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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Gefangenschaft.
    So also war es nicht mehr möglich, wie in dem belisarischen Feldzug, daß die Gotensiedelungen sich vor der vorüberbrausenden
     Woge des Krieges duckend verbargen, und, nachdem sie weitergestürmt, sich wieder emporrichteten, wie Halme nach dem Gewitterwind:–
     nein, so weit Narses kam, kam der Gotenuntergang, und war er weitergezogen, war hinter ihm ausgetilgt das Gotentum. So wurde
     denn, was noch flüchten konnte, was entronnen war vor der wandelnden Mauer der Vernichtung, von Norden nach Süden in des Königs
     Lager gedrängt: es nahm der Krieg den Charakter der alten Kämpfe eines Wandervolkes an, dessen Geschick an Schlacht und Lager
     gebunden war: die Wagenburg der ineinandergeschobnen Karren, welche die Zelte trugen, die einzige Heimat: es war nicht mehr
     die Verteidigung eines vom Feinde bedrohten Landes und der friedlichen Einwohner durch ein Heer: denn außer dem Lager des
     Königs und dem von diesem gedeckten Lande gab es keine Goten mehr in Italien.
    Totila ließ, schon um der Hungergefahr zu steuern, welche die Anhäufung solcher Massen Volkes in und hinter dem Lager herbeiführen
     mußte, die unwehrhafte Menge weiter nach dem Süden führen und verteilen.
    Als den König auf einem Erkundungsritt über die Höhen dicht an der »Spes bonorum« vorüber der junge Herzog Adalgoth jenes
     Abends erinnerte, da sie zuerst die Kapelle besucht, lächelte jener:
    »Jawohl: da ich mir die Grabesstätte wählte bei Numa Pompilius. Nun gut: falle ich hier, habt ihr mich nicht weit zu tragen.«
    Aber im Grunde seines Herzens war der König nicht ohne Sorge über den Ausgang der hier sich langsam vorbereitenden Schlacht.
     Ihn beunruhigte der Mangel an Reiterei: der größere Teil seiner Berittnen stand bei den Truppen von Guntharis und Grippa.
     Den tapfern Langobarden im Lager des Narses hatte der König keine an Zahl entsprechende Waffe entgegenzustellen. Aber gerade
     diesem Mangel schien das alte Glück des Königs abhelfen zu wollen.

Siebenundzwanzigstes Kapitel
    In dem Gotenlager gingen schon seit mehreren Tagen dunkle Gerüchte von der Annäherung neuer Hilfsscharen von Osten her, welche
     zugewanderte Goten meldeten. Der König wußte von keinem Zuzug aus jener Richtung und sandte deshalb vorsichtig, einem etwaigen
     Flankenangriff der Byzantiner zu begegnen, Graf Thorismuth, Wisand, den Bandalarius, und den jungen Adalgoth mit einigen berittnen
     Sajonen auf Kundschaft aus. Aber am Tage darauf schon kamen diese zurück, und Graf Thorismuth sprach frohen Angesichts, da
     er mit Adalgoth in das Zelt des König trat:
    »Ich bringe dir, o König, einen alten Freund zur rechten Stunde.«
    »Er gleicht ganz dem Königstiger«, fiel Adalgoth ein, »den du in den letzten Circusspielen dem Volke zu Rom gezeigt. Nie sah
     ich solche Ähnlichkeit zwischen Mensch und Tier.«
    »Er wird dir hochwillkommen sein – da ist er schon.«
    Und vor dem König stand – Furius Ahalla, der Corse. Er neigte das stolze, noch tiefer gebräunte Antlitz und legte die linke
     Hand auf die Brust.
    »Ich grüße dich, König der Goten.«
    »Willkommen, Weltumsegler, in Italien. Woher kommst du?«
    »Von Tyrus.«
    »Und was führt dich zurück?«
    »Das, o König, kann ich nur dir vertrau’n.«
    Auf einen Wink Totilas verließen die andern das Zelt: da faßte der Corse in fiebernder Erregung seine beiden Hände. »O sage
     ja, sage ja: mein Leben – mehr als mein Leben hängt daran!«
    »Was meinst du?« fragte der König, mit unwilligem Staunen zurücktretend. Die heiße, wilde, hastige Art des Mannes war seiner
     Natur sehr entgegen.
    »Sage ja: du bist mit des Westgotenkönigs Agila Tochter verlobt – Valeria ist frei?«
    Der König furchte die Stirn und schüttelte zürnend das Haupt: aber ehe er sprechen konnte, fuhr der Corse in heftiger Erregung
     fort:
    »Staune nicht – frage nicht! Ja: ich liebe Valeria mit aller Glut: fast hass’ ich sie – so lieb’ ich sie. Ich warb um sie
     vor Jahren. Ich erfuhr, sie sei dein – vor dir trat ich zurück:– erwürgt hätt’ ich jeden andern mit diesen Händen. Ich eilte
     fort: ich stürzte mich in Indien, in Ägypten in neue Gefahren, Abenteuer, Schrecknisse, Genüsse. Umsonst. Ihr Bild blieb unverwischt
     in meiner Seele. Höllenqualen der Entbehrung erlitt ich um sie. Ich dürstete nach ihr wie der Panther nach Blut. Und ich verfluchte
     sie, dich und mich. Und ich wähnte, längst sei sie dein geworden.
    Da traf ich im Hafen von Alexandria auf

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