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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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hinschmelzender Weichheit in dem Mädchen.
    Aspa staunte oft über das verhaltne Feuer in ihrer Herrin. »Du bist wie die Götterberge in meiner Heimat«, sagte sie: »Schnee
     auf dem Gipfel: Rosen um den Gürtel: aber im Innern versengendes Feuer: das oft über Schnee und Rosen strömt.«
    Indes bog Graf Arahad aus dem buschigen Wege und neigte sich vor dem schönen Weibe mit einem Erröten, das ihm wohl anstand.
    »Ich komme«, sagte er, »Königin   –«
    Aber herb unterbrach sie ihn.
    »Hoffentlich, Graf von Asta, kommst du, endlich diesem schnöden Spiel von Gewalt und Lüge ein Ende zu machen. Nicht länger
     will ich’s tragen. Dein kecker Bruder überfällt mich plötzlich, die wehrlose, in die Trauer um ihre Mutter versunkne Waise,
     in meinen Gemächern, nennt mich in einem Atem seine Königin und seine Gefangne und hält mich wochenlang in unwürdiger Haft.
     Er bringt mir den Purpur und nimmt mir die Freiheit. Darauf kommst du und verfolgst mich mit deiner eiteln Werbung, die dich
     nie zum Ziele führt. Ich habe dich verschmäht in der Freiheit: glaubst du, gefangen, in deiner Zwanggewalt, wird dich, du
     Tor, das Kind der Amaler erhören? Du schwörst, du liebest mich? Wohlan, so achte mich. Ehre meinen Willen, laß mich frei.
     Oder zittre, wenn mein Befreier naht.«
    Und drohend trat sie auf den Bestürzten zu, der keine Worte finden konnte.
    Da eilte raschen Schrittes Herzog Guntharis herbei, mit funkelnden Augen. »Auf, Arahad«, rief er, »komm zu Ende. Wir müssen
     fort, sogleich. Er naht, er dringt mit Macht heran.«
    »Wer?« fragte Arahad hastig.
    »Er sagt, er kommt, sie zu befreien. Er hat gesiegt, der Bauernkönig, und unsre Vorposten geschlagen bei Castrum Sivium.«
    »Wer?« fragte jetzt Mataswintha eifrig.
    »Nun«, antwortete Guntharis zornig, »jetzt magst du’s erfahren: es ist doch nicht mehr zu bergen: Graf Witichis von Fäsulä.«
    »Witichis!« hauchte Mataswintha mit leuchtenden Augen und hochaufatmend.
    »Ja! ihn haben die Rebellen von Regeta, das Recht des Adels vergessend, zum König der Goten erhoben.«
    »Er! er mein König!« sprach Mataswintha wie im Traume.
    »Ich hätte dir’s gesagt, schon da ich dich als Königin begrüßte; aber in deinem Gemach stand seine Marmorbüste, bekränzt.
     Das war mir verdächtig. Später sah ich’s: es war ein Zufall: es ist ein Areskopf.«
    Mataswintha schwieg und suchte die glühende Röte zu verbergen, welche ihr Antlitz überflog.
    »Nun«, rief Arahad, »was ist zu tun?«
    »Wir müssen fort. Wir müssen ihm zuvorkommen in Ravenna. Florentia, die Veste, hält ihn eine Weile auf: indessen gewinnen
     wir Ravenna, und wenn du Beilager gehalten in der Burg Theoderichs mit dessen Enkelin, ist alles Volk der Goten unser. Auf,
     Königin! Ich lasse deinen Wagen schirren: in einer Stunde gehst du nach Ravenna in der Mitte unsrer Scharen.«
    Und die Brüder eilten hinweg. Blitzenden Auges sah ihnen Mataswintha nach:
    »Ja, führt mich fort, gefangen und gebunden; wie der Adler aus der Höhe wird mein König auf euch niederstoßen und mich retten
     aus eurer Gewalt. Komm, Aspa, der Befreier naht.«

Zehntes Kapitel
    Kaum hatten die Goten den Mauern Roms den Rücken gewendet, so berief Papst Silverius – es war am Tage nach seinem Eide – die
     Spitzen der Priesterschaft, des Adels, der Beamtenund der Bürgerschaft der Stadt in die Thermen des Caracalla zu einer Beratung über Heil und Gedeihen der Stadt des heiligen
     Petrus. Auch Cethegus war geladen und erschienen.
    Mit Unbefangenheit stellte er darauf den Antrag, da endlich die Stunde gekommen sei, das Joch der Ketzer abzuwerfen, eine
     Gesandtschaft an Belisarius, den Feldherrn des rechtgläubigen Kaisers Justinian, des einzig rechtmäßigen Herrn Italiens, abzuordnen,
     ihm die Schlüssel der ewigen Stadt zu überreichen und ihm und seinem Heere den Schutz der Kirche und der Gläubigen gegen die
     Rache der Barbaren zu empfehlen. Den Gewissenszweifel eines noch sehr jungen Priesters und eines ehrlichen Schmiedemeisters
     wegen des gestern geleisteten Eides beseitigte er lächelnden Mundes mit der Berufung auf seine apostolische Macht, wie zu
     binden, so zu lösen: und auf die offenbare Gewalt gotischer Waffen, unter deren Eindruck sie den Schwur geleistet. Darauf
     ging der Antrag einstimmig durch: und der Papst selbst, Scaevola, Albinus und Cethegus wurden als die Gesandten gewählt.
    Aber Cethegus widersprach: schweigend hatte er die Verhandlung mit angehört und sich der

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