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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Kapitel
    Inzwischen war es dunkler Abend geworden. Der Sklave brachte die zierliche Bronzelampe, korinthische Arbeit: ein Adler, der
     im Schnabel den Sonnenball trägt, mit persischem Duftöl.
    »Ein gotischer Krieger steht draußen, Herr, er will dich allein sprechen. Er sieht sehr unscheinbar aus. Soll er die Waffen
     ablegen?«
    »Nein«, sagte Cethegus, »wir fürchten die Barbaren nicht. Laß ihn kommen.«
    Der Sklave ging, und Cethegus legte die Rechte an den Dolch im Busen seiner Tunica. Ein stattlicher Gote trat ein, die Mantelkapuze
     über den Kopf geschlagen: er warf sie jetzt zurück.
    Cethegus trat erstaunt einen Schritt näher. »Was führt den König der Goten zu mir?«
    »Leise!« sprach Witichis. »Es braucht niemand zu wissen, was wir beide verhandeln. Du weißt: seit gestern und heute ist mein
     Heer von Regeta in Rom eingezogen. Du weißt noch nicht, daß wir Rom morgen wieder räumen werden.«
    Cethegus horchte hoch auf.
    »Das befremdet dich?«
    »Die Stadt ist fest«, sagte Cethegus ruhig.
    »Ja, aber nicht die Treue der Römer. Benevent ist schon abgefallen zu Belisar. Ich habe nicht Lust, mich zwischen Belisar
     und euch erdrücken zu lassen.«
    Vorsichtig schwieg Cethegus, er wußte nicht, wo das hinaus sollte. »Weshalb bist du gekommen, König der Goten?«
    »Nicht um dich zu fragen, wie weit man den Römern trauen kann. Auch nicht, um zu klagen, daß wir ihnen so wenig trauen können,
     die doch Theoderich und seine Tochter mit Wohltaten überhäuft; – sondern um grad und ehrlich ein paar Dinge mit dir zu schlichten,
     zu eurem wie zu unsrem Frommen.«
    Cethegus staunte. In der stolzen Offenheit dieses Mannes lag etwas, das er beneidete. Er hätte es gern verachtet.
    »Wir werden Rom verlassen: und alsbald werden die Römer Belisar aufnehmen. Das wird so kommen. Ich kann’s nicht hindern. Man
     hat mir geraten, die Häupter des Adels als Geiseln mit hinwegzuführen.«
    Cethegus erschrak und hatte Mühe, das zu verbergen.
    »Dich vor allen, den Princeps Senatus.«
    »Mich!« lächelte Cethegus.
    »Ich werde dich hierlassen. Ich weiß es wohl: Du bist die Seele von Rom.«
    Cethegus schlug die Augen nieder.
    »Ich nehme das Orakel an«, dachte er.
    »Aber eben deshalb lass’ ich dich hier. Hunderte, die sich Römer nennen, wollen die Byzantiner zu ihren Herrn,– du, du willst
     das nicht.«
    Cethegus sah ihn fragend an.
    »Täusche mich nicht! Wolle mich nicht täuschen. Ich bin der Mann verschlagner Künste nicht. Aber mein Auge sieht der Menschen
     Art. Du bist zu stolz, um Justinian zu dienen. Ich weiß, du hassest uns. Aber du liebst auch diese Griechen nicht und wirst
     sie nicht länger hier dulden, als du mußt. Deshalb laß’ ich dich hier: vertritt du Rom gegen die Tyrannen: ich weiß, du liebst
     die Stadt.«
    Es war etwas an diesem Mann, das Cethegus zum Staunen zwang. »König der Goten«, sagte er, »du sprichst klar und groß wie ein
     König: ich danke dir. Man soll nicht sagen von Cethegus, daß er die Sprache der Größe nicht versteht. Es ist, wie du sagst:
     ich werde mein Rom nach Kräften römisch erhalten.«
    »Gut«, sagte Witichis, »sieh, man hat mich gewarnt vor deiner Tücke: ich weiß viel von deinen schlauen Plänen: ich ahne noch
     mehr: und ich weiß, daß ich gegen Falschheit keine Waffe habe. Aber du bist kein Lügner. Ich wußte, ein männlich Wort ist
     unwiderstehlich bei dir: und Vertrauen entwaffnet einen Feind, der ein Mann.«
    »Du ehrst mich, König der Goten.«
    »Um es zu verdienen, laß dich warnen: weißt du, wer die wärmsten Freunde Belisars?«
    »Ich weiß es: Silverius und die Priester.«
    »Richtig. Und weißt du, daß Silverius, sowie der alte Papst Agapetus gestorben, den Bischofsstuhl von Rom besteigen wird?«
    »So hör’ ich.«
    »Man riet mir, auch ihn als Geisel fortzuführen. Ich werd’ es nicht tun. Die Italier hassen uns genug. Ich will nicht noch
     in das Wespennest der Pfaffen stoßen. Ich fürchte die Märtyrer.«
    Aber Cethegus wäre den Priester gern losgeworden. »Er wird gefährlich auf dem Stuhl Petri«, warnte er.
    »Laß ihn nur! Der Besitz dieses Landes wird nicht durch Priesterkunst entschieden.«
    »Wohlan«, sprach Cethegus, die Papyrosrolle vorzeigend, »ich habe hier die Namen seiner wärmsten Freunde zufällig beisammen.
     Es sind wichtige Männer.« Er wollte ihm die Liste aufdringen und hoffte, die Goten sollten so seine gefährlichsten Feinde
     als Geiseln mitführen.
    Aber Witichis wies ihn ab. »Laß

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