald gebaut. Und doch war jetzt alles anders.
    »Soll ich noch etwas dableiben?« fragte er. »Beim Aufräumen helfen?«
    »Nein, vielen Dank«, sagte ich. »Ich muß hier eine Weile allein sein.«
    »Das verstehe ich. Rufen Sie mich an, wenn ich etwas für Sie tun kann.«
    »Okay.« Ich stieg aus dem Wagen.
    »Hey, Alex?«
    Ich sah noch einmal hinein.
    »Es ist vorbei«, sagte er. »Es ist wirklich vorbei.«
    »Ich weiß«, antwortete ich.
    Ich sah ihm beim Wegfahren nach und wandte mich dann um, um den Dingen ins Gesicht zu sehen. Mein Kleinlaster stand noch da, die Haube noch nicht geschlossen, der Sitz noch voller Glassplitter. Wo Sylvias Wagen gestanden hatte, waren nur noch Spuren im Gras.
    Und da, wo der Tote gelegen hatte. Drüben am Waldrand, neben dem Holzstapel. Natürlich war er längst fortgeschafft worden, aber ich war noch nicht in der Lage, mir die Stelle anzusehen, wo ich ihn getötet hatte.
    Ich ging in die Hütte und fragte mich, ob ich mich hier jemals wieder zu Hause fühlen würde. Ich mußte an meine Zeit als Polizist in Detroit denken. Sie hatten uns gesagt, wenn wir einmal in die Lage kämen, jemanden zu töten, spiele es keine Rolle, wie unvermeidlich und gerechtfertigt das in der gegebenen Situation wäre – wir hätten immer einen Preis dafür zu zahlen. Irgendwann, eine Stunde später, einen Tag, eine Woche – plötzlich spränge sie dich an, die Tatsache, daß du einen Mitmenschen getötet hast. Ich wartete darauf, daß sie mich anspränge. Aber ich spürte nichts.
    Ich hob den Hörer ab. Das Telefon war tot. Ich hatte ganz vergessen, daß er die Leitung durchtrennt hatte. Zum Telefonieren würde ich ins Glasgow fahren müssen. Aber zunächst einmal mußte ich mich daranmachen und das ganze Glas aus dem Wagen schaffen. Oder ich mußte bis dahin zu Fuß gehen. Beides konnte ich mir im Moment nicht vorstellen. Ich brauchte Schlaf. Laß mich erst mal ein bißchen schlafen. Falls ich das kann. Falls ich jemals wieder schlafen kann.
    Ich brauchte diese Pillen. Nur noch ein einziges Mal. Nach all dem, was passiert war, wer konnte mir da Vorwürfe machen, daß ich sie brauchte?
    Zum Teufel, vielleicht kann ich ohne sie schlafen. Ich werde es zumindest versuchen.
    Ich legte mich auf mein Bett. Ich lehnte den Kopf ins Kissen und sah auf die rohe Balkendecke. Dann war ich weg.
    Einige Stunden später erwachte ich aus einem traumlosen Schlaf. Es hatte sich wie etwas jenseits des Schlafes angefühlt, wie ein temporärer totaler Sendeschluß. Es war später Nachmittag. In meinem ganzen Leben war ich noch nie so hungrig gewesen.
    Ich ging mit dem Besen nach draußen und versuchte, das meiste Glas aus dem Wagen zu fegen, und schlug einige Fragmente, die noch am Fensterrahmen hingen, heraus. Ich versuchte zu starten. Nichts.
    Ich hob die Motorhaube hoch und sah nach den Drähten. Wie ich so dastand, war plötzlich alles wieder präsent, was ich empfunden hatte, als ich die Drähte wieder anschließen wollte und mich fragte, wie lange ich noch zu leben hätte. In der Eile hatte ich zwei Drähte überkreuz angeschlossen. Ich vertauschte sie und versuchte es noch einmal. Der Wagen sprang an.
    Ich ließ den Motor laufen, während ich die Umgebung flüchtig nach meinem Handy absuchte, in der Hoffnung, er habe es lediglich in den Wald geworfen. Als ich zu der Stelle kam, an der ich ihn erschossen hatte, hielt ich inne und blickte auf den Boden, wo er gelegen hatte. Kiefernnadeln lagen dort und einige Kiefernzapfen. Ich hätte niederknien können und nach Blut suchen, aber das unterließ ich. Ich stand bloß da und ließ alles noch einmal in meinem Kopf ablaufen. Er hatte nicht geglaubt, daß ich im Besitz einer wirklichen Pistole wäre. Hatte ich deshalb einen unfairen Vorteil? Hätte ich einen Warnschuß in die Bäume abgeben sollen? Aber was wäre dann passiert? Hätte er seine Waffe weggeworfen? Würde ich mich das jetzt den ganzen Rest meines Lebens fragen müssen?
    Einen Prozeß würde es nicht geben und damit keine Gelegenheit, in einem Gerichtssaal zu sitzen und sich eine Erklärung für alles anhören zu können. Ich werde nie erfahren, wieso er auf mich verfallen ist.
    Vor fünf oder sechs Monaten, hatten sie gesagt. Damals hatte das alles angefangen. Was

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