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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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bringst
     mir den echten Dank der Kronen.«
    Vornehm richtete sich Germanus auf. »Belisar, du vergissest, wer ich bin und wer du bist.«
    »Oh nein, ich bin ein Gefangner und du bist mein Wächter. Ich gehe sofort auf dein Schiff – erspare mir nur Ketten und Bande.«
     
    Erst spät konnte sich der Präfect von dem Prinzen losmachen, der in vollstem Vertrauen die Angelegenheiten des Staates und
     seine persönlichen Wünsche mit ihm besprach. Er eilte, sowie er in seinen Gemächern, die er ebenfalls im Palaste bezogen,
     allein war, den ihm von Lucius Licinius mitgeteilten Brief der Kaiserin zu lesen. Er lautete:
    »Du hast gesiegt, Cethegus. Als ich dein Schreiben empfing, gedacht’ ich alter Zeiten, da deine Brieflein in dieser Chiffreschrift
     an Theodora nicht von Staaten und Kriegen handelten, sondern von Küssen und Rosen   –«
    »Daran müssen sie immer erinnern«, unterbrach sich der Präfect.
    »Aber auch in diesem trocknen Briefe erkannte ich die Unwiderstehlichkeit jenes Geistes, der einst die Frauen von Byzanz noch
     mehr als deine Jugendschönheit zwang. So gab ich denn auch diesmal den Wünschen des alten Freundes nach, wie einst denen des
     jungen. Ach, ich dachte gern unsrer Jugend, der süßen. Und ich erkannte wohl, daß Antoninens Gemahl allzu fest in Zukunft
     stehn würde, wenn er diesmal nicht fiel. So raunte ich denn – wie du geschrieben – dem Kaiser in die Ohren: Allzu gefährlich
     sei ein Untertan, der ein solches Spiel mit Kronen und mit Aufruhr treiben könne. Keinen Feldherrn dürfe man lange solcher
     Versuchung aussetzen. Was er diesmal gegaukelt, könne er ein andermal im Ernst versuchen. Diese Worte wogen schwerer als alle
     Siege Belisars, und alle meine, d.   h. deine Forderungen, gingen durch. Denn Mißtraun ist die Seele Justinians. Er traut nur einer Treue auf Erden – der Theodoras.
    Dein Bote Licinius ist
hübsch
– aber unliebenswürdig: er hat nur Rom und Waffen in Gedanken. Ach Cethegus, mein Freund, es lebt keine Jugend mehr wie die
     unsre war. ›Du hast gesiegt, Cethegus‹ – weißt du noch den Abend, da ich dir diese Worte flüsterte? – Aber vergiß nicht, wem
     du den Sieg verdankst. Und merke dir, Theodora läßt sich nur solang sie selber will als Werkzeug brauchen. Vergiß das nie.«
    »Gewiß nicht«, sagte Cethegus, das Schreiben sorgfältig zerstörend, »du bist eine zu gefährliche Verbündete, Theodora,– nein,
     Dämonodora! – laß sehn, ob du unersetzbar bist.– Geduld – in wenig Wochen ist Mataswintha in Byzanz.« –

Sechsundzwanzigstes Kapitel
    Der Rundturm, in dessen tiefen Gewölben Witichis gefangensaß, lag an dem rechten Eckflügel des Palastes, desselben Querbaues,
     in welchem er als König gewohnt und geherrscht hatte. Der Turm bildete mit seiner Eisentür den Abschluß eines langen Ganges,
     welcher von einem Hof aus zur Rechten lief undvon diesem Hof wieder durch eine schwere Eisenpforte abgeschlossen war.
    Gerade dieser eisernen Hofpforte gegenüber lag im Erdgeschoß auf der linken Seite des Hofes die kleine Wohnung Dromons, des
     Carcerarius oder Kerkermeisters des Palastes. Sie bestand aus zwei kleinen Gemächern: das erste, von dem zweiten durch einen
     Vorhang getrennt, war ein bloßes Vorzimmer. Das zweite Gemach gewährte durch ein logenartiges Fenster den Ausblick auf den
     Hof und den Rundturm. Beide waren von einfachster Einrichtung: ein Strohlager im Innengemach und zwei Stühle und Tische im
     äußern nebst den Schlüsseln an den Wänden waren ihr ganzes Gerät. Und auf der Holzbank an jenem Fenster saß Tag und Nacht,
     unverwandt den Blick auf die Mauerlücke heftend, aus welcher allein Luft und Licht in des Königs Kerker fiel, schweigend und
     sinnend ein Weib.– Es war Rauthgundis. Niemals ließ ihr Auge von jenem kleinen Spalt im Turm.
    »Denn dort«, sagte sie sich, »dort hängt auch sein Blick, dorthin schwebt seine Sehnsucht.«
    Auch wenn sie mit Wachis, ihrem Begleiter, oder mit dem Kerkermeister, der sie beherbergte, sprach, wandte sie das Auge nicht
     von dem Turm. Es war, als ob der Bann ihres Blickes Unheil von dem Gefangnen abhalten könne. Lange, lange war sie heute wieder
     so gesessen. Es war dunkler Abend geworden. Drohend und finster ragte der gewalt’ge Turm und warf einen breiten Schatten über
     den Hof und diesen linken Flügel des Palastes.
    »Dank dir, gütiger Himmelsherr«, sprach sie. »Auch deine schweren Schläge treiben zum Heil. Wär’ ich in die Felsen der Skaranzia,
    

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