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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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das! Ich werde gar keine Geiseln nehmen. Was nützt es, ihnen die Köpfe abzuschlagen? Du, dein
     Wort soll mir für Rom bürgen.«
    »Wie meinst du das? ich kann Belisar nicht abhalten.«
    »Du sollst es nicht: Belisar wird kommen: aber verlaß dich drauf: er wird auch wieder gehn. Wir Goten werden diesen Feind
     bezwingen: vielleicht erst nach hartem Kampf: aber gewiß. Dann aber gilt es den zweiten Kampf um Rom.«
    »Einen zweiten?« fragte Cethegus ruhig, »mit wem?«
    Aber Witichis legte ihm die Hand auf die Schulter und sah ihm ins Antlitz mit einem Auge wie die Sonne: »Mit dir, Präfect
     von Rom!«
    »Mit mir!«
    Und er wollte lächeln, aber er konnte nicht.
    »Verleugne nicht dein Liebstes, Mann: es ist deiner nicht würdig. Ich weiß es, für wen du die Tore und Schanzen um diese Stadt
     erbaut: nicht für uns und nicht für die Griechen! für dich! Ruhig! Ich weiß, was du sinnest, oder ich ahn’ es: kein Wort!
     Es sei! Sollen Griechen und Goten um Rom kämpfen und kein Römer? Aber höre: Laß nicht einen zweiten jahrelangen Krieg unsre
     Völker hinraffen. Wenn wir die Byzantiner niedergekämpft, hinausgeworfen aus unserm Italien – dann, Cethegus, will ich dich
     erwarten vor den Mauern Roms; nicht zur Schlacht unsrer Völker, zum Zweikampf: Mann gegen Mann, du und ich, wir wollen’s um
     Rom entscheiden.«
    Und in des Königs Blick und Ton lag eine Größe, eine Würde und Hoheit, die den Präfecten verwirrte. Er wollte heimlich spotten
     der einfältigen Schlichtheit des Barbaren. Aber es war ihm, als könne er sich selbst nie mehr achten, wenn er diese Größe
     nicht zu achten, nicht zu ehren, nicht zu erwidern fähig sei. So sprach er ohne Spott: »Du träumst, Witichis, wie ein gotischer
     Knabe.«
    »Nein, ich denke und handle wie ein gotischer Mann. Cethegus, du bist der einzige Römer, den ich würdige, so mit ihm zu reden.
     Ich habe dich fechten sehen im Gepidenkrieg: du bist meines Schwertes würdig. Du bist älter als ich, wohlan: ich gebe dir
     den Schild voraus!«
    »Seltsam seid ihr Germanen«, sagte Cethegus unwillkürlich: »was für Phantasien!«
    Aber jetzt furchte Witichis die offne Stirn:
    »Phantasien? Wehe dir, wenn du nicht fähig bist, zu fühlen, was aus mir spricht. Wehe dir, wenn Teja recht behält! Er lachte
     zu meinem Plan und sprach: ›Das faßt der Römer nicht!‹ Und Er riet mir, dich gefangen mitzuführen. Ich dachte größer von dir
     und Rom. Aber wisse: Teja hat dein Haus umstellt: und bist du so klein oder so feig, mich nicht zu fassen,– in Ketten führen
     wir dich aus deinem Rom. Schmach dir, daß man dich zwingen muß zur Ehre und zur Größe.«
    Da ergrimmte Cethegus. Er fühlte sich beschämt. Jenes Ritterliche war ihm fremd, und es ärgerte ihn, daß er es nicht verhöhnen
     konnte. Es ärgerte ihn, daß man ihn mit Gewalt nötigte, daß man seiner freien Wahl mißtraut habe. Wütender Haß gegen Tejas
     Mißachtung wie gegen des Königs brutale Offenheit loderte in ihm auf. All diese Eindrücke rangen in ihm, er hätte gern den
     Dolch in des Germanen breite Brust gestoßen. Fast hätte er soeben aus soldatischem Ehrgefühl im vollen Ernst sein Wort gegeben.
     Jetzt durchzuckte ihn ein davon sehr verschiedenes, unschönes Gefühl der Schadenfreude. Sie hatten ihm nicht getraut, die
     Barbaren: sie hatten ihn gering erachtet: nun sollten sie gewiß betrogen sein! Und mit scharfem Blick vortretend, faßte er
     des Königs Hand.
    »Es gilt«, rief er.
    »Es gilt«, sprach Witichis, fest seine Hand drückend.
    »Mich freut es, daß ich recht behielt und nicht Teja. Leb wohl! hüte mir unser Rom. Von dir fordre ich es wieder in ehrlichem
     Kampf.«
    Und er ging.
    »Nun«, sprach Teja, draußen mit den andern Goten rasch vortretend, »soll ich das Haus stürmen?«
    »Nein«, sagte Witichis, »er gab mir sein Wort.«
    »Wenn er’s nur hält!«
    Da trat Witichis heftig zurück. »Teja! dich macht dein finstrer Sinn zu ungerecht! Du hast kein Recht, an eines Helden Ehre
     zu zweifeln. Cethegus ist ein Held.«
    »Er ist ein Römer. Gute Nacht!« sagte Teja, das Schwert einsteckend. Und er ging mit seinen Goten andren Weges.
    Cethegus aber warf sich diese Nacht unwillig aufs Lager. Er war uneins in sich. Er grollte mit Julius. Er grollte bitter mit
     Witichis, bittrer noch mit Teja. Am bittersten mit sich selbst.
     
    Am folgenden Tage versammelte Witichis noch einmal Volk, Senat und Klerus der Stadt bei den Thermen des Titus. Von der höchsten
     Stufe der

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