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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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zur
     Belohnung eingeräumt wurde, ließ sich der Krüppel tragen. An seiner Seite ritt mit gezognem Schwerte Alboin und flüsterte
     ihm zu:
    »Also du willst wirklich nicht, Narses? Der Mann scheint mir sehr gefährlich, sehr. Du brauchst nicht zu sprechen – ein Zucken
     deiner Wimper – und es ist geschehen.«
    »Laß ab zu drängen, du Zukunft der Langobarden. Ich könntesonst glauben: du willst den Mann nicht mir, sondern dir selber aus dem Wege räumen.«
    »Wir Söhne der Gambara haben ein Sprichwort: ›Erschlagner Feind hat noch selten gereut.‹«
    »Und wir Romäer haben ein anderes«, sagte Narses: »›Wirf die Leiter erst um, wenn erstiegen der Wall.‹ Erst, mein eifriger,
     junger Freund, laß uns Totila durch Cethegus vernichten. Der kennt Rom, Italien und die Goten doch noch besser als Alboin,
     der Roßhändler. Was diesen Ex-Magister-Militum-per-Italiam selber anlangt, so ist sein Geschick
be
siegelt   –«
    Alboin sah ihn fragend an.
    »Aber auch noch
ver
siegelt. Zur rechten Stunde werd’ ich es ihm – eröffnen und vollenden.«
    Gleich darauf hielt Cethegus neben der Sänfte. »Willkommen, Narses«, sprach er: »Italien begrüßt den größten Feldherrn des
     Jahrhunderts als seinen Befreier.«
    »Laß das gut sein. Mein Kommen hat dich wohl überrascht?«
    »Wer einen Areobindos als Helfer erwartet und einen Narses statt dessen findet, kann nur erfreut sein. Aber, allerdings«,
     fügte er lauernd bei, »da Belisarius begnadigt ist, hätte auch er, seinem Wunsche gemäß, nach Italien gesendet werden können.«
    »Belisar ist nicht begnadigt«, sagte Narses kurz.
    »Und meine Gönnerin, die Kaiserin – wie starb sie so plötzlich?«
    »Das weiß genau nur sie selber. Und jetzt vermutlich die Hölle.«
    »Hier liegt ein Geheimnis«, sagte Cethegus.
    »Ja:– doch lassen wir’s liegen. Kein Geheimnis aber mehr ist dir, daß jetzt Narses in Italien steht. Bekannt ist dir wohl
     von früher, daß Narses niemals geteilten Heerbefehl führt. Der Kaiser hat dich mir unterstellt mit dem ›ersten Heer‹. Willst
     du unter mir in meinem Lager dienen, soll mich’s freuen: denn du verstehst den Krieg, Italien und die Goten. Willst du nicht,
     so entlasse deine Söldner – ich brauche sie nicht. Ich befehlige einhundertzwanzigtausend Mann.«
    »Du trittst mit großen Mitteln auf.«
    »Ja: denn ich habe große Zwecke. Und nicht kleine Feinde.«
    »Du bist den Goten stark überlegen: wenn sie nicht auch ihr Südheer aus Regium hierherziehen.«
    »Das können sie nicht. Denn ich habe auch vor dem Hafen von Rom und auf der Höhe von Regium zwei Geschwader mit Zwanzigtausend
     kreuzen lassen, welche das gotische Südheer beschäftigen.«
    Cethegus staunte. Das war wieder eine Überraschung.
    »Du aber wähle«, sprach Narses, »bist du mein Gast oder mein Unterfeldherr? Ein Drittes gibt es nicht in meinem Lager.«
    Cethegus übersah klar die Lage. Er war Unterfeldherr oder – Gefangner. »Es ehrt mich, unter dir zu dienen, nie besiegter Perserüberwinder.«
     »Warte nur«, dachte er: »auch Belisar trat auf als mein Herr: zu Rom ward ich der seinige.«
    »Wohlan«, befahl Narses, dessen Sänfte während der Unterredung auf die hohen, stelzengleichen Tragestangen war niedergestellt
     worden: »so ziehen wir zusammen gegen die Barbaren. Tragt euren Vater wieder, liebe Kinder.«
    Und die Krieger traten wieder an die Sänfte. Cethegus wollte bei dem Aufbruch sein Pferd an die rechte Seite des Feldherrn
     lenken. Aber in sehr gutem Latein rief ihm Alboin zu:
    »Nichts da, Herr Römer. Mich nennt man die rechte Hand des Narses. Der Ehrenplatz ist mein:– die linke, die Unheilseite, ist
     noch frei. Wir haben sie für dich aufgehoben.«
    Schweigend ritt Cethegus auf die linke Seite. »Ich weiß nicht«, sagte er zu sich selbst, »ob diese rechte Hand vor ihrem Haupte
     oder nach ihm fallen muß! Am besten zugleich.«
    Am Abend dieses Tages noch erreichte das Heer des Narses die Stellungen zwischen den Bergen von Helvillum und von Taginä.

Fünfundzwanzigstes Kapitel
    Und gewaltig wahrlich war dieses Heer des Narses. Der zähe, geizige Sparer Justinian hatte diesmal nicht gespart: mit vollen
     Händen hatte er gespendet. Seine aus Kleinlichem und Großartigemseltsam gemischte Natur schien für dies Unternehmen das Kleinliche völlig abgestreift zu haben. Die großen Erschütterungen
     in der Hauptstadt, an seinem Hofe, hatten ihn wachgerüttelt. Klar hatte sein heller, diplomatischer Kopf, viel mehr

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