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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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gesundem Menschenverstand, einer von den wenigen
     Gelehrten jener Zeit, welchen die gekünstelte Bildung in den Rhetorenschulen nicht die Fähigkeit, einfach aufzufassen und
     gesund zu fühlen, unter den Schnörkeln byzantinischer Gelehrtheit erstickt hatte. Heller Verstand lagauf der offnen Stirn, und in dem noch jugendlich leuchtenden Auge glänzte die Freude an allem Guten.
    Nachdem Cethegus Staub und Mühsal der Reise in einem sorgfältigen Bad abgespült, machte sein Wirt, ehe er ihn zur Abendtafel
     in sein Zelt führte, mit ihm die Runde durch das Lager, ihm die Quartiere der wichtigsten Truppenteile, der bedeutendsten
     Heerführer weisend und mit ein paar Worten deren Eigenart, Verdienste und oft buntzusammengesetzte Vergangenheit erläuternd.
     Da waren die Söhne des rauhen Thrakiens, Constantinus und Bessas, die sich aus rohem Söldnerhandwerk emporgerungen, tapfre
     Soldaten, aber ohne Bildung, mit dem ganzen Eigendünkel selbstgemachter Männer:– sie betrachteten sich als Belisars unentbehrliche
     Stützen und ihn voll ersetzende Nachfolger. Daneben der vornehme Iberier Peranius, aus dem Königsgeschlecht der Iberier, der
     feindlichen Nachbarn der Perser, der aus Haß gegen die persischen Überwinder Vaterland und Hoffnung des Thrones aufgegeben
     und Dienste in des Kaisers Heer genommen. Dann Valentinus, Magnus und Innocentius, verwegene Führer der Reiterei, Paulus,
     Demetrius, Ursicinus, die Führer des Fußvolks, Ennes, der isaurische Häuptling und Heerführer der Isaurier Belisars, Aigan
     und Askan, die Führer der Massageten, Alamundarus und König Abocharabus, die Saracenen, Ambazuch und Bleda, die Hunnen, Arsakes,
     Amazaspes und Artabanes, die Armenier – der Arsakide Phaza war mit dem Rest der Armenier in Neapolis zurückgelassen worden   –, Azarethas und Barasmanes, die Perser, Antallas und Cabaon, die Mauren.
    Sie alle kannte und nannte Prokopius, karg sein Lob, reichlich und mit Behagen spitzen, aber geistvollen Tadel spendend. Eben
     wandten sie sich zu dem Quartier des Martinus, des friedlichen Städteverbrenners, zur Rechten, da fragte Cethegus, stehenbleibend:
     »Und wessen ist das Seidenzelt dort auf dem Hügel, mit den goldnen Sternen und dem Purpurwimpel? und seine Wachen tragen goldne
     Schilde?«
    »Dort«, sprach Prokop, »wohnt Seine unüberwindliche Köstlichkeit, des römischen Reiches Oberpurpurschneckenintendant, Prinz
     Areobindos, den Gott erleuchte.«
    »Des Kaisers Neffe, nicht?«
    »Jawohl, er hat des Kaisers Nichte, Projecta, geheiratet: sein höchstes und einziges Verdienst. Er ist hierhergesendet mit
     der Kaisergarde, uns zu ärgern, und dafür zu sorgen, daß wir nicht so leicht siegen. Er ist Belisarius gleichgestellt, versteht
     vom Krieg so wenig wie Belisar von den Purpurschnecken, und soll Statthalter von Italien werden.«
    »So«, sprach Cethegus.
    »Er wollte beim Lagerschlagen sein Zelt durchaus zur Rechten Belisars haben. Wir gaben nicht nach. Zum Glück hat Gott in seiner
     Allweisheit jenen Hügel zur Lösung unsres Rangstreits schon vor Jahrtausenden hier aufgeworfen: nun lagert der Prinz zwar
     links, aber höher als Belisarius.«
    »Und wessen sind die bunten Zelte dort, hinter Belisars Quartier? Wer wohnt darin?«
    »Dort«, seufzte Prokop, »ein sehr unglückliches Weib: Antonina, Belisars Gemahlin.«
    »Sie unglücklich? die Gefeierte, die zweite Kaiserin? warum?«
    »Davon ist nicht gut reden in offner Lagergasse. Komm mit ins Zelt, der Wein wird genug gekühlt sein.«

Elftes Kapitel
    Im Zelte fanden sie die zierlichen Polster des Feldbetts um einen niedern Bronzetisch von durchbrochner Arbeit gelegt, den
     Cethegus lobte.
    »Das ist ein afrikanisches Beutestück aus dem Vandalenkrieg: ich nahm es aus Karthago mit. Und diese weichen Kissen lagen
     einst auf dem Bett des Perserkönigs: ich erbeutete sie in der Schlacht von Dara.«
    »Du bist mir ein praktischer Gelehrter!« lächelte Cethegus. »Wie bist du so anders geworden seit den Tagen von Athen.«
    »Das will ich hoffen!« sprach Prokop und zerschnitt selbst – er hatte die aufwartenden Sklaven entfernt – die dampfende Hirschkeule
     vor ihm.
    »Du mußt wissen: ich wollte Philosophie zu meinem Beruf machen, Weltweiser werden. Drei Jahre hörte ich die Platoniker, die
     Stoiker, die Akademiker zu Athen,– und studierte mich krank und dumm. Auch blieb es nicht bei der Philosophie. Nach löblicher
     Sitte unsres frommen Jahrhunderts mußte auch die Theologie beigezogen werden:

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