Ein Kampf um Rom
gleichnamigen Perserkönigs Neffe,
der längst mit vielen Persern sich dem Kaiser unterworfen, Johannes, Basiliskos, Valerianus, Vitalianus, Justinus, Paulus,
Dagisthäos, Anzalas, der Armenier – lauter hervorragende Führer. Das vor Portus kreuzende, Rom beobachtende Geschwader und
Heer führte Armatus, das zwischen Sicilien und Neapolis wachende Dorotheos.
So waren es hunderttausend Mann, welche unter Narses und Cethegus bei Caprä den Goten gegenüberstanden, während Rom und Neapolis
durch weitere zwanzigtausend bedroht wurden.
Sechsundzwanzigstes Kapitel
Diesen Zahlen aber hatte König Totila entfernt nicht mehr die Streitkräfte entgegenzustellen, welche dereinst Witichis, im
ganzen hundertundsechzig Tausendschaften, aufgebracht. Die Lücken, welche der Krieg, die großen, allein siebzig Tausendschaften
betragenden Verluste vor Rom, dann die Seuchen, der Hunger, die Gefangennehmung zu Ravenna und zu Senogallia in das gotische
Volksheer gerissen hatten, waren nicht wieder ersetzt worden durch die italischen Colonen, welche Totila nur dann einreihte,
wenn sie es forderten. So betrug die ganze Macht des Königs etwa siebzig Tausendschaften, von welchen zehn unterhalb Rom zur
Abwehr der beiden drohenden Landungen belassen werden mußten unter Herzog Guntharis und Graf Grippa: ungefähr zehn andre Tausendschaften
aber wurden durch die verlornen Besatzungen in Griechenland und auf den Inseln, sowie in den Städten und Burgen Italiens und
Dalmatiens abgezogen, welche zum Teil schon in des Narses Hand gefallen, getötet oder außer Land geschaft waren. Es waren
alsonicht mehr als etwa fünfzig Tausendschaften, welche König Totila der doppelt starken Macht der Feinde bei Taginä entgegenführte.
Als Cethegus dies Zahlenverhältnis dem Oberfeldherrn vorrechnete, sagte dieser:
»Mein großer Freund Belisar hat oft mit der Minderzahl gesiegt, ist aber noch öfter von der Mehrzahl, wie billig, geschlagen
worden. Ich, Narses, habe meinen Ruhm nur darin gesucht, jedesmal zu siegen, obzwar nicht mit der Minderzahl: und diesen bescheidneren,
aber zweckmäßigeren Ruhm hab’ ich erreicht. Er wird mir auch diesmal nicht entgehn.«
Auch in dem Lager der Goten erkannte man die Überlegenheit der Byzantiner: es fehlte nicht an Stimmen in des Königs Kriegsrat,
welche die offne Feldschlacht zu vermeiden und den Rückzug in die noch von den Goten besetzten Städte, ein Hinschleppen des
Kampfes durch zähe Verteidigung rieten. Aber der König verwarf diesen Rat aus guten Gründen und beschloß, bei Taginä zu schlagen.
Mit banger Ahnung hatte Valeria allmählich erraten, daß die Entscheidung gerade hier fallen werde, in dem Tal ihrer Sorgen
und Schmerzen.
Der König hatte auch den übrigen, das Volksheer begleitenden Frauen, darunter den Neuvermählten Gotho und Liuta, das Kloster
und die Kapelle auf den beiden Hügeln im Rücken des Heeres bei »Spes bonorum« als den angemessensten und sichersten Aufenthalt
angewiesen:– selbst im Fall des Sieges der Feinde gewährten diese katholischen Kultstätten gegenüber den katholischen Überwindern
noch am ehesten Schutz. Das Lager des Königs und die durch dasselbe gedeckten Gebiete wurden aber täglich mehr angefüllt von
Angehörigen des Gotenvolks jedes Alters und Geschlechts, welche aus den von Narses bedrohten oder durchzognen Gegenden nach
Süden flüchteten: denn das furchtbare System der Ausrottung alles gotischen Lebens, welches der Gewaltige verfolgte, war alsbald
schrecklich bekannt worden und jagte die entsetzten Goten in banger Verzweiflung auf, bevor auch über sie hin der eherne Wagen
der Austilgung rollte. Sie erkannten, daß ein Vernichtungskrieg gegen ihr gesamtes Volkstum, nicht nur ein politischer Streit
hier geführt werde: nicht nur die gotischen Krieger,alle Tropfen gotischen Blutes waren die von Narses bedrohten Feinde.
Dazu kam, daß nun auch die Italier diese Natur und Absicht des jetzt erneuten Kampfes erkannten: und nun brach auch in ihnen
der alte Barbarenhaß, der Gegensatz des Blutes und des Glaubens, wieder aus: die Versöhnung nach der Kriegsnot und durch die
Milde des Friedenskönigs war erzwungen und künstlich,– die Ausnahme – gewesen: nun kehrte das Natürliche, die Regel, der Haß
wieder. Überall, wo sie sich durch die »Romäer« gesichert glaubten, zeigten diesen die Italier die Wohnstätten oder Verstecke
der gotischen Familien an oder lieferten sie gleich selbst in die
Weitere Kostenlose Bücher