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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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wiedersehen.«
    Und er schritt die breiten Stufen nieder. Teja und Hildebad folgten ihm.
    »Jetzt bin ich nur begierig«,– sagte Graf Teja.
    »Ob sie es halten?« meinte Hildebad.
    »Nein. Gar nicht. Aber wie sie’s brechen. Nun, der Priester wird’s schon finden.«
    Und mit fliegenden Fahnen zogen die Goten ab zur Porta Flaminia hinaus, die Stadt ihrem Papst und dem Präfecten überlassend,
     während Belisar in Eilmärschen auf der Via Latina nahte.

Neuntes Kapitel
    In der Stadt Florentia waltete eifriges, kriegerisches Leben. Die Tore waren geschlossen: auf den Zinnen und Mauerkronen schritten
     zahlreiche Wachen, in den Straßen klirrte es von Zügen reisiger Goten und bewaffneter Söldner: denn die WölsungenGuntharis und Arahad hatten sich in diese Stadt geworfen und sie einstweilen zum Hauptwaffenplatz des Aufstandes gegen Witichis
     gemacht.
    In der schönen Villa, welche sich Theoderich in einer Vorstadt am Ufer des Arnus, aber noch in den Ringmauern der Stadt, gebaut,
     hausten die beiden Brüder. Herzog Guntharis von Tuscien, der ältere, war ein gefürchteter Kriegsmann und seit Jahren Graf
     der Stadt Florentia: rings in ihrem Weichbild lagen die Güter des mächtigen Adelsgeschlechts, von Tausenden von Colonen und
     Hintersassen bebaut: ihre Macht in dieser Stadt und Landschaft war ohne Schranken, und Herzog Guntharis war entschlossen,
     sie völlig zu gebrauchen. In voller Rüstung, den Helm auf dem Haupt, schritt der stattliche Mann unwillig durch das marmorgetäfelte
     Zimmer, indes der jüngere Bruder in schmucker Feiertracht, ohne Waffen, schweigend und sinnend an dem Citrustisch lehnte,
     der von Briefen und Pergamenten bedeckt war.
    »Entschließe dich, mach vorwärts, mein Junge!« sprach Guntharis: »es ist mein letztes Wort. Noch heute bringst du mir das
     Ja des störrischen Kindes, oder ich – hörst du? – ich selbst gehe, es zu holen. Aber dann, wehe ihr. Ich weiß besser als du
     umzuspringen mit einem launischen Mädchenkopf.«
    »Bruder, das wirst du nicht.«
    »Beim Donner, das werd’ ich. Meinst du, ich wage meinen Kopf, ich versäume das Glück unsres Hauses um deine schmachtende Zartheit?
     Jetzt oder nie ist der Augenblick, den Wölsungen endlich die erste Stelle im Volk zu schaffen, die ihnen gebührt, und von
     der Amaler und Balten sie seit Jahrhunderten ausgeschlossen. Wird die letzte Amelungentochter dein Weib, kann niemand dir
     die Krone bestreiten: und mein Schwert soll sie schon schützen auf deinem Haupt gegen diesen Bauernkönig Witichis. Aber nicht
     zu lange mehr darf ’s währen. Ich habe noch keine Nachricht von Ravenna: aber ich fürchte, die Stadt wird nur Mataswintha,
     nicht uns, zufallen, das heißt, nicht uns allein; wer sie hat, hat aber Italien, nachdem Neapolis und Rom verloren: die mächtige
     Festung müssen
wir
haben. Deshalb muß sie dein Weib sein, eh’ wir vor die Rabenmauernziehen: sonst wird ruchbar, daß sie mehr unsre Gefangene als unsre Königin.«
    »Wer wünscht das mehr, heißer als ich? aber ich kann sie doch nicht zwingen!«
    »Nicht? warum nicht? Suche sie auf, und gewinne sie im guten oder bösen. Ich gehe, die Wachen auf den Wällen zu verstärken.
     Bis ich zurück bin, will ich Antwort!«
    Herzog Guntharis ging: und seufzend machte sich sein Bruder nach dem Garten auf, Mataswintha zu suchen. Der Garten war von
     einem kunstverständigen Freigelassnen aus Kleinasien angelegt. Er hatte im abschließenden Hintergrund eine waldähnliche Partie,
     welche, frei von Beeten und Terrassen, das wunderbar reiche Wiesengrün erhalten hatte. Diese blumigen Wiesenufer und dichten
     Oleanderbüsche durchrieselte ein klarer Bach, mit anmutigem Gewoge.
    Dicht an dem Rande des Baches, im weichen Grase hingegossen, lag eine jugendliche Frauengestalt. Sie hatte von dem rechten
     Arm das Gewand zurückgeschlagen und schien bald mit den murmelnden Wellen, bald mit den nickenden Blumen am Rande zu spielen.
     Sinnend sah sie vor sich hin und warf wie träumend hie und da ein Veilchen oder einen Krokus in die Wellen, mit leise geöffneten
     Lippen der Blüte nachsehend, welche rasch die klaren Wellen entführten. Dicht hinter ihren Schultern kniete ein junges Mädchen
     in maurischer Sklaventracht, eifrig beschäftigt, einen Kranz fertigzuflechten, an welchem nur die letzten Verbindungen fehlten:
     sorgsam spähte die graziöse Kleine manchmal, ob die Träumende ihre heimliche Arbeit nicht gewahre. Aber diese schien ganz
     in ihre Phantasien

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