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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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solcher Versuchung widerstehen könnte. Soll diese rohe Germanin widerstehen?«
     –
    Sowie sich der Prinz von den Mühen der Seefahrt einigermaßen erholt und die Reisekleider mit einem Staatsgewand vertauscht
     hatte, erschien er an der Seite des Präfecten in dem Thronsaal des großen Theoderich im Mittelbau des Palastes. An den Wänden
     der stolzgewölbten Halle hingen noch die Trophäen gotischer Siege. Ein Säulengang lief an drei Seiten des Saales hin: in der
     Mitte der vierten erhob sich der Thron Theoderichs.
    Mit edlem Anstand stieg der Prinz die Stufen hinan. Cethegus blieb mit Belisar, Bessas, Demetrius, Acacius, Johannes und zahlreichen
     andern Heerführern im Mittelgrund.
    »Im Namen meines kaiserlichen Herrn und Ohms nehme ich Besitz von dieser Stadt Ravenna und von dem abendländischen Römerreich.
     An dich, Magister Militum, dies Schreiben unseres Herrn, des Kaisers. Erbrich und lies es selbst der Versammlung vor. So befahl
     Justinianus.«
    Belisar trat vor, empfing kniend den kaiserlichen Brief, küßte das Siegel, erhob sich wieder, öffnete und las:
    »Justinianus, der Imperator der Römer, Herr des Morgen- und des Abendreichs, Besieger der Perser und Saracenen, der Vandalen
     und Alanen, der Lazer und Sabiren, der Hunnen undBulgaren, der Avaren und Sclavenen und zuletzt der Goten, an Belisar, den Konsularen, ehemals Magister Militum.
    Wir sind durch Cethegus, den Präfecten, von den Vorgängen unterrichtet, die zum Fall von Ravenna geführt. Sein Bericht wird,
     auf seinen Wunsch, dir mitgeteilt werden. Wir aber können seine darin ausgesprochene gute Meinung von dir und deinen Erfolgen
     wie von deinen Mitteln mitnichten teilen: und wir entheben dich deiner Stelle als Befehlshaber unseres Heeres. Und wir befehlen
     dir angesichts dieses Briefes, sofort nach Byzanz zurückzukehren, um dich vor unserem Throne zu verantworten.
    Einen Triumph wie nach dem Vandalenkrieg können wir dir um so weniger gewähren, als weder Rom noch Ravenna durch deine Tapferkeit
     gefallen: sondern Rom durch Übergabe, Ravenna durch Erdbeben, den Zorn Gottes über die Ketzer und höchstverdächtige Verhandlungen,
     deren Unschuld du, des Hochverrats angeklagt, vor unserem Thron erweisen wirst.
    Da wir, eingedenk früherer Verdienste, nicht ohne Gehör dich verurteilen wollen,– denn Morgenland und Abendland sollen uns
     für ferne Zeiten feiern als den Kaiser der Gerechtigkeit – sehen wir von der Verhaftung ab, die deine Ankläger beantragt.
     Ohne Ketten – nur in den Fesseln deines dich selbst anklagenden Gewissens – wirst du vor unser kaiserliches Antlitz treten.«
    Da wankte Belisar. Er konnte nicht weiterlesen: er bedeckte das Gesicht mit den Händen: das Schreiben entfiel ihm. Bessas
     hob es auf, küßte es und las weiter.
    »Zu deinem Nachfolger im Heerbefehl ernennen wir den Strategen Bessas. Ravenna übertragen wir dem Archon Johannes. Die Steuerverwaltung
     bleibt, trotz der wider ihn von den Italiern erhobnen höchst ungerechten Klagen, dem in unsrem Dienst so eifrigen Logotheten
     Alexandros. Zu unsrem Statthalter aber in Italien ernennen wir den hochverdienten Präfecten von Rom, Cornelius Cethegus Cäsarius.
    Unser Neffe, Germanus, mit kaiserlicher Vollmacht ausgerüstet, haftet mit seinem Haupt dafür, dich unverweilt nach unsrerFlotte auf der Höhe von Ariminum zu bringen, auf welcher dich Areobindos nach Byzanz führen wird.«
    Germanus erhob sich und befahl allen, bis auf Belisar und Cethegus, den Saal zu verlassen. Darauf stieg er die Stufen des
     Thrones herab und schritt auf Belisar zu, der nicht mehr wahrnahm, was um ihn her geschah. Er stand unbeweglich, das Haupt
     und den linken Arm an eine Säule gelehnt, und starrte zur Erde. Der Prinz faßte seine Rechte.
    »Es schmerzt mich, Belisarius, der Träger solcher Botschaft zu sein. Ich übernahm den Auftrag, weil ihn ein Freund milder
     als einer der vielen Feinde, die sich dazu drängten, ausführen kann. Aber ich verhehle dir nicht: dieser dein letzter Sieg
     hebt die Ehre deiner frühern auf. Nie hätte ich von dem Helden Belisar solch Lügenspiel erwartet. Cethegus hat sich ausgebeten,
     daß sein Bericht an den Kaiser dir vorgelegt werde. Er ist deines Lobes voll: hier ist er. Ich glaube, es war die Kaiserin,
     welche Justinians Ungnade gegen dich entzündet hat. Aber du hörst mich nicht   –«
    Und er legte die Hand auf seine Schulter. Belisar schüttelte die Berührung ab. »Laß mich, Knabe – du bringst mir – du

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