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Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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an der Plattform, daß es wirkte, als sähe man über eine Straße auf ein sich langsam bewegendes Gebäude. Die Flagge zeigte drei horizontale Streifen, rot, weiß und schwarz, mit irgendeinem goldenen Vogel in der Mitte. Ägypten, vermutete ich. Ein Dutzend dunkelhäutiger Männer stand an Deck, in ihre Mäntel gehüllt blickten sie zu mir herüber, als sie vorbeifuhren. Sie waren so weit von ihrer Heimat entfernt. Das hier mußte ihnen als eine neue und fremde Welt erschienen sein. Und jetzt waren sie mit einer Ladung Eisenerz auf ihrem Rückweg zum Meer, über die Großen Seen, den St.   Laurence Seaway hinaus auf den Atlantischen Ozean.
    Ich könnte auf das Schiff springen, dachte ich. Nahe genug ist es. Sie könnten mich nach Ägypten mitnehmen.
    »Alex, ich suche überall nach Ihnen.« Uttley stand plötzlich neben mir. »Der Beamte auf dem Revier sagte, Sie seien gerade hinausgegangen.«
    »Ich sehe bloß dem Schiff beim Schleusen zu«, sagte ich.
    Er schaute es sich an. »Wo kommt es her? Was für eine Flagge ist das?«
    »Ägypten, glaube ich.«
    Er nickte. »Detective Allen hat mich angerufen. Er hat mir alles erzählt.«
    Ich sagte nichts.
    »Und Sie wissen wirklich nicht, wer dieser Raymond Julius gewesen ist?«
    »Nein«, antwortete ich.
    Er atmete hörbar aus. »Das Schiff hat noch eine weite Strecke vor sich«, meinte er. »Was rechnen Sie wohl, wieviel Tage es von hier bis Ägypten sind?«
    »Keine Ahnung.«
    »Die erste Schleuse hat man hier schon 1797 gebaut, wußten Sie das? Sie wurde im Krieg von 1812 zerstört. Sie mußte neu gebaut werden.«
    Ich sah weiter auf das Schiff. Das Tor war inzwischen geschlossen, und der Wasserspiegel wurde gesenkt. Sobald das Boot sieben Meter tiefer lag, würden sie das andere Tor öffnen, und das Schiff könnte sich auf die Reise in den Lake Huron machen.
    »Im Zweiten Weltkrieg war hier die am stärksten verteidigte Stelle des ganzen Landes. Wenn jemand Bomben auf uns werfen wolle, würde er hier damit anfangen, dachte sich die Regierung. Den Erztransport stören, wissen Sie? Damit wir keine Panzer mehr bauen können. Deshalb haben sie gleich zwei Militärflughäfen hier mitten in der Pampa angelegt.«
    »Wieso erzählen Sie mir das alles?«
    »Weil mir sonst nichts einfällt, was ich sagen könnte.«
    Eine ganze Weile sprach keiner von uns. Wie sahen zu, wie das Schiff sank, während das Wasser aus der Schleuse floß.
    »Jetzt müssen Sie doch besser damit umgehen können, oder?« sagte er.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Bislang haben Sie doch gedacht, es sei Rose. Auch wenn Ihnen jeder andere gesagt hat, er sei noch im Gefängnis. Das muß Sie doch verrückt gemacht haben.«
    »Und jetzt ist es bloß irgend so ein Typ von der Straße«, sagte ich. »Und aus irgendeinem kühlen Grund hat er beschlossen, den Rest seines Lebens hinter mir herzulaufen, mich zu beobachten, meine Vergangenheit auszuspionieren. Meine Vergangenheit zu werden , verdammt noch mal. Das macht doch alles keinen Sinn!«
    »Natürlich macht das keinen Sinn.«
    »Sie haben gesagt, es hätte irgendeinen Kontakt mit Rose gegeben. Das heißt doch wohl per Post, oder? Man kann schließlich nicht einfach wen im Knast anrufen.«
    Er dachte nach. »Oder er hat ihn besucht.«
    »Richtig, aber beides müßte bei ihnen in den Akten stehen. Wird im Knast nicht die Post kontrolliert?«
    »Ich denke schon«, sagte er. »Sicher wird Detective Allen dem nachgehen. Oder Maven, wenn er jemals wieder seinen Kopf aus dem Arsch kriegt. Allen hat mir keine Einzelheiten erzählt, aber es klang so, als hätten Sie und Maven noch keine Versöhnungsküsse ausgetauscht.«
    »Was würde passieren, wenn ich diesen Typ, diesen Browning, noch mal anriefe?«
    »Den Vollzugsbeamten? Er würde Sie wieder vor die Wand laufen lassen, und Sie würden wieder wütend. Wieso wollen Sie ihn überhaupt anrufen? Was wollen Sie damit rauskriegen? Alex, es ist vorbei. Der Kerl ist tot.«
    »Ich hab nur so ein Gefühl, als sei es noch nicht vorbei.«
    »Sie müssen sich Zeit lassen«, sagte er. »Gönnen Sie sich Ferien. Gehen Sie ein paar Tage irgendwo hin, wo es warm ist.«
    Der Frachter hatte jetzt das untere Schleusentor passiert. Nun konnten wir sein Heck sehen. Da waren einige arabische Schriftzeichen und daneben stand Cairo .
    »Sie hatten recht«, sagte er. »Es war die ägyptische Flagge. Kommen Sie, gehen wir hier raus.«
    Er fuhr mich in seinem BMW nach Hause. Ich starrte aus dem Fenster auf die Kiefern. Kiefern und noch mehr

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