Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
Vom Netzwerk:
Ich blätterte es durch, bis ich Leon Prudell fand. Als Adresse war Kinross angegeben, eine kleine Stadt südlich vom Soo, hinten beim Flughafen. Ich warf mir ein paar Kleidungsstücke über und sprang in den Wagen. Die kalte Luft peitschte durchs offene Fenster, als ich nach Kinross raste. Es war spät, aber ich mußte dringend mit Leon sprechen.
    Es war nicht schwer, sein Haus zu finden. Kinross ist so klein wie Paradise. Eine Hauptstraße und einige Seitenstraßen. Es war ein holzverkleidetes Haus, nicht viel größer als meine Hütte. In der Luft lag ein schwacher Geruch nach totem Fisch. Im Vorgarten hing ein Autoreifen als Schaukel von einem Baum.
    Ich klopfte an die Tür, wartete, klopfte wieder. Endlich ging die Lampe über mir an und eine Frau sah mich durch den Türspalt an. »Wer ist da?« fragte sie.
    »Ich muß dringend Ihren Mann sprechen«, sagte ich.
    »Er ist nicht da. Wer sind Sie?«
    Ich überlegte eine Sekunde lang. »Ich habe einen Auftrag für ihn«, sagte ich. »Er ist doch Privatdetektiv?«
    »Das hat er mal gemacht«, erklärte sie, »aber jetzt nicht mehr.«
    »Er soll aber gut sein«, sagte ich. »Sind Sie sicher, daß er keinen Fall mehr annehmen würde? Ich zahle ihm fünfhundert Dollar am Tag.«
    Da machte sie die Tür ganz auf. Ich bekam sehr viel Frau und sehr viel roten Bademantel zu sehen. So wie sie gebaut war, war ich froh, daß Leon an jenem Abend in der Kneipe auf mich losgegangen war und nicht sie. »Er arbeitet heute nacht an der Raststätte an der Interstate 75«, sagte sie. »Im Restaurant.«
    »An der Ausfahrt zur 28?«
    »Ja, die mein ich.«
    »Ich bin Ihnen sehr verbunden, Ma’am.«
    »Er arbeitet jetzt immer nachts«, setzte sie hinzu. »Seit er den Job als Ermittler verloren hat.«
    »Ah, verstehe.«
    »Kennen Sie einen Typ namens McKnight?«
    »Könnte nicht behaupten, ihn zu kennen«, sagte ich.
    »Das ist der Kerl, wegen dem er gefeuert wurde. Wenn Sie ihn mal sehen, sagen Sie ihm, daß er ein Arschloch ist, okay?«
    »Das werde ich machen, Ma’am. Es tut mir leid, daß ich Sie so spät noch stören mußte.«
    »Für fünfhundert Dollar am Tag können Sie mich stören, wann immer Sie wollen.«
    »Vielen Dank, Ma’am. Gute Nacht.«
    Ich machte mich davon und fuhr zum Highway zurück. Die Raststätte lag wenige Kilometer nördlich an der I-75, eins dieser Dinger, die man von der Autobahn aus sieht, die ganze Nacht beleuchtet, und hundert Lastwagen tanken oder parken da rum, während ihre Fahrer sich an Apfelpastete und Kaffee laben.
    Prudell traf ich dabei, wie er gerade einen Tisch abräumte, eine große weiße Schürze hing ihm vor der Wampe. Sobald er mich sah, setzte er seinen Stapel Teller klappernd ab.
    »Na, wen haben wir denn da?« sagte er. »Nun sagen Sie bloß, Sie sind hier, um mir diesen Job auch noch wegzunehmen!«
    »Setzen Sie sich, Prudell.«
    »Für Sie nehm ich doch glatt meine Schürze ab. Die brauchen Sie nämlich.« An der Theke waren zwei Trucker und eine Kellnerin, die sie bediente, ein weiterer saß in einer Nische. Sie alle blickten zu uns herüber.
    »Setzen Sie sich bloß hin«, sagte ich.
    »Sie brauchen hier nichts weiter zu tun, als diese Tische sauberzuhalten«, erklärte er. »Und einmal jede Stunde die Toiletten. Ich bin sicher, daß Sie das können.«
    »Prudell«, sagte ich. Ich bemühte mich um Selbstbeherrschung. Ich bemühte mich schwer. »Wenn Sie sich jetzt nicht geschlossen halten, tue ich Ihnen weh. Verstehen Sie mich? Ich prügle Sie direkt hier im Lokal windelweich.«
    »McKnight, wenn Sie nicht auf der Stelle die Fliege machen …«
    Ich packte seine linke Hand und bog sie gegen das Handgelenk zurück. Das hatte sich noch stets als hervorragendes Mittel erwiesen, jemanden von der Notwendigkeit zu überzeugen, sich doch auf den Rücksitz des Streifenwagens zu setzen. Nicht so dramatisch wie der Arm auf dem Rücken, aber genauso effizient. Prudell gab einen kurzen Schmerzenslaut von sich und setzte sich dann in die Nische. Inzwischen sah uns das ganze Restaurant zu, aber das war mir egal.
    Ich setzte mich auf den Platz neben ihm. Viel Platz war da nicht. »Jetzt hören Sie mir mal genau zu«, sagte ich. »Erinnern Sie sich an den Abend in der Kneipe, als Sie zum erstenmal auf mich losgingen? Ich weiß, Sie waren damals betrunken, aber versuchen Sie sich an das zu erinnern, was Sie mir da erzählt haben.«
    »Wovon reden Sie?«
    »Sie haben gesagt, ich hätte Ihnen den Job weggenommen, und jetzt gingen Sie pleite, und Sie

Weitere Kostenlose Bücher